Die Arbeit der schwarzen Cops Lucius Boggs und Tommy Smith wird täglich von Rassismus bestimmt. Sie haben kaum Befugnisse, und um Ermittlungen durchzuführen, sind sie auf die Hilfe weißer Polizisten angewiesen, die ihre Arbeit aber zumeist durch Schikanen und Willkür behindern. Als schwarze Familien - darunter die von Smiths Schwester - in ein ehemals rein weißes Viertel ziehen, beginnen die Rassenkonflikte in der sich rasant verändernden Stadt zu brodeln. Ein unkontrolliertes Ausbrechen der Gewalt scheint jederzeit möglich. Ausgerechnet in dieser aufgeheizten Atmosphäre werden Boggs und Smith durch eine Festnahme auf die Revierkämpfe zweier Schmugglerbanden aufmerksam. Ihre Nachforschungen führen sie nicht nur zu weißen Hintermännern, sondern auch zu ihren eigenen Familien. Bald sind beide persönlich so tief in den Fall verstrickt, dass nicht weniger als ihre moralische Integrität auf dem Spiel steht.»Moralisch komplex und mit fein gezeichneten Charakteren, vertieft diese hervorragende Fortsetzung von 'Darktown' Mullens Porträt von Amerika vor der Bürgerrechtsbewegung.«Library Journal
buecher-magazin.deAtlanta gibt sich für den Süden 1949 vermeintlich fortschrittlich – dabei war die dunkelhäutige Polizisten-Truppe nur ein Wahlgeschenk an die schwarze Bevölkerung. Weiße festnehmen, oder, wie Officer Boggs es tut, einen weißen Schmuggler niederschlagen, bevor er flieht, das liegt weit außerhalb seines Zuständigkeitsbereiches. Im zweiten Band um die „Negro-Officers“ beginnt es zunächst mit Alkoholschmuggel, doch ein ganzes Netz der Korruption zieht sich durch die Stadt und durch den Polizeikorps. Aus vielen Perspektiven wird über Segregation, Rassismus und Korruption erzählt. Zum Beispiel, wenn ein minderbemittelter Schwager sich für den KKK als Verbrecher einspannen lässt oder wenn die zukünftigen Schwiegereltern sich für ihren dunkelhäutigen Sohn nicht eine noch dunkelhäutigere Frau vorgestellt haben. Seit Jahren arbeiten vermehrt Bücher die grausame Zeit während der Sklaverei und Rassentrennung in den USA realistisch auf, beschreiben eindringlich Willkür und Repressionen. Auch Mullens Erzählung schmerzt. Seine intelligenten, lebensnahen Figuren dagegen berühren, denn durch ihre Augen wird ein Stück Zeitgeschichte lebendig – und sie haben teils einen angemessen bissigen Humor.
© BÜCHERmagazin, Lore Kleinert
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.12.2019Hoffnungsträger - oder Sargträger?
Thomas Mullens "Darktown", vor einem Jahr auf Deutsch erschienen, war eine Überraschung. Da schrieb ein weißer Autor vom Jahrgang 1974 über die erste afroamerikanische Polizeitruppe im Atlanta des Jahres 1948: gründlich recherchiert, ohne schlichte Politdidaktik, mit epischem Personaltableau. Ein beeindruckendes Gesellschaftspanorama, eher konventionell, aber spannend und effektiv erzählt. Inzwischen ist ein zweiter Band da, "Weißes Feuer", der weiter von der mühsamen Arbeit der Polizisten Boggs und Smith und ihrer Kollegen erzählt, deren Befugnisse so stark eingeschränkt bleiben, dass Ohnmachtserlebnisse alltäglich sind. Bei Ermittlungen zu Alkoholschmugglern führt auch eine Spur zum Ku-Klux-Clan, der gerade unter weißen Polizisten zahlreiche Mitglieder hat. Es gibt gefährliche private Verstrickungen, skrupellose Schwarze, halbwegs um Fairness bemühte Weiße, und Rassenverhältnisse sind immer auch Klassenverhältnisse. "Am Anfang seines Jobs hatte Boggs sich als Hoffungsträger seines Volkes gesehen", heißt es einmal, "doch jetzt fühlte er sich manchmal eher wie der Sargträger." 1950 erscheint der Weg zur Bürgerrechtsbewegung noch unendlich weit.
pek.
Thomas Mullen: "Weißes Feuer". Darktown 2. Kriminalroman.
Aus dem Englischen von Berni Mayer.
