Derek Walcott, der große Dichter des 20. Jahrhunderts, spricht über die Themen, die sein ganzes Leben begleiten: seine Liebe zur westlichen Literatur, die komplexe Kolonialgeschichte der Karibik, die merkwürdige Erfahrung einer neuen Liebe und die manchmal furchteinflößende Schönheit der Natur. Dabei erweitert er die Möglichkeiten von Reim und Takt, von poetischer Form und Sprache. Entstanden ist ein bewegender Zyklus: Seine Gedichte sind ein Lobgesang auf Schönheit, Liebe, Kunst und - vielleicht am überraschendsten - das Altwerden.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.05.2012Wind in schrägen Segeln
In seinem neuen Gedichtband „Weiße Reiher“ erlaubt der Nobelpreisträger Derek Walcott seinen Versen den „ungelenken Schritt“
Wenn das Licht auf der Insel nachlässt und die Dämmerung noch in der Schwebe hängt, beginnt für Derek Walcott das Schreiben. Eben noch hat der Wind den Regen über das Kap getrieben – nun sind die Ruderschläge eines kleinen Bootes zu hören und das „Glucksen / der Kette in der fleckigen See“. St. Lucia, die karibische Insel, auf der Walcott vor 82 Jahren geboren wurde, ist ihm Sprachquelle und Herkunftsort zugleich. Seit einigen Jahren lebt er wieder dort, und wenn er nicht gerade auf Reisen ist, beschwört und rühmt er die Landschaft, als könne er mit seiner Sprache die Welt erfassen: „Behandle jeden Fleck / als wäre er gerade erschaffen, schon alt, / doch wieder neu durch die Benennung“ .
Der alte Traum der Poesie, das Zauberwort zu finden, um die Dinge zu verwandeln, durchzieht Derek Walcotts Schreiben von Beginn an. Doch ebenso deutlich ist ein zweiter Impuls spürbar. So, wie sich die Insel aufteilt in Marschland und bergige Gegenden mit den „Furchen der Trockenzeit“, so spaltet sich auch das Schreiben auf. Dem Traum des Namengebens steht das Wissen gegenüber, dass Wahrnehmung und Sprache immer schon kulturell durchsträhnt sind und die Sprache ein Eigenleben führt. Dieser Widerspruch hält Walcotts Gedichte in Bewegung – oder genauer: an ihm arbeitet sich sein Schreiben von jeher ab.
Auch in seiner neuen Gedichtsammlung ist es eine gedeutete Landschaft, auf die der Leser trifft. Wie schon in vielen Büchern zuvor schickt Derek Walcott einen Sprecher in die Welt, der nah am Leben seines Autors siedelt. Das lyrische Ich versucht die Dinge zu benennen und es verschmilzt seine Beobachtungen mit Erinnerungen und Traumresten, verwandelt die Welt immer wieder in Bilder.
Sinnliche Wörter, die vom „stinkenden Tang“ der Dünung oder von Gischtresten sprechen, treffen auf das Licht St. Lucias, das „benannte, worauf es fiel – / Mombinpflaume und Zaboca, Taro, Tannia und Melone, / und zwischen den Hügeln setzten Immortellen, zinnober / und orange, den Kakaopflanzen ihre Grenzen“. Neben die botanische Nomenklatur treten Gedicht- und Bildzeilen, „Zeichen“, die sich über die Wahrnehmung der Natur- und Stadtlandschaften legen. Hecken leuchten auf „wie Verse aus einem Gedicht“, und eine Stadt wie London erinnert an das „Knarzen eines Bauernkarrens / aus Constable oder John Clare“.
Immer wieder denkt Derek Walcott in seinen Gedichten über das eigene Schreiben nach. Eine Kunst, die der „Selbst-Entdeckung“ gilt und „das Natürliche mit dem Marmornen zu verbinden“ sucht, wie Walcott das in seiner Dankesrede zum Nobelpreis von 1992 selbst genannt hat, führt ein zwiespältiges Dasein: „Mein Handwerk und mein Handwerkszeug stellt / Parallelen her zu jedem Gegenstand, das Wort / und sein Wortschatten machen, dass eine Sache sie selbst / und etwas andres ist, bis wir Metaphern sind und nicht mehr wir / in einer Sprache der Erfahrung, die beständig wächst, / Verbindungen so hintersinnig knüpft, dass sie uns schrecken“. Die Sprache des Gedichts verknüpft die Phänomene und macht die Worte vielstimmig, und im gleichen Zuge kann die „Selbst-Entdeckung“ umschlagen in Entfremdung.
