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Daß wir ohne Sklaverei leben, ist nicht selbstverständlich. Dieser Zustand ist historisch errungen und kann wieder verloren gehen. Die Anzahl der in Unfreiheit geratenden Menschen steigt täglich; damit drohen die Menschenrechte zu wertlosem Papier zu werden. Dieses Buch zeigt, was hier auf dem Spiele steht. Es schildert, worin Sklaverei bestand, wie Lieferzonen für die stetig steigende Sklavennachfrage entstanden, wie sich die Sklaverei entwickelte und weltweit durchgesetzt wurde. Drei zentrale Systeme der Sklaverei werden dargestellt: die sozialen Formen der antiken und vorderasiatischen…mehr

Produktbeschreibung
Daß wir ohne Sklaverei leben, ist nicht selbstverständlich. Dieser Zustand ist historisch errungen und kann wieder verloren gehen. Die Anzahl der in Unfreiheit geratenden Menschen steigt täglich; damit drohen die Menschenrechte zu wertlosem Papier zu werden. Dieses Buch zeigt, was hier auf dem Spiele steht. Es schildert, worin Sklaverei bestand, wie Lieferzonen für die stetig steigende Sklavennachfrage entstanden, wie sich die Sklaverei entwickelte und weltweit durchgesetzt wurde. Drei zentrale Systeme der Sklaverei werden dargestellt: die sozialen Formen der antiken und vorderasiatischen Sklaverei, das System der islamischen Sklavenhaltung und schließlich ihre westliche Ausprägung in den Plantagen Nordamerikas. Ein Kapitel über den schließlich siegreichen Kampf gegen die Sklaverei beschließt den Band.
Autorenporträt
Egon Flaig hat den Lehrstuhl für Alte Geschichte an der Universität Rostock inne.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Jürgen Zimmerer ist enttäuscht. Was ihm als solides Sachbuch zur Weltgeschichte der Sklaverei auf den Schreibtisch segelte, entpuppte sich als ärgerliche Polemik, Pauschalisierungen und Einseitigkeiten inklusive. Dabei weiß Zimmerer das Wissen des Autors, seine Fähigkeit zu solider Argumentation, zur Schilderung historischer Sklavereipraktiken und zur Einführung in islamisches Recht und antike Philosophie zu schätzen. Das hätte was werden können, seufzt Zimmerer. Hätte. Wäre das Hauptanliegen des Autors nicht ein weniger ehrenwertes gewesen. Laut Rezensent besteht es darin, den Islam als einen die Sklaverei fördernden Glauben darzustellen und das gewalttätige Potential islamischer Gesellschaften "krampfhaft" und mittels penetranter Wiederholungen herauszustreichen, noch dort, wo die Quellenlage alles andere als eindeutig ist. Zimmerer findet das so kühn wie einseitig, taugend für eine Streitschrift über den Islam, aber nicht zur Aufklärung.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.06.2010

Islam und Scharia in Afrika: Mehr als Sklaverei

Die Rolle muslimischer Akteure beim mittelalterlichen wie neuzeitlichen Sklavenhandel ist in der Forschung sehr präsent. Aber die Vielfalt islamischer Lebensformen in Afrika ist damit noch nicht verstanden.

In seiner im vergangenen Jahr erschienenen provokanten "Weltgeschichte der Sklaverei" deutet Egon Flaig die Welt des Islam als das "größte und langlebigste sklavistische System" der Geschichte. Allerdings neigt der Rostocker Althistoriker dazu, die Komplexität der islamischen Sklaverei zu ignorieren, wohl um sich nicht über Gebühr von seiner Grundthese vom erobernden Islam abbringen zu lassen. In Bezug auf den Islam in Afrika etwa hätte Flaig auf eine lange Forschungstradition zurückgreifen können.

