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Das Buch der Bücher über Literatur, Gedankenwelt, Alltag und Geschichte der italienischen Renaissance
Nichts war undenkbar, alles erlaubt, alles wurde ausprobiert - die italienische Renaissance steht am Beginn des modernen Europa. Durch diese Kulturrevolution entstanden neue Haltungen zur Welt und zur Menschheit, die die westliche Kultur bis heute entscheidend prägen. In dem in jahrelanger Arbeit entstandenen Folioband »Welt der Renaissance« gelingt es Tobias Roth, ein großflächiges Epochenbild zu entwerfen, das die Fülle, Vitalität, Widersprüchlichkeit und Innovationskraft dieser Zeit…mehr

Produktbeschreibung
Das Buch der Bücher über Literatur, Gedankenwelt, Alltag und Geschichte der italienischen Renaissance

Nichts war undenkbar, alles erlaubt, alles wurde ausprobiert - die italienische Renaissance steht am Beginn des modernen Europa. Durch diese Kulturrevolution entstanden neue Haltungen zur Welt und zur Menschheit, die die westliche Kultur bis heute entscheidend prägen. In dem in jahrelanger Arbeit entstandenen Folioband »Welt der Renaissance« gelingt es Tobias Roth, ein großflächiges Epochenbild zu entwerfen, das die Fülle, Vitalität, Widersprüchlichkeit und Innovationskraft dieser Zeit zeigt: faszinierende Jahrhunderte des freien Denkens und des Aufbruchs, in denen Kunst und Kultur blühen und gedeihen wie nie zuvor und nie wieder danach.

Was sich in dieser Schatzkammer finden lässt, bringt einen wahrlich zum Staunen: Von den grandiosen Liebesgedichten Petrarcas bis zu erotischer Lyrik von Kardinälen und Staatsoberhäuptern, von Spekulationen über den Seeweg nach Osten zu Thesen über weiße Magie, die Würde des Menschen und Überlegungen zur Gleichwertigkeit von Mann und Frau. Auch Betrachtungen über das
Alltagsleben eines Kaufmanns, die Heiratspläne einer Mutter, ein Festmahl zur Inauguration eines Papstes oder die Verbrennung Savonarolas sind im Band enthalten. Überraschungen finden sich zuhauf, darunter Fabeln Leonardo da Vincis, obszöne Briefe Machiavellis, eine Satire Ariosts, die ersten Ideen zum Denkmalschutz von Baldassarre Castiglione und Raffael. Dichterinnen wie Veronica Gambara und Vittoria Colonna haben ihren Auftritt genauso wie der homosexuelle Lyriker Benedetto Varchi oder Autoren wie Pietro Aretino, bei denen Schreiben zur Waffe wird.
Autorenporträt
Tobias Roth, geb. 1985, ist freier Autor, Mitbegründer des Verlags 'Das Kulturelle Gedächtnis', Lyriker und Übersetzer. Roth wurde mit einer Studie zur Lyrik und Philosophie der italienischen Renaissance promoviert. 2020 erschien sein aufsehenerregender Foliant 'Welt der Renaissance'. 2023 folgte der erste Band der anschließenden Städtereihe Welt der Renaissance: Neapel, 2024 der zweite Band über die Renaissance in Florenz.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Rezensent Bernd Roeck schwelgt mit Wonne in diesem Prachtband von Tobias Roth. Dass der Lyriker und Essayist vor allem die Schriften, Gedichte und Essays der Renaissance würdigt, ist für den Kritiker eine besondere Freude. So betrachtet er hier ornament-verzierte Handschriften, der Naturgeschichte des Plinius etwa oder der Biografien Plutarchs, bewundert Hanne Mandiks hinreißende Gestaltung des Bandes, die laut Rezensent den Gestaltungen der Renaissance in nichts nachsteht und genießt Abbildungen von Holzschnitten und Druckkunstwerken. Roeck flaniert hier an der Seite von Leonardo, Michelangelo oder Cellini durch Italien, amüsiert sich über die Geschichten des Boccaccio und staunt einmal mehr über die mitunter pornografische Derbheit der Epoche. Auch wenn der Kritiker vielleicht eine andere Textauswahl getroffen hätte, ist er mit diesem "sinnlichen" prallen Werk rundum glücklich.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.10.2020

Welche Wiedergeburt ist gemeint?
Tobias Roth versammelt in einem stattlichen Band Texte aus zweieinhalb Jahrhunderten, um die Renaissance zu charakterisieren