Doch es gibt in diesem Buch noch ein zweites, noch handfesteres Motiv für das Gefühl des Entrücktseins. Neben St. Lucia und Städten wie London, Amsterdam oder New York ist es Italien, dem Derek Walcotts Verse gelten. Dort, auf Sizilien, hat sich der „angegraute Satyr mit stoppligem Seeigelbart“ in eine junge Italienerin verliebt. Eine Frau, die er umschwärmt und besingt – die seine Liebe aber nicht erwidert.
Diese Erfahrung könnte einschneidender kaum sein: „Dass man dir Liebe, deine Achse, entzog, lässt dich / im Angelpunkt des Körpers schwanken, im Einklang / mit dem Erschauern der Waggons entlang / den Stränden der Ligurerküste. Die Dinge sind ganz / aus dem Gleichgewicht, torkeln von Schlägen der Erinnerung.“ So ist der Parcours der Verse auch der Versuch, die Angebetete zu vergessen und die eigene Mitte wiederzufinden.
Für Walcott folgt daraus nicht etwa eine therapeutische Aufgabe, sondern ein Anspruch an die Form. Wie jene „weißen Reiher“, denen der Band seinen Titel verdankt, wollen sich die Verse vor allem durch Eleganz auszeichnen. Die Vögel, die am Fluss, auf den Weiden, selbst in den Mangrovensümpfen der Insel zu finden sind, werden Derek Walcott zum Inbegriff einer „stolzierenden Vollkommenheit“. Schwebend, dem Mythos nicht fern, scheinen sie von keiner Sterblichkeit berührt zu sein.
Walcotts Plädoyer für den reiherartigen „ausgewogenen“ Satz („skulptierte Setzung, jede Stanze an ihren Platz gebracht“) mag auch der Idee geschuldet sein, dem Vergehen der Zeit und der auszehrenden, unerfüllten Liebe eine klare, doch in sich bewegliche Form entgegenzuhalten: wieder ins Gleichgewicht zu kommen in der Balance der Verse.
Aber auch hier lässt sich Walcott nicht auf eine Lesart festzurren. Wie die Reiher andernorts als „schräge Segel“ oder Vertreter des „ungelenken Schritts“ erscheinen, so dürfen die Verse nicht zu perfekt sein. Ein gutes Gegengewicht zu jenen „tröstlichen Klischees“, denen Walcott mitunter verfällt. Im Vergleich zu seinem zuletzt veröffentlichten Band „The prodigal“ (2004; deutsch: „Der verlorene Sohn“, 2007) ist der Rhythmus zwar gleichmäßiger geworden, sogar Reime sind nun fester Bestandteil der Verse. Aber Walcott umspielt die feste Form nur, deutet Gleichmäßigkeit allenfalls an. Und seine Liebe zu Reimen gilt vor allem dem, was die Engländer „slant rhyme“ nennen: den schrägen Reim.
Wenn er „eyes“ auf „rise“ reimt oder „nouns“ auf „towns“, gehört das noch zu den feineren Möglichkeiten. An anderen Stellen lässt er den „quarrels“ ein „vowels“ folgen und senkt die „Streitereien“ so in die Wörter selbst ein. Werner von Koppenfels hat in seiner Übersetzung immer wieder schöne Lösungen für diese schrägen Reime gefunden. Manchmal allerdings sind die Satzteile im Deutschen allzu deutlich umgestellt, um dem Reim zu genügen.
Und manchmal ist Koppenfels in seinem Ton eine Nuance gehobener oder zurückhaltender als der englische Text. Wenn er etwa das Schimpfwort für V. S. Naipaul – den anderen karibischen Nobelpreisträger, mit dem Walcott sich seit einiger Zeit eine Schlammschlacht liefert – mit „Schuft“ übersetzt, klingt es viel milder als jener „bastard“, den Walcott selbst benutzt. Doch das sind Kleinigkeiten. Koppenfels gelingt es sehr gut, Walcotts lang ausgreifenden Rhythmus und die innere Spannung der Verse ins Deutsche zu holen.