Gegenwärtig gehören Roman Loimeier (Göttingen) oder Stefan Reichmuth (Bochum) zu den auch international wahrgenommenen Vertretern in diesem Bereich. Ihre und zahlreiche weitere Studien konnten zeigen, dass sich auf dem afrikanischen Kontinent lokale Spielarten von Gemeinschaft und Gesellschaft entwickelten, die sich zwar allesamt am Islam orientierten, diesen aber sehr unterschiedlich deuteten. Vielfalt und Komplexität islamischer Gesellschaften charakterisieren nicht nur ihre historische Entwicklung, sondern sind auch prägend für ihr heutiges Erscheinungsbild. Die Globalisierung des Islam fördert keineswegs ausschließlich die Verbreitung radikaler, islamistischer Interpretationen in Afrika, sondern öffnet zugleich Muslimen in diesem Teil der Welt den Zugang zu einer Vielzahl von Diskussionen und Traditionslinien.

Muslime spielten in Afrika eine zentrale Rolle in Sklavenhandel und Sklaverei. Es wäre jedoch falsch, sie ausschließlich auf diesen Bereich zu reduzieren. Im Übrigen ist es schwer, ein allgemeines Bild über die Haltung von Muslimen zu Unfreiheit und Handel mit Menschen zu zeichnen. Alle Deutungen der Scharia untersagen bekanntlich dem Gläubigen, andere Muslime zu versklaven. Die Gefangennahme und der Besitz von "Ungläubigen" war hingegen erlaubt. Mit der Zunahme des Sklavenhandels wirkte der Schutz, den eine muslimische Identität bot, als Anreiz zur Konversion, insbesondere in den Regionen, wo muslimische Händler Sklaven an die Europäer oder deren Zwischenhändler verkauften. Gelegentlich wurden auch muslimische Sklavenhändler Opfer der in vielen Teilen Afrikas eskalierenden Gewalt, ihrerseits an Europäer verkauft und über den Atlantik zwangsverschifft.

Die mit Abstand beste Überblicksdarstellung, eine ebenso differenzierte wie kompakte Einführung in die Geschichte des Islam in Afrika hat vor einigen Jahren der amerikanische Historiker David Robinson veröffentlicht ("Muslim Societies in African History", Cambridge University Press, New York 2004) - ein Buch, das auch eine Übersetzung ins Deutsche verdienen würde. Mit diesem Werk habe, wie das "Journal of African History" konstatierte, "die historische Forschung zum Islam in Afrika ihre volle Reife erlangt". Robinson sieht in seiner Geschichte zwei sich überlappende Prozesse am Werk: die Islamisierung Afrikas und die Afrikanisierung des Islam. In diesem Zusammenhang lehnt er jedoch die in Teilen der Literatur verbreitete essentialistische Vorstellung von einem "afrikanischen Islam" ab, welcher vermeintlich weniger orthodox als der Islam in der arabischen Welt sei, dafür aber mit religiösen Praktiken verbunden, die durch afrikanische kommunalistische religiöse Konzepte geprägt sind. "Die meisten afrikanischen Muslime", schreibt Robinson, "haben sich immer als gottesfürchtig und korrekt in ihren Praktiken angesehen. Sie haben ihre eigenen ,Orthodoxien' herausgebildet. Ihre Geschichten sind wichtig für ein Verständnis der Vielfalt, aber auch des Strebens nach Einheit in der islamischen Welt. Sie stehen überdies für kulturelle Traditionen, die bei allen Unterschieden viel mit denen europäischer Gesellschaften gemein haben."

Robinsons Darstellung erstreckt sich über einen Zeitraum von nicht weniger als 1400 Jahren. Das achtzehnte Jahrhundert markierte einen wichtigen Moment in dieser langen Geschichte. In dieser Zeit entwickelte sich, wie Robinson darlegt, der Sufismus zu einer dynamischen Kraft im subsaharischen Afrika. Die Sufi-Bewegungen, die eine Gefolgschaft in den meisten Teilen Afrikas fanden, wurden von Sheiks angeführt, die ihre Organisation mit sozialen und spirituellen Anliegen verknüpften. Die Praxis, dass Studenten ihrem Lehrer ein Geschenk überreichten, transformierte sich zunehmend in ein System der Akkumulation und Redistribution von Reichtum durch den Führer der Bewegung.

