»Da bohrt einer dicke Bretter, das dicke Brett Leben und das andere dicke Brett Sprache.« Andreas Altmann »Weltherz« erzählt die Geschichte von Markus Steiner, der sich mit 37 Jahren auf die Suche machte: nach Wirklichkeit und echter Verbindung in einer Gesellschaft, die zunehmend künstlich und leer wird, von der Natur entkoppelt. Er kündigte seinen Job als Marketingmanager in einem Online-Start-up, verließ die paradiesische Monotonie des einsamen Großstädters und ging auf Weltreise - langsam und ohne festen Wohnsitz. Er lief zum Mount Everest, durchquerte den australischen Kontinent mit dem Zug, fuhr per Anhalter in Japan, litt an indischem Fieber, meditierte in einem Kloster in Thailand, fand in Israel das Glück im Zufall und in Indonesien einen Guru. Seine Storys sind intensiv und poetisch, abenteuerlich und verlockend. Durch seine Sprache werden Begegnungen lebendig und die Welt ein farbiger Ort, den man braucht, um Frieden zu finden, um frei zu sein.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.02.2018Welt im Herzen
Markus Steiner zog es wie viele Traveller in die Welt hinaus. Aber Steiner hat den Anspruch, anders zu sein als viele Traveller. Einen Anspruch, den er mit den meisten Travellern teilt. Schon der Beginn zeigt, wohin er vor allem möchte: zu sich selbst: "Ich wollte dem leisen und lauten Singen meiner Seele lauschen." Allein im ersten Absatz kommt vierzehn Mal das Wort Ich vor. Nahezu jeder Satz beginnt damit. Steiner schreibt endlos überladene Sätze, häuft Metaphern übereinander wie Kekse auf der Etagere. Seine Nabelschau wird unfreiwillig komisch, wenn "Weltherz und Sinne voll auf Empfang stehen", Morgenluft "warm und sanft - und so lautlos wie ein Landstreicher" heranweht. Und kryptisch: "Der Ausschlag des Verlangens in die weiteste Ferne, in der längsten Vene." In Tel Aviv glaubt er gar, alle schauten ihn an "mit respektvollem Blick, der flehend fordert: Erzähl mir deine Geschichte!" Steiner erlebt die Welt wie ein Kleinkind, das glaubt, die Welt drehe sich nur um es. Und natürlich weiß er alles besser als der Rest: "Wir haben verlernt. Zu fragen, zu bitten, zu sehen, hinzusehen. Und anzusehen." Das Wir meint bei Steiner immer die Anderen. Seine Erfahrungen hingegen würden von seinen Werten, Instinkten und Leidenschaften entworfen, "das macht mich reicher". Geht es nicht ein paar Nummern kleiner? Eine oberste Regel hätte ihm das Lektorat beibringen können: Kill your darlings! Denn Steiner kann schreiben. Wenn er den Blick hebt und nicht nur sein innerstes Ego betrachtet, zeigt sich der gute Beobachter. Aber am Ende findet er zurück zu den Plattitüden. Sein Fazit: "Diese irre Reise brachte Seele in mein Leben. Welt in mein Herz." Na dann.
bär
"Weltherz. Von einem, der auszog, die Freiheit zu suchen" von Markus Steiner. Malik im Piper Verlag. München 2017. 222 Seiten. Broschiert, 16 Euro.
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Markus Steiner zog es wie viele Traveller in die Welt hinaus. Aber Steiner hat den Anspruch, anders zu sein als viele Traveller. Einen Anspruch, den er mit den meisten Travellern teilt. Schon der Beginn zeigt, wohin er vor allem möchte: zu sich selbst: "Ich wollte dem leisen und lauten Singen meiner Seele lauschen." Allein im ersten Absatz kommt vierzehn Mal das Wort Ich vor. Nahezu jeder Satz beginnt damit. Steiner schreibt endlos überladene Sätze, häuft Metaphern übereinander wie Kekse auf der Etagere. Seine Nabelschau wird unfreiwillig komisch, wenn "Weltherz und Sinne voll auf Empfang stehen", Morgenluft "warm und sanft - und so lautlos wie ein Landstreicher" heranweht. Und kryptisch: "Der Ausschlag des Verlangens in die weiteste Ferne, in der längsten Vene." In Tel Aviv glaubt er gar, alle schauten ihn an "mit respektvollem Blick, der flehend fordert: Erzähl mir deine Geschichte!" Steiner erlebt die Welt wie ein Kleinkind, das glaubt, die Welt drehe sich nur um es. Und natürlich weiß er alles besser als der Rest: "Wir haben verlernt. Zu fragen, zu bitten, zu sehen, hinzusehen. Und anzusehen." Das Wir meint bei Steiner immer die Anderen. Seine Erfahrungen hingegen würden von seinen Werten, Instinkten und Leidenschaften entworfen, "das macht mich reicher". Geht es nicht ein paar Nummern kleiner? Eine oberste Regel hätte ihm das Lektorat beibringen können: Kill your darlings! Denn Steiner kann schreiben. Wenn er den Blick hebt und nicht nur sein innerstes Ego betrachtet, zeigt sich der gute Beobachter. Aber am Ende findet er zurück zu den Plattitüden. Sein Fazit: "Diese irre Reise brachte Seele in mein Leben. Welt in mein Herz." Na dann.
bär
"Weltherz. Von einem, der auszog, die Freiheit zu suchen" von Markus Steiner. Malik im Piper Verlag. München 2017. 222 Seiten. Broschiert, 16 Euro.
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»[...] ein Klassiker der modernen Reiseliteratur.« Reisedepeschen Verlag 20180901