Wer die Energie hat, hat die Macht. Dieses Buch analysiert die zentrale Rolle, die Energie spielt - national und noch mehr für die Ordnung unserer Welt. Wie wird die Energieversorgung in Zukunft aussehen? Eine Energiepolitik nach dem Motto "Business as usual" wird in der immer schneller zusammenwachsenden Welt unfriedlich enden. Der Appetit der größten Verbraucher wächst ungezügelt weiter, neue, in ihrem Verbrauch schnell wachsende Länder wie China oder Indien kommen dazu. Alle wollen billige Energie im angeblich freien, tatsächlich aber hoch monopolisierten Wettbewerb. Doch ohne eine Umsteuern heißt der Preis gigantische Energiemultis, die Gefahr großer Umweltkatastrophen, riskante Stromausfälle, neue atomare Bedrohungen und explosive Kriege um knapper werdendes Öl und Erdgas.
Die Zeit drängt und auch ein entfesselter Energiemarkt hilft nicht weiter. Die Energieversorgung ist ein öffentliches Gut, das dauerhaft allen und gerecht verteilt zur Verfügung stehen muss. Deshalb braucht die Lösung der Energiefrage den gestaltenden Staat, eine engagierte Zivilgesellschaft, kreative Ingenieure, qualifizierte Arbeitnehmer und verantwortungsbewusste Energiemanager, um die drei Zukunftssäulen Energiesparen, Effizienzsteigern und Erneuerbare Energien aufzubauen. Deutschland kann dabei eine Vorreiterrolle übernehmen.
Wir stehen vor der Herausforderung, wie wir die Weltmacht Energie einsetzen wollen: für Frieden und Wohlstand im Zeichen der Demokratie, oder für eine zunehmende Zerstörung der Welt. Dieses Buch zeigt, dass es Wege aus der Misere gibt. Entscheidend ist, die Weltmacht Energie zu demokratisieren. Dann können alle von ihr profitieren.
Die Zeit drängt und auch ein entfesselter Energiemarkt hilft nicht weiter. Die Energieversorgung ist ein öffentliches Gut, das dauerhaft allen und gerecht verteilt zur Verfügung stehen muss. Deshalb braucht die Lösung der Energiefrage den gestaltenden Staat, eine engagierte Zivilgesellschaft, kreative Ingenieure, qualifizierte Arbeitnehmer und verantwortungsbewusste Energiemanager, um die drei Zukunftssäulen Energiesparen, Effizienzsteigern und Erneuerbare Energien aufzubauen. Deutschland kann dabei eine Vorreiterrolle übernehmen.
Wir stehen vor der Herausforderung, wie wir die Weltmacht Energie einsetzen wollen: für Frieden und Wohlstand im Zeichen der Demokratie, oder für eine zunehmende Zerstörung der Welt. Dieses Buch zeigt, dass es Wege aus der Misere gibt. Entscheidend ist, die Weltmacht Energie zu demokratisieren. Dann können alle von ihr profitieren.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.11.2005Der sanfte Pfad
Wuppertaler Plädoyer für eine nachhaltige Energiewirtschaft
Peter Hennicke/Michael Müller: Weltmacht Energie. Herausforderung für Demokratie und Wohlstand. S. Hirzel Verlag, Stuttgart 2005. 279 Seiten, 29,- [Euro].
Wer über die Ressource "Energie" gebietet, hat die Macht. Auf dieser Einsicht gründet diese Denkschrift des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie im Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen. Sie verfolgt drei Absichten. Sie will ein energiepolitisches Manifest sein, gerichtet an eine Welt am Scheideweg, die sich zwischen dem harten "Weiter so" und dem Übergang auf einen nachhaltigen, "sanften" Pfad entscheiden muß. Aber auch eine Anklageschrift gegen die "Weltmacht Energie", die in den Augen des Direktors des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, Klaus Töpfer, dabei ist, in einer beispiellosen "ökologischen Aggression" nicht nur die globalen Lebensbedingungen zu ruinieren, sondern auch den Weltfrieden aufs Spiel zu setzen. Und schließlich will es als road map verstanden werden, die Wege in die "Zukunftsfähigkeit" weist und Straßen in den Abgrund mit "Warnzeichen" markiert.