Arbeiten zur Kultur der Renaissance finden seit einiger Zeit verstärkt Interesse. Erinnert sei nur an Stephen Greenblatts Buch "Die Wende" (The Swerve) von 2011 oder Bernd Roecks fast erdrückend umfänglichen Band "Der Morgen der Welt" von 2017. Es hat den Anschein, als versuche man sich im Zeichen zunehmender Verunsicherung über die Gegenwart und wachsender Zweifel an den Errungenschaften der Moderne noch einmal der - grandiosen - Anfänge der Neuzeit zu vergewissern, um alle Skepsis gegenüber einem möglichen Irrweg der Geschichte zu überwinden.

Ganz in diesem Sinn schreiben die genannten Autoren denn auch mit bemerkenswerter Entschiedenheit ein Bild der Epoche der Renaissance fort, das erst das neunzehnte Jahrhundert, maßgeblich durch Jules Michelet und Jacob Burckhardt, in einem postaufklärerischen Geiste erfunden hat und sich dabei nur vermeintlich auf das Selbstverständnis der Zeitgenossen berufen konnte. "Wiedergeburt" bedeutet bei Greenblatt wie bei Roeck noch immer die Selbstfindung des Menschen mit Hilfe einer Wiederentdeckung der Antike, die ihn endlich aus einem Jahrtausend der Entfremdung von seinem Wesen befreit habe. Eine solche Sicht der Epoche ist umso bemerkenswerter, als sie souverän eine historische Forschung ignoriert, welche die Voraussetzungen dieser Sichtweise nachhaltig in Frage stellt.

Ungeachtet dessen bleibt auch Tobias Roths "Welt der Renaissance" dem Verständnis der Renaissance als der Zeit der Wiedergeburt des eigentlichen Menschen treu. Dies geht vor allem aus seiner Vorbemerkung hervor, die den Titel des Bandes noch einmal aufgreift. "Mit der Wiederentdeckung der antiken Literatur und Kultur kommt ein Schwung ins Denken, der die Jahrhunderte zuvor gefehlt hat", lautet etwa ein entsprechendes Urteil. Und was ist von einer Aussage wie der folgenden zu halten: "Nach jahrhundertelangem Vergessen beginnen antike Texte wieder in das Denken der Menschen einzugreifen. Sie werden wiedergeboren"? Wie nämlich steht es dann um eine der großen intellektuellen Bewegungen des Mittelalters, um die Scholastik, die sich aus dem Dialog zwischen der christlichen Theologie und der aristotelischen Philosophie entwickelt, um den Text der Offenbarung neu zu erschließen?

Und zu meinen, dass die Renaissance im Unterschied zum Mittelalter gleichsam archäologisch eine authentische Antike gegen anderweitige ideologische Vereinnahmungen wiedergeboren habe, ist letztlich naiv. Selbst eine nur oberflächliche Beschäftigung mit dem Werk Marsilio Ficinos genügt, um zu bemerken, dass auch seine Platon-Rezeption wesentlich im Horizont einer noch immer zutiefst christlichen Kultur stattfindet. Wie sonst auch ließe sich erklären, dass im Zuge der Reformation und der Reaktionen auf sie im sechzehnten Jahrhundert ein Streit um die rechte Auslegung der Bibel entsteht, der zu einem wesentlichen Faktor einer Eskalation von Gewalt werden sollte, die schließlich fast ganz Europa erfasste?

Der unglückliche Epochenbegriff der Renaissance, der in fataler Weise eine Epochenbezeichnung mit der Benennung eines Selbstverständnisses der Moderne verknüpft, verstellt wesentliche Einsichten in die Logik des Verlaufs der europäischen Geschichte. Statt das mit ihm benannte Zeitalter als einen bloßen Beginn zu betrachten, sollte man nicht verkennen, dass es auch und vor allem einen Abschluss bildete. Mit der sogenannten Renaissance kommt jener historische Prozess an ein Ende, der wesentlich auf der Symbiose eines Offenbarungstextes und der kulturellen Umwelt der griechisch-römischen Antike beruht, aus der - und dies scheint dem Rezensenten wesentlich zu sein - diese religiöse Schrift nicht stammte.