DuMont Buchverlag, Köln 2019. 480 S., geb., 24,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Thomas Mullens "Darktown", vor einem Jahr auf Deutsch erschienen, war eine Überraschung. Da schrieb ein weißer Autor vom Jahrgang 1974 über die erste afroamerikanische Polizeitruppe im Atlanta des Jahres 1948: gründlich recherchiert, ohne schlichte Politdidaktik, mit epischem Personaltableau. Ein beeindruckendes Gesellschaftspanorama, eher konventionell, aber spannend und effektiv erzählt. Inzwischen ist ein zweiter Band da, "Weißes Feuer", der weiter von der mühsamen Arbeit der Polizisten Boggs und Smith und ihrer Kollegen erzählt, deren Befugnisse so stark eingeschränkt bleiben, dass Ohnmachtserlebnisse alltäglich sind. Bei Ermittlungen zu Alkoholschmugglern führt auch eine Spur zum Ku-Klux-Clan, der gerade unter weißen Polizisten zahlreiche Mitglieder hat. Es gibt gefährliche private Verstrickungen, skrupellose Schwarze, halbwegs um Fairness bemühte Weiße, und Rassenverhältnisse sind immer auch Klassenverhältnisse. "Am Anfang seines Jobs hatte Boggs sich als Hoffungsträger seines Volkes gesehen", heißt es einmal, "doch jetzt fühlte er sich manchmal eher wie der Sargträger." 1950 erscheint der Weg zur Bürgerrechtsbewegung noch unendlich weit.
pek.
Thomas Mullen: "Weißes Feuer". Darktown 2. Kriminalroman.
Aus dem Englischen von Berni Mayer.
DuMont Buchverlag, Köln 2019. 480 S., geb., 24,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»Mullens Romane sind ein komplexes Abbild amerikanischer Zeitgeschichte - in all ihren Widersprüchen.« Ronja Mira Dittrich, ARD ttt »Mullen hat einen klugen und fesselnden Gesellschaftsroman geschrieben, dessen Grundkonflikt nicht nur die Vereinigten Staaten seit Jahrhunderten beschäftigt.« Maik Brüggemeyer, DEUTSCHLANDFUNK »Ein beeindruckendes Gesellschaftspanorama« Peter Körte, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG »Famoser Krimi und verstörende Gesellschaftsstudie.« STERN »Thomas Mullen schafft es auf stupende Weise Fakten zu sichern und sie mit einer gehörigen Portion Fiktion zu vermischen, um daraus wahrlich spannende und abgründige Sittenbilder des 'american dream' zu zeichnen« Gerhard Moser, ORF Ö1 »In seinem zweiten Band widmet sich Thomas Mullen diesmal noch intensiver den persönlichen und familiären Spannungen seiner Protagonisten. So ist Weißes Feuer viel mehr als nur ein spannender Krimi. Es ist ein komplexes, detailliertes Abbild der Zeitgeschichte Amerikas. In all ihren Widersprüchlichkeiten.« Ronja Dittrich, BR 2 DIWAN »Thomas Mullen hat Krimi und Zeitgeschichte zu einem gelungenen Roman verknüpft, in dem es keine einfachen Lösungen gibt. Vor allem gelingt dem Autor die Zeichnung seiner Figuren. « MÜNCHNER MERKUR »Thomas Mullen hat Krimihandlung und zeitgeschichtlichen Hintergrund zu einem in jeder Hinsicht gelungenen Roman verknüpft.« DPA »Es ist die Geschichte von Menschen, die sich daran gewöhnen müssen, trotz unterschiedlicher Hautfarbe und Herkunft miteinander leben zu müssen. Auch deshalb ist die Lektüre von spannender Aktualität.« Michael Hirz, KÖLNER STADT-ANZEIGER »Noch besser als in seinem hochgelobten Krimi-Erstling gelingt es Thomas Mullen die seelische Zerrissenheit seiner Figuren darzustellen« Christoph Ernst, EXPRESS AM SONNTAG »Mullen [hat] mit 'Weißes Feuer' [...] eine Fortsetzung vorgelegt, die nicht minder brillant konstruiert, packend geschrieben und Thriller wie Gesellschaftsportrait ist.« Iris Hetscher, WESER KURIER »Ein messerscharfer Krimi mit Herzschlagfinale.« Hartmut Wilmes, KÖLNISCHE RUNDSCHAU »Ein meisterhaft komponiertes Krimi-Epos von bedrückender Aktualität.« Bernd Kielmann, BUCHMAGAZIN »Ein beklemmendes Stück amerikanischer Zeitgeschichte.« Frank Ziemke, HESSISCHE ALLGEMEINE »'Weißes Feuer« ist ein großer, ein starker Roman, spannend geschrieben und trotz seines hohen Niveaus leicht zu lesen. [...] Eine intelligente Lektüre für Krimifans mit einem Interesse an Historie!« Carsten Thon, BÜCHERSERIEN