Die beiden Herausgeber, der Leiter des Wuppertal Instituts und der umweltpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, kennen den Weltanschauungskrieg der Umweltkombattanten von der Pike auf. Sie haben sich deshalb vorgenommen, in ihrer Denkschrift die Fehler zu vermeiden, die dem Umweltdiskurs bisher sehr geschadet haben. Deshalb das Streben nach Verständlichkeit, um ein auch für Experten schwer durchschaubares Problemknäuel zu entwirren. Dies ist weitgehend gelungen. Das Buch ist übersichtlich aufgemacht und auch für den Laien verständlich geschrieben, ohne dadurch an Niveau zu verlieren. Sie wollten aber auch ohne "Schwarzmalerei" und Zweckpessimismus auskommen, um eine Öffentlichkeit wachzurütteln, die der umweltpolitische Alarmismus vergangener Tage immer mehr abgestumpft hat. Inzwischen ist Kassandra heiser geworden (Frank Uekötter), und so bedarf es fundierter Informationen und eines "besorgten Optimismus", um die Welt am Scheideweg dazu zu bringen, den richtigen Kurs einzuschlagen.
Auf die bekannten Schreckensszenarien wurde tatsächlich verzichtet. Der Begriff "Waldsterben" kommt nicht vor, und dem Kölner Dom bleibt ein salziges Fußbad erspart. Dennoch fehlt es auch diesmal wieder nicht an didaktischen Übertreibungen. Wer die Kapitel "Energie und Frieden" und "Energie und Demokratie" unkritisch liest, hat eher den Eindruck der Ausweglosigkeit als die Hoffnung, an deutschen Windrädern und Solarzellen könnte die Welt genesen. Es ist nicht die Neuigkeit der Argumente, die den Leser beeindruckt. Wer einigermaßen regelmäßig und interessiert die Zeitung liest, kann sich eines Déjà-vu-Gefühls oft nicht erwehren. Nicht umsonst stützen die Herausgeber ihre Beweisführung hauptsächlich auf Ergebnisse der umweltpolischen Enquêten des Deutschen Bundestages. Beeindruckend ist vielmehr die sachliche und umfassende Art, in der die Argumente pro und contra vorgetragen werden. Dabei geht es den Verfassern freilich nicht in erster Linie um Objektivität und wissenschaftliche Kontroverse, sondern um die Begründung eigener, fester Überzeugungen: pro Energiewende zur Effizienz- und Solarenergiewirtschaft, contra nukleare und fossile Großtechnik. Querdenker, die etwa im Fortschritt ebenjener Großtechnik den Weg sehen, deren Gefahren zu bannen, kommen dabei nicht auf ihre Kosten.
Die Verfasser begründen ihr Plädoyer für den sanften Pfad nicht allein mit den Gefahren nuklearer und fossiler Energieerzeugung für die menschliche Gesundheit und das Weltklima. Sie sehen in ihm auch eine erfolgversprechende Strategie gegen die Gefahren, die Frieden und Demokratie von der "Weltmacht Energie" drohen. Da sich die Öl- und Gasvorkommen der Welt vor allem auf Krisenregionen konzentrieren, gewinnt die Prognose kommender Ressourcenkriege an Plausibilität. Schon heute tragen die Kriege im Irak und in Tschetschenien nach Meinung der Verfasser deutlich die Handschrift der jeweils regierenden Ölmafia und sorgt die "Verölung" der Politik für eine schleichende Unterwerfung demokratischer Ideale unter die wirtschaftlichen und geopolitischen Ziele der "Weltmacht Energie".
