Die »Welt«, in der sich der Mensch vorfindet, liegt allem sprachlichen, wissenschaftlichen und hermeneutischen Geschehen voraus. Wenn Hermeneutik (Verstehen in jeglicher Bedeutung) einsetzt, sind die elementaren, seinsmäßigen Selbstgestaltungs- und Selbsterhellungsbewegungen einer »Welt« schon abgelaufen. Darum muss die philosophische Interpretation über die Hermeneutik hinaus in die hermetische Dimension der Selbstgestaltung des Lebens hinuntersteigen. Die »philosophische Hermetik« zeigt die Möglichkeiten und Methoden der Erfassung jener elementaren Welten, in denen sich das strukturale…mehr
Die »Welt«, in der sich der Mensch vorfindet, liegt allem sprachlichen, wissenschaftlichen und hermeneutischen Geschehen voraus. Wenn Hermeneutik (Verstehen in jeglicher Bedeutung) einsetzt, sind die elementaren, seinsmäßigen Selbstgestaltungs- und Selbsterhellungsbewegungen einer »Welt« schon abgelaufen. Darum muss die philosophische Interpretation über die Hermeneutik hinaus in die hermetische Dimension der Selbstgestaltung des Lebens hinuntersteigen. Die »philosophische Hermetik« zeigt die Möglichkeiten und Methoden der Erfassung jener elementaren Welten, in denen sich das strukturale Leben, insbesondere das des geschichtlichen Menschen, realisiert. Von den Grundgesetzen der Hermetik ist so gut wie nichts bekannt, da die Geisteswissenschaften noch ganz in der Dimension der Hermeneutik festgehalten und fixiert sind. Als eine Geistesströmung ist die Hermetik allerdings, wenn auch mitunter verborgen, nach wie vor bedeutsam. Das Buch "Welt und Gegenwelt" versucht, die Theorie dieser »Antihermeneutik« zu entwickeln. Dabei sind unter »Gegenwelt« die plötzlich aufspringenden und bewusst ergriffenen Wirklichkeitserfassungen zu verstehen, die jeweils eine neue und unvordenkliche Weltsicht und Lebensform mit sich bringen, eine Eigenwelt, in der sich alles neu und anders zeigt, sinnvoll, lichtvoll, klar und einladend für andere. Das Buch zeigt, dass ein grundlegendes Umdenken über die Wirklichkeit notwendig ist, um ein derartiges Erkenntnisgeschehen zulassen und fassen zu können.
Heinrich Rombach (1923-2004) studierte in seiner Heimatstadt Freiburg zuerst Naturwissenschaften, dann Philosophie im Hauptfach und Geschichte, Kunstgeschichte, Psychologie und Pädagogik in den Nebenfächern. Nach Promotion 1949, Habilitation, Assistenten- und Dozententätigkeit an der Freiburger Universität folgte Rombach 1964 dem Ruf an die Universität Würzburg, wo er bis zu seiner Emeritierung 1990 den Lehrstuhl I für Philosophie innehatte. Er entwickelte eine "strukturale Tiefenphänomenologie", die inzwischen auch in Ostasien (Japan, Korea) rezipiert und fruchtbar auf die kultur- und geistesgeschichtlichen Fragestellungen der gegenwärtigen philosophischen Grundlagenforschung wirkt. Rombach hat drei Ansätze philosophischer Forschung entwickelt: Strukturontologie, Bildphilosophie bzw. historische Phänomenologie und die Hermetik bzw. Weltenlehre. Bei Alber lieferbar: Phänomenologie des gegenwärtigen Bewußtseins (1980), Strukturanthropologie (1987, Studienausgabe 2012), Die Gegenwart der Philosophie (1988, Studienausgabe 2012), Strukturontologie (1988), Phänomenologie des sozialen Lebens (1994), Substanz, System, Struktur (2 Bände, als Studienausgabe 2010).
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