Am schönsten aber ist, dass die Übersetzung auch Walcotts zwiespältiges Verhältnis zur Hochsprache spürbar macht: in verschliffenen Vokalen, rhythmischen Schlenkern oder Dialekteinsprengseln. So sehr sich Walcott zur Sprache Shakespeares, Miltons oder Joyces hingezogen fühlt, über die er als Schüler die Literatur entdeckt hat, so deutlich betont er: Das Englische ist die Sprache der Eroberer und Inbild der Unterdrückung. Nicht von ungefähr geistert hier ein „Phantom des Imperiums“ durch die Zeilen. Ein bewegliches Wesen, unheimlich, „berührungsscheu“. Die andere Seite jener Dämmerungsschwebe, in der das Schreiben beginnt. NICO BLEUTGE
DEREK WALCOTT: Weiße Reiher. Gedichte. Zweisprachige Ausgabe. Aus dem Englischen übersetzt von Werner von Koppenfels. Carl Hanser Verlag, München 2012. 184 Seiten, 17,90 Euro.
„das Wort / und sein Wortschatten
machen, dass eine Sache sie selbst /
und etwas andres ist . . .“
Der Übersetzung gelingt es,
Walcotts zwiespältiges Verhältnis
zur Hochsprache wiederzugeben
Derek Walcott im Jahr 2005 auf seiner Heimatinsel Saint Lucia in der Karibik, wo er seit einigen Jahren wieder lebt. In seinem jüngsten Gedichtband „Weiße Reiher“ spielt die Insel eine Hauptrolle. Foto: Micheline Pelletier/Corbis
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In seinem neuen Gedichtband „Weiße Reiher“ erlaubt der Nobelpreisträger Derek Walcott seinen Versen den „ungelenken Schritt“
Wenn das Licht auf der Insel nachlässt und die Dämmerung noch in der Schwebe hängt, beginnt für Derek Walcott das Schreiben. Eben noch hat der Wind den Regen über das Kap getrieben – nun sind die Ruderschläge eines kleinen Bootes zu hören und das „Glucksen / der Kette in der fleckigen See“. St. Lucia, die karibische Insel, auf der Walcott vor 82 Jahren geboren wurde, ist ihm Sprachquelle und Herkunftsort zugleich. Seit einigen Jahren lebt er wieder dort, und wenn er nicht gerade auf Reisen ist, beschwört und rühmt er die Landschaft, als könne er mit seiner Sprache die Welt erfassen: „Behandle jeden Fleck / als wäre er gerade erschaffen, schon alt, / doch wieder neu durch die Benennung“ .
Der alte Traum der Poesie, das Zauberwort zu finden, um die Dinge zu verwandeln, durchzieht Derek Walcotts Schreiben von Beginn an. Doch ebenso deutlich ist ein zweiter Impuls spürbar. So, wie sich die Insel aufteilt in Marschland und bergige Gegenden mit den „Furchen der Trockenzeit“, so spaltet sich auch das Schreiben auf. Dem Traum des Namengebens steht das Wissen gegenüber, dass Wahrnehmung und Sprache immer schon kulturell durchsträhnt sind und die Sprache ein Eigenleben führt. Dieser Widerspruch hält Walcotts Gedichte in Bewegung – oder genauer: an ihm arbeitet sich sein Schreiben von jeher ab.
Auch in seiner neuen Gedichtsammlung ist es eine gedeutete Landschaft, auf die der Leser trifft. Wie schon in vielen Büchern zuvor schickt Derek Walcott einen Sprecher in die Welt, der nah am Leben seines Autors siedelt. Das lyrische Ich versucht die Dinge zu benennen und es verschmilzt seine Beobachtungen mit Erinnerungen und Traumresten, verwandelt die Welt immer wieder in Bilder.
