Diese Folge von Zeichnungen ist etwas ganz Ungewöhnliches; sie ist bemerkenswert durch den Anstoß zu ihrer Entstehung und die künstlerische Bewältigung der überaus heiklen Aufgabe. Inhalt ist der Abschied eines Menschen von der ihm am allernächsten stehenden Person - der Abschied einer Tochter von ihrer verdämmernden Mutter. Vom Gegenstand her gesehen muss dieses Vorhaben ganz nah am Scheitern liegen, derart von Gemütswerten überfrachtet ist es. Doch Almut Quaas exponiert sich ohne Scheu. Mit großem Mut und Selbstvertrauen begabt, scheint sie wohl erwogen zu haben, das Risiko einzugehen, sich zu erwartenden Missverständnissen auszusetzen. Damit stellt sie sich, Verbindlichkeit schaffend, einer in der gegenwärtigen Kunstwelt weit verbreiteten Geistesdürre entgegen. In der künstlerischen Auseinandersetzung mit den wesentlichen Dingen des Lebens führt sie uns eine glaubhafte, das ist: eine authentische Äußerung vor Augen. Allzu vieles, das uns dieser Tage als beispielgebend wertvollpräsentiert wird, ist Dekoration, schlimmer noch: Spekulation. Almut Quaas besitzt die Fähigkeit, sich davon freizuhalten.Liebe, Dankbarkeit, Abschied nehmen sind Bewegungen des Gemütslebens und kaum als Thema für die Übersetzung in die Sprache der bildenden Kunst geeignet: diese gehört der Sinnenwelt des Sichtbaren zu. Ganz selten und nur ganz Großen - Albrecht Dürers Kohlezeichnung seiner alten Mutter und gewisse Zeichnungen der Käthe Kollwitz wären hier zu nennen - ist es gelungen, derart Ungreifbares in die Fläche eines Zeichenblattes zu abstrahieren. Als rein dem seelischen Erleben Entspringendes wäre es eigentlich dem Wort anheimgegeben.