Stark und überzeugend wirkt die Denkschrift in ihrem Plädoyer für eine nachhaltige, vollständig auf erneuerbaren Energien beruhende Energiewirtschaft. Sie soll zusammen mit dem Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft nach 2050 die Ablösung fossiler Energieträger allmählich möglich machen. Dies setzt eine "Effizienzrevolution" in der Erzeugung und Anwendung von Energie voraus. Für Deutschland scheint hier in der Tat eine realistische Option zu liegen. Sie ist auch mit den deutschen Fähigkeiten zur diversifizierten Qualitätsproduktion kompatibel, so daß sich die Exportwirtschaft gleichzeitig neue, lukrative Märkte erschließt. Wichtiger als die deutsche Nabelschau wäre freilich, daß diese Option auch China und anderen Mega-Energieverbrauchern wirklich offenstände. Und daß allen noch genügend Zeit bliebe, den sanften Pfad zu beschreiten. Wer die vorgelegte Analyse der "Weltmacht Energie in Aktion" ernst nähme, müßte an beidem zweifeln. Bleibt zu hoffen, daß es sich dabei wieder einmal um einen Fehlalarm handelt.
WERNER ABELSHAUSER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wuppertaler Plädoyer für eine nachhaltige Energiewirtschaft
Peter Hennicke/Michael Müller: Weltmacht Energie. Herausforderung für Demokratie und Wohlstand. S. Hirzel Verlag, Stuttgart 2005. 279 Seiten, 29,- [Euro].
Wer über die Ressource "Energie" gebietet, hat die Macht. Auf dieser Einsicht gründet diese Denkschrift des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie im Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen. Sie verfolgt drei Absichten. Sie will ein energiepolitisches Manifest sein, gerichtet an eine Welt am Scheideweg, die sich zwischen dem harten "Weiter so" und dem Übergang auf einen nachhaltigen, "sanften" Pfad entscheiden muß. Aber auch eine Anklageschrift gegen die "Weltmacht Energie", die in den Augen des Direktors des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, Klaus Töpfer, dabei ist, in einer beispiellosen "ökologischen Aggression" nicht nur die globalen Lebensbedingungen zu ruinieren, sondern auch den Weltfrieden aufs Spiel zu setzen. Und schließlich will es als road map verstanden werden, die Wege in die "Zukunftsfähigkeit" weist und Straßen in den Abgrund mit "Warnzeichen" markiert.
Die beiden Herausgeber, der Leiter des Wuppertal Instituts und der umweltpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, kennen den Weltanschauungskrieg der Umweltkombattanten von der Pike auf. Sie haben sich deshalb vorgenommen, in ihrer Denkschrift die Fehler zu vermeiden, die dem Umweltdiskurs bisher sehr geschadet haben. Deshalb das Streben nach Verständlichkeit, um ein auch für Experten schwer durchschaubares Problemknäuel zu entwirren. Dies ist weitgehend gelungen. Das Buch ist übersichtlich aufgemacht und auch für den Laien verständlich geschrieben, ohne dadurch an Niveau zu verlieren. Sie wollten aber auch ohne "Schwarzmalerei" und Zweckpessimismus auskommen, um eine Öffentlichkeit wachzurütteln, die der umweltpolitische Alarmismus vergangener Tage immer mehr abgestumpft hat. Inzwischen ist Kassandra heiser geworden (Frank Uekötter), und so bedarf es fundierter Informationen und eines "besorgten Optimismus", um die Welt am Scheideweg dazu zu bringen, den richtigen Kurs einzuschlagen.