Die Veränderungen, die dieser fremde Text bewirkt hat und die er selbst im Zuge seiner Aneignung erfuhr, haben jene Kultur geschaffen, die wir die christliche nennen, zu der auch das Zeitalter der sogenannten Renaissance noch immer gehört. Vielleicht ist diese Renaissance eine "Endzeit" des betreffenden historischen Prozesses vor allem deshalb, weil die integrative Vermittlung zwischen seinen verschiedenen Komponenten nun weniger als zuvor zu gelingen scheint. Doch erst als die Geltungsansprüche christlicher Weltdeutung einer ebenso grundsätzlichen wie systematischen Kritik unterzogen wurden, beginnt eine wirklich neue Zeit. Wenn es denn eine Neuzeit gibt, so ist sie jünger, als sie glaubt.

Zählt die Orientierung an einem sehr traditionellen Bild der Renaissance zu den Defiziten von Roths Buch, so sei darüber doch nicht vergessen, dass seine Zielsetzung eine ganz andere als die der eingangs genannten Werke ist. Roths optisch ansprechend gestalteter Band zielt nicht auf die große historische Synthese. Im Vordergrund steht vielmehr die Präsentation von Texten der italienischen Renaissance, die sich von Petrarca bis Torquato Tasso über etwa zweieinhalb Jahrhunderte erstrecken. In 68 Kapiteln stellt Roth sie vor. Jedes dieser Kapitel ist einem Autor gewidmet, eine Einleitung gibt jeweils einen biographischen Abriss und markiert den historischen Kontext. Geschickt mischt Roth die großen Namen mit denen, die weniger bekannt sind. Petrarca, Boccaccio, Poliziano, Bembo oder Tasso stehen einvernehmlich neben einem Ludovico Carbone oder Marino Sanuto. Der Verfasser hat die reiche Auswahl an exemplarisch verstandenen Texten aus unterschiedlichsten Gattungen nicht nur zusammengestellt, sondern sie auch selbst übersetzt, aus dem Italienischen wie dem Lateinischen. Volkssprache und Gelehrtensprache, deren Nebeneinander die literarische Kultur der Epoche maßgeblich prägt, sind insoweit repräsentativ vertreten. Er ist wohlinformiert, auch wenn er bemerkenswert diskret bleibt im Hinblick auf die Quellen seiner Gelehrsamkeit.

Das Buch richtet sich an Leser, die wenig mit der Literatur der Renaissance vertraut sind und sich hier einen erfreulich materialreichen Überblick verschaffen können. Allerdings fragt sich, ob die einleitenden Worte zu einem jeden Autor genügen werden, um ihnen ein wirkliches Verständnis der oftmals schwierigen, voraussetzungsreichen Texte, die Roth in seinem Band versammelt, zu ermöglichen. Vielleicht wäre eine gewisse Beschränkung der Dokumentation zugunsten einer knappen Kommentierung der einzelnen Beispiele hilfreicher gewesen. Denn sie werden sich kaum allesamt als eine Illustration jenes irritierend traditionellen Epochenbildes lesen lassen, die der Autor seiner Materialpräsentation voranstellt und deren Geist er auch in den Einleitungen zu den einzelnen Autoren immer wieder walten lässt. Es ist an der Zeit, sich vom Begriff der Renaissance zu verabschieden. Er ist ideologisch viel zu belastet, um zur Bezeichnung der Epoche, die er zu charakterisieren beansprucht, zu taugen.

ANDREAS KABLITZ

Tobias Roth: "Welt der Renaissance".

Galiani Verlag, Berlin 2020. 640 S., Abb., geb., 89,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Die prachtvoll illustrierte Anthologie versammelt von Petrarca und Boccaccio bis Leonardo, Machiavelli oder Michelangelo Italiens größte Geister: mit oft erstaunlichen, spannenden Texten. Peter von Becker Der Tagesspiegel 20201211
Der hier rezensierende Romanist Andreas Kablitz empfiehlt den Abschied vom Begriff der Renaissance, verstanden als Wiedergeburt des Menschen. Dass Tobias Roth in diesem "naiven" Begriffverständnis waltet, scheint ihm kritikwürdig und verstellt seiner Meinung nach wesentliche Einsichten in die Verlaufslogik europäischer Geschichte. Allerdings räumt der Rezensent auch ein, dass es dem Autor mitnichten um eine große historische Synthese zu tun ist. Vielmehr biete der Band exemplarische Texte der Renaissance von Boccaccio bis Sanuto, versehen mit Einleitung und Biografieabriss, die dem Laien einen ersten Überblick verschaffen, so Kablitz.

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