Sinnliche Wörter, die vom „stinkenden Tang“ der Dünung oder von Gischtresten sprechen, treffen auf das Licht St. Lucias, das „benannte, worauf es fiel – / Mombinpflaume und Zaboca, Taro, Tannia und Melone, / und zwischen den Hügeln setzten Immortellen, zinnober / und orange, den Kakaopflanzen ihre Grenzen“. Neben die botanische Nomenklatur treten Gedicht- und Bildzeilen, „Zeichen“, die sich über die Wahrnehmung der Natur- und Stadtlandschaften legen. Hecken leuchten auf „wie Verse aus einem Gedicht“, und eine Stadt wie London erinnert an das „Knarzen eines Bauernkarrens / aus Constable oder John Clare“.
Immer wieder denkt Derek Walcott in seinen Gedichten über das eigene Schreiben nach. Eine Kunst, die der „Selbst-Entdeckung“ gilt und „das Natürliche mit dem Marmornen zu verbinden“ sucht, wie Walcott das in seiner Dankesrede zum Nobelpreis von 1992 selbst genannt hat, führt ein zwiespältiges Dasein: „Mein Handwerk und mein Handwerkszeug stellt / Parallelen her zu jedem Gegenstand, das Wort / und sein Wortschatten machen, dass eine Sache sie selbst / und etwas andres ist, bis wir Metaphern sind und nicht mehr wir / in einer Sprache der Erfahrung, die beständig wächst, / Verbindungen so hintersinnig knüpft, dass sie uns schrecken“. Die Sprache des Gedichts verknüpft die Phänomene und macht die Worte vielstimmig, und im gleichen Zuge kann die „Selbst-Entdeckung“ umschlagen in Entfremdung.
Doch es gibt in diesem Buch noch ein zweites, noch handfesteres Motiv für das Gefühl des Entrücktseins. Neben St. Lucia und Städten wie London, Amsterdam oder New York ist es Italien, dem Derek Walcotts Verse gelten. Dort, auf Sizilien, hat sich der „angegraute Satyr mit stoppligem Seeigelbart“ in eine junge Italienerin verliebt. Eine Frau, die er umschwärmt und besingt – die seine Liebe aber nicht erwidert.
Diese Erfahrung könnte einschneidender kaum sein: „Dass man dir Liebe, deine Achse, entzog, lässt dich / im Angelpunkt des Körpers schwanken, im Einklang / mit dem Erschauern der Waggons entlang / den Stränden der Ligurerküste. Die Dinge sind ganz / aus dem Gleichgewicht, torkeln von Schlägen der Erinnerung.“ So ist der Parcours der Verse auch der Versuch, die Angebetete zu vergessen und die eigene Mitte wiederzufinden.
Für Walcott folgt daraus nicht etwa eine therapeutische Aufgabe, sondern ein Anspruch an die Form. Wie jene „weißen Reiher“, denen der Band seinen Titel verdankt, wollen sich die Verse vor allem durch Eleganz auszeichnen. Die Vögel, die am Fluss, auf den Weiden, selbst in den Mangrovensümpfen der Insel zu finden sind, werden Derek Walcott zum Inbegriff einer „stolzierenden Vollkommenheit“. Schwebend, dem Mythos nicht fern, scheinen sie von keiner Sterblichkeit berührt zu sein.
Walcotts Plädoyer für den reiherartigen „ausgewogenen“ Satz („skulptierte Setzung, jede Stanze an ihren Platz gebracht“) mag auch der Idee geschuldet sein, dem Vergehen der Zeit und der auszehrenden, unerfüllten Liebe eine klare, doch in sich bewegliche Form entgegenzuhalten: wieder ins Gleichgewicht zu kommen in der Balance der Verse.
Aber auch hier lässt sich Walcott nicht auf eine Lesart festzurren. Wie die Reiher andernorts als „schräge Segel“ oder Vertreter des „ungelenken Schritts“ erscheinen, so dürfen die Verse nicht zu perfekt sein. Ein gutes Gegengewicht zu jenen „tröstlichen Klischees“, denen Walcott mitunter verfällt. Im Vergleich zu seinem zuletzt veröffentlichten Band „The prodigal“ (2004; deutsch: „Der verlorene Sohn“, 2007) ist der Rhythmus zwar gleichmäßiger geworden, sogar Reime sind nun fester Bestandteil der Verse. Aber Walcott umspielt die feste Form nur, deutet Gleichmäßigkeit allenfalls an. Und seine Liebe zu Reimen gilt vor allem dem, was die Engländer „slant rhyme“ nennen: den schrägen Reim.
