In diesem Streit - ausgelöst durch Emil Du Bois-Reymonds Schrift Über die Grenzen des Naturerkennens (1872) - ging es nicht mehr um die Frage des Vorrangs der Naturwissenschaften vor Philosophie und Religion, sondern um die Grenzen, die auch dem materialistisch-darwinistischen Weltanschauungsreformprogramm gesetzt sind. Naturwissenschaft kann beschreiben und erklären, was der Fall ist - und hier kann sie unbeschränkt fortschreiten; aber kann sie auch Normen setzen, eine Ethik - und damit: ein vollständiges Weltbild - begründen? An diesem Punkt stößt sie nach Du Bois-Reymond auf eine unüberwindliche Schranke.Die Frage ist auch heute nicht geklärt.Die heute vorherrschende Meinung, nur die Naturwissenschaften seien in der Lage, uns das richtige Weltbild zu geben, bedarf der Korrektur. Die Beiträge dieser Bände zeigen, dass der Diskurs, in dessen Verlauf den Naturwissenschaften im 19. Jahrhundert diese Rolle zugesprochen wurde, sich nicht auf Erkenntnisse stützen kann - sondern auf Fehleinschätzungen darüber beruht, was Naturwissenschaft leistet.
»Wie befeuert Wissenschaftsgeschichte unsere aktuellen, weltanschaulich aufgeladenen Debatten um Evolution, Gen- oder Hirnforschung? [...] Wie erhellend Wissenschaftsgeschichte hier tatsächlich ausfallen kann, zeigt jetzt ein großer publizistischer Wurf des Felix Meiner Verlags. Drei Bände, die in ihrer Kompaktheit und Kompetenz ihresgleichen suchen.« Frankfurter Allgemeine, 20. August 2008