Bis heute wurde die Frage, wie sich die marxsche Unterscheidung zwischen produktiver und unproduktiver Arbeit begründen lässt, nicht zufriedenstellend beantwortet. Marx selbst hat sich an keiner Stelle seines umfangreichen Gesamtwerks abschließend zu diesem Thema geäußert. Jedoch stellt diese Unterscheidung ein wichtiges theoretisches Element zur Analyse des spätkapitalistischen Krisengeschehens dar. Bei unproduktiven Arbeiten handelt es sich um bestimmte, für den Kapitalismus und dessen Funktionieren unverzichtbare Arbeiten, die aber keinen Mehrwert schaffen und deswegen selbst nicht substanziell zur Kapitalakkumulation beitragen. Ihr Gegenstück sind produktive Arbeiten, die direkt zur Vermehrung des Werts beitragen und somit die Akkumulation von Kapital ermöglichen, die das einzige und eigentliche Ziel der kapitalistischen Produktion darstellt. Die ursprünglich lebendige Arbeit verwandelt sich dabei in tote Arbeit und somit in Kapital. Nun gibt es aber auch unproduktive Arbeiten, die innerhalb eines Kapitalverhältnisses verrichtet werden. Um diese als unproduktiv zu erkennen, bedarf es eines weiteren Kriteriums. Ein solches ist bis heute nicht eindeutig formuliert worden. Im vorliegenden Text geht es daher vor allem darum, dieses fehlende zweite Kriterium zu entwickeln und zu formulieren. Ausgangspunkt ist dabei die Einsicht, dass das Kapital bestimmte Arbeiten benötigt, um seine eigenen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen zu sichern (Verkauf der Waren, Buchhaltung, Rechtsberatung etc.) und für die es selbst bezahlen muss. Diese Arbeiten sind insofern unproduktiv, als ihr konkreter Inhalt ganz den konkreten und spezifischen Bedürfnissen des Kapitals dient. Schließlich folgt noch ein kurzer Blick auf das heutige kapitalistische Entwicklungsstadium, das Zeitalter der fiktiven Kapitals. Dieses ist geprägt durch einen hohen Anteil unproduktiver Arbeiten, von denen viele jedoch auf eigentümliche Art und Weise zum Systemerhalt bzw. zum Krisenaufschub beitragen.