Wenn er „eyes“ auf „rise“ reimt oder „nouns“ auf „towns“, gehört das noch zu den feineren Möglichkeiten. An anderen Stellen lässt er den „quarrels“ ein „vowels“ folgen und senkt die „Streitereien“ so in die Wörter selbst ein. Werner von Koppenfels hat in seiner Übersetzung immer wieder schöne Lösungen für diese schrägen Reime gefunden. Manchmal allerdings sind die Satzteile im Deutschen allzu deutlich umgestellt, um dem Reim zu genügen.
Und manchmal ist Koppenfels in seinem Ton eine Nuance gehobener oder zurückhaltender als der englische Text. Wenn er etwa das Schimpfwort für V. S. Naipaul – den anderen karibischen Nobelpreisträger, mit dem Walcott sich seit einiger Zeit eine Schlammschlacht liefert – mit „Schuft“ übersetzt, klingt es viel milder als jener „bastard“, den Walcott selbst benutzt. Doch das sind Kleinigkeiten. Koppenfels gelingt es sehr gut, Walcotts lang ausgreifenden Rhythmus und die innere Spannung der Verse ins Deutsche zu holen.
Am schönsten aber ist, dass die Übersetzung auch Walcotts zwiespältiges Verhältnis zur Hochsprache spürbar macht: in verschliffenen Vokalen, rhythmischen Schlenkern oder Dialekteinsprengseln. So sehr sich Walcott zur Sprache Shakespeares, Miltons oder Joyces hingezogen fühlt, über die er als Schüler die Literatur entdeckt hat, so deutlich betont er: Das Englische ist die Sprache der Eroberer und Inbild der Unterdrückung. Nicht von ungefähr geistert hier ein „Phantom des Imperiums“ durch die Zeilen. Ein bewegliches Wesen, unheimlich, „berührungsscheu“. Die andere Seite jener Dämmerungsschwebe, in der das Schreiben beginnt. NICO BLEUTGE
DEREK WALCOTT: Weiße Reiher. Gedichte. Zweisprachige Ausgabe. Aus dem Englischen übersetzt von Werner von Koppenfels. Carl Hanser Verlag, München 2012. 184 Seiten, 17,90 Euro.
„das Wort / und sein Wortschatten
machen, dass eine Sache sie selbst /
und etwas andres ist . . .“
Der Übersetzung gelingt es,
Walcotts zwiespältiges Verhältnis
zur Hochsprache wiederzugeben
Derek Walcott im Jahr 2005 auf seiner Heimatinsel Saint Lucia in der Karibik, wo er seit einigen Jahren wieder lebt. In seinem jüngsten Gedichtband „Weiße Reiher“ spielt die Insel eine Hauptrolle. Foto: Micheline Pelletier/Corbis
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Derek Walcotts neuer Gedichtband "Weiße Reiher" hat Rezensent Nico Bleutge in die Natur der karibischen Insel St. Lucia, nach New York, London, Amsterdam und Italien geführt. Mit Vergnügen beobachtet der Kritiker, wie es dem zweiundachtzigjährigen Nobelpreisträger gelingt, die "Zauberworte" zu finden, um die Natur- und Stadtlandschaften poetisch zu beschreiben und zu deuten. Die sinnlich-eleganten Verse, die dem Leser eine mit Erinnerungen und Traumresten angereicherte entrückte Bildwelt eröffnen, erscheinen jedoch nie zu perfekt, so Bleutge. Vielmehr setze Walcott etwa auf "schräge Reime" oder "Dialekteinsprengsel", um ihnen ihren Rhythmus und ihre Spannung zu verleihen. Auch wenn Werner von Koppenfels' Übersetzung im Vergleich zum englischen Text bisweilen etwas zu "gehoben" erscheine, gelinge es ihm vorbildlich Walcotts Sprachgefühl einzufangen, lobt der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Still, versöhnlich, groß" Astrid Kaminski, Frankfurter Rundschau, 16.04.12
"In seinem neuen Gedichtband inszeniert er das Reisen als ständige Verbindung von Gelebtem und Gelesenem." Tobias Döring, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.07.12
"In seinem neuen Gedichtband inszeniert er das Reisen als ständige Verbindung von Gelebtem und Gelesenem." Tobias Döring, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.07.12