Marktplatzangebote
63 Angebote ab € 0,94 €
  • Gebundenes Buch

Was für Zeiten, was für eine Ironie, als man die Frau oder Witwe eines Generals 'Die Generalin' nannte.
'Wellen' ist eine Sommergeschichte, eine einzige Liebeserklärung an die Ostsee. Schauplatz ist ein Badeort, wo eine adlige Großfamilie die Ferien verbringt. Irritation und zugleich Faszination übt auf alle ein ungewöhnliches Paar aus: die wunderschöne Doralice, die ihren Mann - einen Diplomaten - verlassen hat, um hier mit ihrem Geliebten - einem Maler - zusammenzuleben. Empörung bei den Damen der Gesellschaft, Neugier bei ihren Ehemännern. Es sind die Kinder, die das Schema, das die…mehr

Produktbeschreibung
Was für Zeiten, was für eine Ironie, als man die Frau oder Witwe eines Generals 'Die Generalin' nannte.

'Wellen' ist eine Sommergeschichte, eine einzige Liebeserklärung an die Ostsee. Schauplatz ist ein Badeort, wo eine adlige Großfamilie die Ferien verbringt. Irritation und zugleich Faszination übt auf alle ein ungewöhnliches Paar aus: die wunderschöne Doralice, die ihren Mann - einen Diplomaten - verlassen hat, um hier mit ihrem Geliebten - einem Maler - zusammenzuleben.
Empörung bei den Damen der Gesellschaft, Neugier bei ihren Ehemännern. Es sind die Kinder, die das Schema, das die Sünder von den Gerechten trennt, durcheinanderbringen.

Schließlich besiegt der Charme dieser verbotenen Liebe auch die verhärtetsten Herzen.
Schauplatz des Romans Wellen (1911) von Eduard von Keyserling ist das Kurland des beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts. In der Sommerfrische eines Fischerdorfes treffen verschiedene Adelige aufeinander, zwischen denen sich eine Geschichte voller Begehren und Intrigen, Hoffnung und Verzweiflung entspinnt. Zentrum dieses Kosmos aristokratischen Lebens ist der bürgerliche Maler Hans Grill und seine adelige Frau, Gräfin Doralice. Weil sie sich von einem langweiligen Gesandten getrennt hat, um mit dem lebenslustigen Maler zusammenzuleben, wird sie von den anderen als femme fatale, welche die Regeln der aristokratischen Gesellschaft verletzt hat, mit Missachtung gestraft. Den Mädchen Nini und Lolo aber wird sie zu einem Vorbild an emanzipatorischer Kraft. Doch da verliebt sich Lolos Verlobter, Leutnant Hilmar, in die schillernde Gräfin. Die kleine Welt der Adelsgesellschaft gerät mit einem Mal aus den Fugen, und die Folgen sind dramatisch.
Autorenporträt
Eduard Graf von Keyserling (1855 - 1918), auf Schloss Paddern bei Hasenpoth (Aizpute) in Kurland geboren, wuchs als zehntes von zwölf Geschwistern in der patriarchalischen Adelsgesellschaft der elterlichen Güter auf. Das 1874 begonnene Studium (Jura, Philosophie und Kunstgeschichte) in Dorpat musste er 1877 wegen einer Inkorrektheit abbrechen und war damit in seiner Gesellschaft geächtet. In Wiensetzte er das Studium fort und lernte dort Ludwig Anzengruber kennen. Bis 1895 verwaltete der gesellschaftlich isolierte Keyserling die mütterlichen Güter Paddern und Telsen. Nach dem Tod der Mutter und der Übergabe der Güter an die Majoratsherren zog er mit zwei Schwestern nach München. Durch eine Syphilisinfektion erkrankte er 1897 an einem Rückenmarksleiden und erblindete mit 45 Jahren.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.10.1995

1911
Eduard von Keyserling "Wellen"

Als der große dänische Erzähler Hermann Bang dieses Buch gelesen hatte, kurz vor seinem Tod, fragte er in der "Neuen Rundschau" an, ob er etwas über Keyserling schreiben dürfe. Er durfte; und er schrieb, indem er Keyserling mit Turgenjew verglich, den er über alles liebte: "Beider Stil hat dieselbe Farbe . . . ihre Sprache hat denselben Rhythmus, das gleitende leise Singen eines Flusses, wenn es dämmert . . ." Ein ruhiges, schönes, unübertriebenes Bild, alle drei waren ziemliche Meister im Erfinden solcher Bilder. Eine junge Frau ist mit einem Maler weggelaufen, im Sommer landen sie an der Ostsee, in der Nähe der adligen Familien, aus denen die junge Frau stammt; ein junger Mann aus ihren alten Kreisen verliebt sich in sie, seine Welt, die alte, sei leer ohne sie, sagt er, und das stimmt. Der Maler, aus einer ganz anderen Welt (wenn er empfindet, rast oder malt er; die beiden Liebenden, oder was sie nun sind, rauchen eine Zigarette zusammen), fährt nachts bei Sturm auf die See und kommt nicht wieder. Das schließt alle Geschichten; ein alter Geheimrat, Zigarrenraucher, bleibt bei der jungen Frau am Strand, auch als die andern wieder abziehen auf ihre Güter, in ihre "Abendlichen Häuser" (ein anderes dieser kleinen Wunderwerke Keyserlings). So leben dann diese immer noch schönen und von fern so romantischen Frauen in Häusern an Stränden allein - Maupassant und der junge Proust haben sie da dann gefunden und mit Geschichten umsponnen, aber Keyserling wußte, wer sie wirklich einmal gewesen waren. Er stammte, 1855 geboren, aus dem kurländischen Adel, ist aber mit dem reisenden Philosophen Hermann weder identisch noch nennenswert verwandt. Seine ersten Romane schrieb er in den späten achtziger und frühen neunziger Jahren, nach der Jahrhundertwende dann jene, die Bang liebte. 1908 wurde er blind; er starb 1918. (Eduard von Keyserling: "Wellen". Mit einem Nachwort von Peter Härtling. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1982. 136 S., br., 7,80 DM.) R.V.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr