Spannende Idee
Die Grundidee dieser Dystopie ist etwas für mich Neues und hat mich sofort angesprochen.
Wobei der „Social Value“ nicht völlig neu ist. So etwas ist mir bereits in anderen Fiktionen begegnet, wenn auch unter verschiedenen Bezeichnungen.
Was ich hier jedoch hier zum ersten Mal
finde, ist ein System, in dem man mit den Punkten dieses Social Values bezahlt. Das kommt…mehrSpannende Idee
Die Grundidee dieser Dystopie ist etwas für mich Neues und hat mich sofort angesprochen.
Wobei der „Social Value“ nicht völlig neu ist. So etwas ist mir bereits in anderen Fiktionen begegnet, wenn auch unter verschiedenen Bezeichnungen.
Was ich hier jedoch hier zum ersten Mal finde, ist ein System, in dem man mit den Punkten dieses Social Values bezahlt. Das kommt personengebundenem Geld gleich. Man darf dabei auch nur für sich selbst einstehen.
Wer nicht mehr in der Lage ist, aus eigener Kraft seinen „Wert“ aufrechtzuerhalten, wird eingeschläfert. Wer sich gegen das System stellt oder gegen Gesetze verstößt, wird im „Human Recycling Center“ einer Gehirnwäsche zum „Keeper“ unterzogen und fungiert dann perfider Weise als Handlanger des Systems.
Ansonsten ist die Welt scheinbar geeint. Es gibt keine Kriege mehr, Ländergrenzen spielen keine Rolle und es gibt nur noch eine Weltregierung.
In dieser Welt lebt die Protagonistin Amalia, die sich schon seit längerem mit mehreren Jobs durchschlägt und für die Versorgung ihrer krebskranken Mutter Raya heimlich mit ihrem eigenen Social Value aufkommt, damit ihre Mutter ihren eigenen – wenn auch sehr niedrigen – Wert konstant halten kann.
Doch dann sinkt der Social Value von Raya auf null und es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit.
Die Autorin hat es geschafft, durch ihre lebendige Erzählweise, kurze Kapitel, schnell wechselnde Perspektiven, kurz gesagt in einem filmreifen Plot, mich sofort zu fesseln.
Ich habe gleich am Anfang den Eindruck gewonnen, dass sie das Prinzip „Show, don’t tell!“ richtig gut beherrscht. Es gibt keine ellenlangen Erklärungen, alles wird in Handlungen nebenbei ganz automatisch und natürlich vermittelt.
Bevor ich mich entschieden habe, dieses Buch zu lesen, hatte ich eine Leseprobe, die mich aus genau diesen Gründen gleich begeistert hatte, so dass ich voller Vorfreude die Lektüre des ganzen Buches begonnen habe.
Doch leider begannen sich schon ab Kapitel 7 die Fehler und kleinen Ungenauigkeiten zu häufen. Zuerst hatte ich noch gedacht: Das kann ab und zu passieren. Aber dann wurde es mir doch etwas zu oft. Weil mich die Geschichte jedoch fesselte, beschloss ich, die Fehler beim Lesen einfach zu ignorieren und mich voll und ganz auf die Handlung zu konzentrieren.
Die entwickelte sich sehr spannend weiter und durch die kurzen Kapitel las ich immer mehr als ich zunächst wollte, denn ich war dann öfter in der „Nur noch ein Kapitel“-Schleife gefangen. Jedenfalls ging es mir in den ersten Teilen so.
Aber obwohl ich wohlwollend versuchte, die Fehler zu ignorieren, empfand ich sie manchmal fast als Ohrfeigen beim Lesen. Es waren nicht nur Tippfehler, sondern Grammatikfehler, falsche Verwendung von Wörtern, Verneinung, wo keine hingehört, usw. Manchmal musste ich den Satz noch einmal lesen, um zu verstehen, was eigentlich gemeint war.
Umso erstaunter war ich, als ich die Danksagung am Ende des Buches las, wo sich die Autorin bei ihrer Lektorin bedankt, die sie mit Adleraugen unterstützt und vor peinlichen Fehlern bewahrt hätte. Da frage ich mich: Wurde im Buch vielleicht die falsche Datei veröffentlicht?
Zurück zum Inhalt: Es gab diese Kapitel mit „Black Dove“. (Ich möchte nicht genauer darauf eingehen, denn dann würde ich spoilern.) Das ist ein Handlungsstrang, der meines Erachtens ein wenig besser mit der gesamten Geschichte hätte verknüpft werden können.
Da dieses Buch der erste Teil eines Zweiteilers ist, wird das sicher im zweiten Teil noch verfolgt. Aber meiner Meinung nach hätten viele Details, insbesondere über diesen Daniel, im ersten Band weggelassen werden können.
So spannend und fesselnd ich die in etwa ersten drei Viertel des Buches auch fand, im letzten Stück zog sich das alles für meinen Geschmack ein wenig zu sehr hin. Es macht mich leider nicht neugierig auf die Fortsetzung.
Im Nachhinein betrachtet fand ich auch die Entwicklung, wie Rayas Wert auf null gefallen ist, sehr schwach konstruiert. Die darauffolgende „Odyssee“, auf die sich Raya dann mit ihrer Tochter Amalia eingelassen hat, passte für mich irgendwie nicht dazu.
Fazit: Hinter dieser Dystopie steckt eine großartige Idee. Die Autorin beweist, dass sie in der Lage ist, dazu filmreife Plots zu konstruieren. Ich wurde abgesehen von den kleinen Fehler-Ohrfeigen insgesamt recht gut unterhalten. Das Ende ist für einen ersten Teil OK. Aber ich halte das Werk für nicht ganz ausgereift. Aber es bleiben gute 3 Sterne.