Sidi al-Mukhtar al-Kunti etwa, der im achtzehnten Jahrhundert die Sufi-Bruderschaft der Qadiriyya in der Sahara-Region neu belebte, war ebenso sehr Manager eines Handelsunternehmens wie spiritueller Kopf. Nach seinem Vorbild fanden in den folgenden Jahrzehnten seine und andere Bruderschaften in ganz Westafrika Verbreitung. Unter der Führerschaft zahlreicher arabischer und Swahili-Sheiks expandierte der Sufismus auch entlang der ostafrikanischen Küste.

Sufi-Sheiks mobilisierten wiederholt ihre Gefolgschaft für politische Bewegungen und gehörten im späteren neunzehnten Jahrhundert vielerorts zu den erbittertsten Gegnern der europäischen kolonialen Expansion. Vorher schon erklärten Sheiks in den Savannengebieten Westafrikas militärische Dschihads gegen afrikanische Herrscher und läuteten ein Jahrhundert religiöser Kriege ein. Viele dieser Dschihads nahmen die Gestalt interner Revolten an, in denen lokale Muslime die Autorität traditioneller Herrscher in Frage stellten. Dies war in einem der bekanntesten Heiligen Kriege in der afrikanischen Geschichte der Fall: Zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts rief Usman dan Fodio zum Widerstand gegen die herrschende Willkür und Ausbeutung in den Hausa-Staaten Nordnigerias auf. Er fand zahlreiche Anhänger, die sich ihm aus Unzufriedenheit mit den Verhältnissen und aus Angst vor Versklavung anschlossen. Am Ende des Dschihad stand binnen weniger Jahre das Kalifat Sokoto, das zu einem der wichtigsten Reiche Westafrikas im neunzehnten Jahrhundert und zu einer der größten Sklavengesellschaften der Geschichte werden sollte.

Viele Studien verweisen auf die ironische Tatsache, dass der Islam in der Kolonialperiode noch expandierte. Sufi-Bruderschaften waren unter kolonialer Herrschaft wichtige Vehikel für die Verbreitung des Glaubens und belegen, dass die Islamisierung nicht von Dschihads oder einem islamischen Staat abhängen musste. In seiner faszinierenden Fallstudie einer Sufi-Gemeinschaft in Französisch-Westafrika betont Sean Hanretta die große Bedeutung lokaler ökonomischer Kontexte und der ebenso intensiv wie kontrovers geführten Debatten über den richtigen Weg frommer Menschen, sozialer Ungerechtigkeit zu begegnen, für die Ausprägung islamischer Praktiken ("Islam and Social Change in French West Africa. History of an Emancipatory Community", Cambridge University Press, New York 2009). Gelegentlich kam es im frühen zwanzigsten Jahrhundert zu Koalitionen zwischen Muslimen und dem kolonialen Staat, etwa im Ersten Weltkrieg bei der Rekrutierung von Soldaten für die französische Armee. Mussolini, der sich als "Freund des Islam" inszenierte, nutzte die Enttäuschung von Muslimen am Horn von Afrika, um sein kurzlebiges Regime in Äthiopien zu stützen.

Zugleich lehnten sich vielerorts radikale muslimische Denker und Praktiker vehement gegen koloniale Regimes auf und kritisierten gemäßigte Glaubensbrüder scharf. Sie plädierten für die (Wieder-)Einführung der Scharia und lehnten, was sie als "westliche Werte" ansahen, vehement ab. Dies setzte sich in der Zeit nach der Unabhängigkeit fort, zu beobachten etwa in Nigeria. Dort führten, wie Johannes Harnischfeger dargelegt hat ("Demokratisierung und islamisches Recht. Der Scharia-Konflikt in Nigeria", Campus, Frankfurt am Main 2006), zahlreiche Bundesstaaten das islamische Recht wieder ein. Scharia-Politiker eignen sich die Machtmittel des Staates an, um sich im Namen göttlicher Gebote über alle weltlichen Gesetze hinwegzusetzen. Sie zwingen den Gläubigen eine orthodoxe Lebensweise auf und nehmen das Bekenntnis zu kultureller Vielfalt nicht besonders ernst.

