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Niemand ahnte, welche Aktualität dieses Projekt bekommen würde, als Stefan Enders im März 2015 zu seiner Reise aufbrach. Als Fotograf wollte er etwas über die Menschen in der Europäischen Union erzählen. Und zwar nicht dort, wo man alles schon kennt, in den Zentren, sondern in den Rand- und Grenzregionen. Seine siebenmonatige Reise führte ihn 31.000 km entlang der gesamten Außengrenzen Europas - von Schottland über Portugal bis zum äußersten Nordosten Skandinaviens. Einmal "rund um die Europäische Union". Mehr als 200 Menschen hat Enders dabei porträtiert. In seinen intensiven…mehr

Produktbeschreibung
Niemand ahnte, welche Aktualität dieses Projekt bekommen würde, als Stefan Enders im März 2015 zu seiner Reise aufbrach. Als Fotograf wollte er etwas über die Menschen in der Europäischen Union erzählen. Und zwar nicht dort, wo man alles schon kennt, in den Zentren, sondern in den Rand- und Grenzregionen. Seine siebenmonatige Reise führte ihn 31.000 km entlang der gesamten Außengrenzen Europas - von Schottland über Portugal bis zum äußersten Nordosten Skandinaviens. Einmal "rund um die Europäische Union". Mehr als 200 Menschen hat Enders dabei porträtiert. In seinen intensiven Schwarz-Weiß-Bildern zollt er allen den gleichen Respekt: dem Fabrikdirektor genauso wie dem Gewerkschaftsboss, der Arbeiterin, den Arbeitslosen bis hin zu den in Europa gestrandeten Flüchtlingen. Seine Farbaufnahmen betten das Projekt in die aktuelle historische Situation Europas ein.
Autorenporträt
Stefan Enders studierte an der Kunstakademie Düsseldorf Malerei, bevor er sich der Fotografie zuwandte. Ihn faszinierte die unausweichliche Nähe zur Realität, die er als Fotograf eingehen musste. Über 20 Jahre lang arbeitete er für internationale Magazine vor allem für stern, Der Spiegel, Focus, GEO und Merian. Seine Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet. 2005 wurde er von der Hochschule Mainz zum Professor für Fotografie berufen. Stefan Enders lebt in Köln.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.01.2018

Verschieden in Europa

Stefan Enders ist Professor für Fotografie an der Mainzer Hochschule und ein überzeugter Europäer. Sein Sabbatical nutzte er, um sieben Monate lang einundreißigtausend Kilometer - nein, nicht quer durch Europa, sondern an dessen Peripherie entlangzureisen. Er hat also nicht alle, sondern nur fünfzehn Länder besucht. Dazu gehört auch Großbritannien, da man im März 2015, als er aufbrach, noch nichts von einem Brexit wusste. Unterwegs hat er fotografiert - und herausgekommen ist nun ein gewichtiger Prachtband; strukturell durchdacht und zugleich sehr abwechslungsreich. Das Buch enthält Porträts in strengem Schwarzweiß sowie Farbfotografien, die dem Überblick dienen, eine Szene entwerfen. Was hat Enders gesucht, was hat er gefunden? Nach seinen eigenen Worten eine große Gemeinsamkeit und eine noch größere Verschiedenheit, womit er nicht das Trennende, Unverträgliche betonen möchte, sondern die "Diversität", die Individualität, die diesen "alten" Kontinent auszeichnet. Alt? Teilweise, denn es ist ja die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen, die ihn charakterisiert. Sehr schön verdeutlicht das eine Aufnahme aus dem schottischen Invergordon, die im Vordergrund den McCourt-Platz zeigt, rechts uralte Häuser mit schmiedeeisernen Balkonen, links das Fragment eines Neubaus und im Hintergrund, zum Greifen nah, eine riesige Ölplattform. Stefan Enders setzt auf das starke Einzelbild. Und doch ist er ein erzählender Fotograf. Jede Stadtansicht, meist hart aus einem Ensemble herausgeschnitten, jede fokussierte Landschaft, in der man immer neue Details erkennen kann, vor allem aber jedes Gesicht, kündet von einer Geschichte. Nichts ist reine Präsenz, nur dieser eine Augenblick, alles hat vielmehr eine "Tiefe", die stets rätselhaft bleibt und den Betrachter ins Bild hineinzieht. Enders lässt uns mit dem, was ihm begegnet und seine Aufmerksamkeit erregt, nicht allein. Eine knappe Legende kommentiert es, und die porträtierten Personen werden eigens in separaten Kurz-Biographien vorgestellt. Dadurch entsteht ein Eindruck von Reichtum und Verbundenheit. Europa ist polyglott, nicht nur was die Sprachen betrifft. Und Enders wertet nicht. Er lässt alles für sich und nebeneinander stehen. Was Europa so faszinierend macht, ist ja gerade die Vielfalt. Deshalb auch der programmatische Titel des Buches: "Weit weg von Brüssel". Weg von den Kommissaren und Bürokraten, weg auch von den Parlamentariern mit ihren guten Ideen und Projekten, hin zu allem, was es gibt, im Süden Portugals wie im Baltikum, in den finnischen Nächten und der unerträglichen Sommerhitze an der Küste des Schwarzen Meers. Nichts soll verschwinden unter einem Einheitsregime, alles verdient es, erhalten und für sich weiterentwickelt zu werden. Ein Prachtband! Weil er uns mit einer Fülle des Lebens und der Lebensspuren konfrontiert, die einen immer wieder staunen lässt.

lem

"Weit weg von Brüssel" von Stefan Enders. Edition Lammerhuber, Baden bei Wien 2017. 336 Seiten, 180 Fotografien. Gebunden. 78 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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