In dieser Arbeit geht es um eine Schlüsselfrage der Erkenntnistheorie. Wie können wir unsere gewöhnliche Ansicht, dass das Wahrsein empirischer Urteile über die Welt davon abhängt, was in der Welt der Fall ist, sinnvoll ausbuchstabieren? Wie können wir den Begriff der Wahrheit bestimmen? Wie können wir vermeiden, dass uns die Welt abhanden kommt, wenn wir unsere empirischen Urteile als wahr rechtfertigen wollen? Warum müssen wir bei unserer philosophischen Erläuterung klar unterscheiden zwischen dem Gerechtfertigtsein durch etwas und dem Gerechtfertigtsein gegenüber jemandem? Und weshalb macht die Idee eines umfassenden Skeptizismus ebensowenig Sinn wie die Idee eines allgemeinen Relativismus?'Wie Schiffer sind wir, die ihr Schiff auf offener See umbauen müssen, ohne es jemals in einem Dock zerlegen und aus besten Bestandteilen neu errichten zu können.' (Otto Neurath)Die neurathschen Schiffer können das Schiff umbauen, indem sie einzelne Teil ab- oder anbauen oder vorhandene Einzelteile verändern, aber sie können das Schiff nicht als Ganzes abwracken und sich ein neues Schiff bauen. Versuchten sie dies, so würden sie untergehen. Denn sie befinden sich mit dem Schiff stets auf offener See. Initiierten Subjekten geht es mit der Weltsicht ebenso wie den Schiffern mit dem Schiff: Sie können einzelne Vokabulare hervorbringen oder zurücknehmen oder vorhandene Vokabulare verändern - und dadurch verändern sie indirekt auch die Weltsicht. Aber sie können nicht auf die Weltsicht von außen Bezug nehmen, sie in toto destruieren und eine neue Weltsicht in toto hervorbringen.
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