Nicht zuletzt die Länder Ostafrikas, darunter Tansania, sind in den Verdacht geraten, vermehrt radikale Muslime hervorzubringen. Doch warum und auf welche Weise konvertieren Menschen in dieser Region überhaupt zum Islam? Darauf versucht Felicitas Becker in ihrer historisch weit ausgreifenden Arbeit Antworten zu finden ("Becoming Muslim in Mainland Tanzania 1890-2000", Oxford University Press 2008). Sie glaubt, dass während der Kolonialzeit Menschen aus den ländlichen Gebieten in der Regel aus freien Stücken Muslime wurden. In vielen Regionen Tansanias bedeutete, Muslim zu werden, was sich andernorts mit der Konversion zum Christentum verband: "ein Akt der Emanzipation, das Bestreben, den Anspruch geltend zu machen, an der Aushandlung lokaler Machtbeziehungen teilzuhaben". Viele Muslime sahen sich später als Teil der nationalistischen Bewegung, beklagen inzwischen jedoch heftig ihre systematische Ausgrenzung nach der Unabhängigkeit durch den ersten (christlichen) Präsidenten Tansanias, Julius Nyerere. Die gegenwärtige Situation im Land ist stark durch Konflikte zwischen verschiedenen muslimischen Strömungen gekennzeichnet, die zugleich Auseinandersetzungen um Ressourcen sowie zwischen Generationen und Geschlechtern markieren. Beckers Buch macht einmal mehr deutlich, dass pauschale Ansichten über "den" Islam nichts erklären. Man muss sich die Mühe machen, sorgfältig zu differenzieren und zu kontextualisieren. Im Falle Afrikas ist die Literatur, die bei dieser Anstrengung helfen kann, durchaus vorhanden.

