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Mein Buch, dessen erste Auflage Ende 1907 erschien, versucht in die Genesis des deutschen Nationalstaates dadurch tiefer einzudringen, daß bestimmte große Probleme herausgegriffen und in ihrer Entwicklung durch das letzte Jahrhundert hindurch verfolgt werden. Historisch-politische und ideengeschichtliche Betrachtung mußten dabei überall ineinandergreifen. Ich darf es mit Dankbarkeit aussprechen, daß mein Versuch fast durchweg freundlich und nachsichtig aufgenommen worden ist und die Forschung bereits mehrfach angeregt hat. So habe ich wiederum aus den Bemerkungen meiner Rezensenten, voran G.…mehr

Produktbeschreibung
Mein Buch, dessen erste Auflage Ende 1907 erschien, versucht in die Genesis des deutschen Nationalstaates dadurch tiefer einzudringen, daß bestimmte große Probleme herausgegriffen und in ihrer Entwicklung durch das letzte Jahrhundert hindurch verfolgt werden. Historisch-politische und ideengeschichtliche Betrachtung mußten dabei überall ineinandergreifen. Ich darf es mit Dankbarkeit aussprechen, daß mein Versuch fast durchweg freundlich und nachsichtig aufgenommen worden ist und die Forschung bereits mehrfach angeregt hat. So habe ich wiederum aus den Bemerkungen meiner Rezensenten, voran G. Küntzels, R. M. Meyers und H. Onckens, und weiter aus manchen Einzelarbeiten der letzten Jahre lernen und der zweiten Auflage eine Reihe von Besserungen und Ergänzungen mitgeben können. Die Veröffentlichung des Gentzschen Briefwechsels hat mich veranlaßt, seine Stellung inmitten der im ersten Buche dargestellten Entwicklungsreihe kurz zu charakterisieren. Meine Auffassung der deutschen und europäischen Politik Steins hoffe ich gegen die Zweifel, die H. Ulmann geäußert hat, genügend gerechtfertigt zu haben. Im zweiten Buche hat mir dann G. Droysens Biographie J. G. Droysens willkommene Gelegenheit gegeben, die Vorgeschichte seines Programms vom Frühjahr 1848 aufzuhellen. Die Stellung des Königs Friedrich Wilhelms IV. zu dem im zweiten Buche behandelten Probleme konnte ich durch eine im Hausarchive neu aufgefundene Niederschrift von ihm heller beleuchten. Weitere neue Zeugnisse, die ich inzwischen gefunden, betreffen die Haltung der Erbkaiserlichen. Die Einwendungen, die gegen meine Darstellung der Taktik der katholischen Gruppe von 1848 erhoben worden sind, habe ich nicht unberücksichtigt gelassen. Schließlich hat H. Onckens Bennigsenbiographie für die letzten Kapitel mir wesentliche Ergänzungen geboten. [Der Autor im Vorwort]
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Autorenporträt
Friedrich Meinecke (1862-1954), deutscher Historiker und Universitätsprofessor in Straßburg, Freiburg und Berlin, wurde in der Weimarer Republik und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg auch in der Bundesrepublik als der führende Repräsentant der deutschen Geschichtswissenschaft angesehen. Er gilt als Begründer des Ansatzes der Ideengeschichte. Friedrich Meinecke legte 1882 am Cöllnischen Gymnasium Berlin die Abiturprüfung ab. Anschließend studierte er an der Universität Berlin Germanistik und Geschichte und promovierte 1886 mit einer Arbeit über den Jülicher Erbfolgestreit. Einflußreiche akademische Lehrer waren Heinrich von Sybel, Heinrich von Treitschke, Johann Gustav Droysen und Wilhelm Dilthey. 1893 übernahm Meinecke die Redaktion der Historischen Zeitschrift, des Hauptorgans der deutschen Geschichtswissenschaft. 1896 wurde er habilitiert und lehrte einer Zeitlang als Privatdozent in Berlin; 1901 erhielt er einen Ruf an die Universität Straßburg, 1906 an die Universität Freiburg. In diee Zeit fiel die Konzeption seiner drei Hauptwerke, 'Weltbürgertum und Nationalstaat' (1908), 'Die Idee der Staatsräson in der neueren Geschichte' (1924) und 'Die Entstehung des Historismus' (1936). Seit 1909 war er Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften; 1911 wurde er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 1915 ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Meinecke gilt als der Erfinder der 'Ideengeschichte'. 1918 wurde er Mitgründer der Deutschen Demokratischen Partei. 1933 wurde er in die 'American Academy of Arts and Sciences' gewählt. Nach seiner Emeritierung 1932 zog sich Meinecke in der Zeit des Nationalsozialismus aus allen öffentlichen Ämtern zurück. Dennoch veröffentlichte er in dieser Zeit weiterhin Bücher u. a. sein drittes ideengeschichtliches Hauptwerk, Die Entstehung des Historismus. 1948 wurde er zum Ehren-Rektor der Freien Universität Berlin gewählt. 1949 erhielt er die Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt am Main. Das geschichtswissenschaftliche Institut der FU Berlin trägt bis heute seinen Namen.