Unter Zärtlichkeit wird man zunächst kaum mehr und anderes verstehen wollen als eine mit meist angenehmen Konnotationen besetzte Zuwendungsvokabel, die auf eine Geste mit sinnlich konkreten Ausdrucksqualitäten verweist. Zärtlichkeit war immer und ist auch heute noch machtpolitisch und moraltheologisch bedeutungslos. Sie gilt als harmloses, unverdächtiges Reservat des Privaten und musste darum niemals - anders als die sexuellen Zuwendungsgesten des Menschen - strafrechtlich oder ausschlussmoralisch verordnete Sanktionen hinnehmen. Vielleicht ist es diese Unauffälligkeit, dieser Mangel an Spektakulärem, der uns immer hat übersehen lassen, dass sich in Zärtlichkeit eine revolutionäre Weltgeschichte verbirgt. Diese Geschichte wird allerdings erst dann lesbar, wenn Zärtlichkeit herausgelöst wird aus den betrügerischen Zusammenhängen der Brutpflegearbeit, der Erotik und des Tröstens, in denen sie gewöhnlich zur Anwendung kommt.
Aus dem Inhalt: Reservate - Der Wind und die Liebe - Überdas Zögern nach der Geburt - Unterbrecherkontakte - Berührungsmuster - Götter im Nebel - Von der Freundlichkeit des Nichts
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