ANDREAS ECKERT

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.08.2009

Und wieder gegen den Islam
Egon Flaigs eigenwillige „Weltgeschichte der Sklaverei”
Egon Flaig liebt die Provokation. Als der Papst durch seine Regensburger Rede wegen des Hinweises auf gewalttätige Aspekte des Islam weltweit für Furore gesorgt hatte, legte Flaig nach und attestierte dem Islam den Drang zur Weltherrschaft. Als Folge seines Meinungsartikels musste die Frankfurter Allgemeine in einigen islamischen Ländern zeitweilig aus den Kiosken genommen werden. Kurz darauf provozierte Flaig, indem er das den deutschen Diskurs bestimmende Gebot der Unvergleichbarkeit des Holocaust als „moralischen Terror” geißelte (Merkur, Oktober 2007), was ihm den Vorwurf der Holocaust-Relativierung einbrachte. Das ficht den Greifswalder Althistoriker nicht an. „Kein Wissenschaftler, der sich öffentlich äußert, entgeht dem Risiko, dass jedweder Idiot aus der Äußerung macht, was ihm beliebt”, sagte er in einem Interview. Deshalb darf auch der Autor dieser Rezension nicht hoffen, Gehör bei dem streitbaren Gelehrten zu finden. Dennoch ist Kritik an seinem neuesten Buch, einer „Weltgeschichte der Sklaverei”, geboten.
Das Buch ist nämlich ein Ärgernis. Und dies nicht wegen mangelnder Qualität. Ganz im Gegenteil: Was Flaig an Wissen zu bieten hat, beeindruckt, ebenso sein weitgehend erfolgreicher Versuch, die Sklaverei als globales Phänomen zu erfassen. Dabei argumentiert er überwiegend solide über die Jahrtausende hinweg. Seine Schilderung antiker Sklavereipraktiken fasziniert ebenso wie diejenige innerafrikanischer Sklavereisysteme. Gekonnt führt er ein in islamisches Recht und antike Philosophie, handelt Sklavenaufstände ebenso sicher ab wie die wirtschaftliche Dimension der Plantagengesellschaft. Wie er etwa den Zanji-Aufstand (869 – 883 im heutigen Irak) schildert, ist in der Prägnanz beispielhaft. Das preisgünstige Werk führt selbst dem kundigen, weltgeschichtlich interessierten Leser vor Augen, welch reichhaltige Geschichte jenseits der Grenzen des europäischen Schulcurriculums wartet. Kurz, Flaigs Buch hätte ein Lehrbeispiel sein können für die neue Globalgeschichtsschreibung.
Doch leider war es offenbar das Hauptanliegen des Autors, wie schon in seinem erwähnten Zeitungsartikel zum Islam, dessen gewalttätige Grundausrichtung an den Pranger zu stellen, zu zeigen, dass der Islam, basierend auf der Scharia, nicht nur ein sklavistisches System tolerierte, sondern sogar förderte, und dass es keinerlei Menschenrechtsdiskurs oder nachhaltige Bestrebungen zur Abschaffung der Sklaverei hervorbrachte. Diese, so Flaigs These, waren ausschließlich dem Westen vorbehalten. Dort wurden universelle Menschenrechte erfunden und in die politische Praxis umgesetzt. Dort wurde schließlich auch die Sklaverei abgeschafft, und dieses humanitäre Gut dann sogar den unbotmäßigen Arabern, sprich Moslems, aufgezwungen, zum Wohle aller.
Der Hinweis auf das gewalttätige Potential des Islam, das Intellektuelle im Westen oft nicht wahrhaben wollen, ist dabei sicherlich berechtigt. In diesem Buch jedoch schüttet Flaig das Kind mit dem Bade aus. Sein krampfhaftes Bestreben, die islamischen Gesellschaften als das „größte Sklavenhaltersystem der Weltgeschichte” zu brandmarken, führt zu penetranten Wiederholungen. Folgerichtig wird die transatlantische Sklaverei zur „zweitgrößten Verschleppung von Menschen aus dem sub-saharischen Afrika”, weil die inner-islamische als die größte gesehen wird. Bei geschätzten 17 Millionen Opfern des einen und 11 Millionen Opfern des anderen Systems (Flaigs Zahlen) bleibt einem der Wettbewerb „das größte, das zweitgrößte” im Halse stecken. Wo liegt der Wert eines solchen Vergleichs? Und kann man angesichts der teilweise spärlichen Quellenlage wirklich so dezidierte Aussagen machen, wie Flaig glauben machen will? Die Forschung ist nicht so eindeutig, wie Flaig immer wieder postuliert.
Flaig erkauft die Eindeutigkeit seiner Aussagen, und damit auch deren Provokationswirkung, mit der holzschnittartigen Pauschalierung. Islam und Westen werden so zu homogenen Gegenpolen, wie es sie historisch nie gab. Weder sind mehr als tausend Jahre islamisch beeinflusster Herrschaftssysteme über mehrere Kontinente auf wenige Grundprinzipien zurückzuführen, noch ist der Westen im 19. und 20. Jahrhundert der Hort der universellen Menschenrechte, als der er in Flaigs Buch erscheint.
Den Imperialismus des 19. Jahrhunderts zur „humanitären Intervention” umzudeuten, ist kühn und einseitig und dürfte in Kreisen von Kolonialismuskennern Erstaunen hervorrufen. Hier geht der Gaul mit Flaig vollends durch. Aus einem einführenden wissenschaftlichen Sachbuch wird so eine Polemik. Eine Streitschrift über den Islam und gewalttätige Strömungen innerhalb des letzteren (ohne Gleichsetzung) sowie über die Reaktion der westlichen Welt darauf wäre aus der Feder eines klugen Beobachters wie Egon Flaig ein Beitrag, über den sich diskutieren ließe. So etwas als Weltgeschichte der Sklaverei zu tarnen ist der Sache nicht angemessen und wird dem Thema nicht gerecht. In dieser Form taugt das Buch zum Streit, aber nicht zur Aufklärung. JÜRGEN ZIMMERER
EGON FLAIG: Weltgeschichte der Sklaverei. Verlag C. H. Beck, München 2009. 238 Seiten, 12,95 Euro.
Der westliche Kolonialismus wird zur „humanitären Intervention”
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