Auf die bekannten Schreckensszenarien wurde tatsächlich verzichtet. Der Begriff "Waldsterben" kommt nicht vor, und dem Kölner Dom bleibt ein salziges Fußbad erspart. Dennoch fehlt es auch diesmal wieder nicht an didaktischen Übertreibungen. Wer die Kapitel "Energie und Frieden" und "Energie und Demokratie" unkritisch liest, hat eher den Eindruck der Ausweglosigkeit als die Hoffnung, an deutschen Windrädern und Solarzellen könnte die Welt genesen. Es ist nicht die Neuigkeit der Argumente, die den Leser beeindruckt. Wer einigermaßen regelmäßig und interessiert die Zeitung liest, kann sich eines Déjà-vu-Gefühls oft nicht erwehren. Nicht umsonst stützen die Herausgeber ihre Beweisführung hauptsächlich auf Ergebnisse der umweltpolischen Enquêten des Deutschen Bundestages. Beeindruckend ist vielmehr die sachliche und umfassende Art, in der die Argumente pro und contra vorgetragen werden. Dabei geht es den Verfassern freilich nicht in erster Linie um Objektivität und wissenschaftliche Kontroverse, sondern um die Begründung eigener, fester Überzeugungen: pro Energiewende zur Effizienz- und Solarenergiewirtschaft, contra nukleare und fossile Großtechnik. Querdenker, die etwa im Fortschritt ebenjener Großtechnik den Weg sehen, deren Gefahren zu bannen, kommen dabei nicht auf ihre Kosten.
Die Verfasser begründen ihr Plädoyer für den sanften Pfad nicht allein mit den Gefahren nuklearer und fossiler Energieerzeugung für die menschliche Gesundheit und das Weltklima. Sie sehen in ihm auch eine erfolgversprechende Strategie gegen die Gefahren, die Frieden und Demokratie von der "Weltmacht Energie" drohen. Da sich die Öl- und Gasvorkommen der Welt vor allem auf Krisenregionen konzentrieren, gewinnt die Prognose kommender Ressourcenkriege an Plausibilität. Schon heute tragen die Kriege im Irak und in Tschetschenien nach Meinung der Verfasser deutlich die Handschrift der jeweils regierenden Ölmafia und sorgt die "Verölung" der Politik für eine schleichende Unterwerfung demokratischer Ideale unter die wirtschaftlichen und geopolitischen Ziele der "Weltmacht Energie".
Stark und überzeugend wirkt die Denkschrift in ihrem Plädoyer für eine nachhaltige, vollständig auf erneuerbaren Energien beruhende Energiewirtschaft. Sie soll zusammen mit dem Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft nach 2050 die Ablösung fossiler Energieträger allmählich möglich machen. Dies setzt eine "Effizienzrevolution" in der Erzeugung und Anwendung von Energie voraus. Für Deutschland scheint hier in der Tat eine realistische Option zu liegen. Sie ist auch mit den deutschen Fähigkeiten zur diversifizierten Qualitätsproduktion kompatibel, so daß sich die Exportwirtschaft gleichzeitig neue, lukrative Märkte erschließt. Wichtiger als die deutsche Nabelschau wäre freilich, daß diese Option auch China und anderen Mega-Energieverbrauchern wirklich offenstände. Und daß allen noch genügend Zeit bliebe, den sanften Pfad zu beschreiten. Wer die vorgelegte Analyse der "Weltmacht Energie in Aktion" ernst nähme, müßte an beidem zweifeln. Bleibt zu hoffen, daß es sich dabei wieder einmal um einen Fehlalarm handelt.
WERNER ABELSHAUSER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Auf das Wort "Waldsterben" und ähnliche apokalyptische Drohungen hätten die Wuppertaler Klima- und Energieforscher verzichtet, stellt Rezensent Werner Abelshauser erleichtert fest. Und auch die "sachliche und umfassende" Präsentation der Argumente pro und contra Energiewende erhalten Abelshausers Lob. Dabei verstehe sich die verständlich geschriebene Studie zum einen als "energiepolitisches Manifest", zweitens als "Anklageschrift", und nicht zuletzt als "road map" für die Zukunft. Bei ihrem Plädoyer für eine neue "Effizienz- und Solarenergiewirtschaft", so der Rezensent, argumentierten die Autoren nicht nur mit den Gefahren der nuklearen und fossilen Energiegewinnung, sondern auch mit den Gefahren für Frieden und Demokratie, die von einer "Weltmacht Energie" ausgehen würde, einer "Verölung" der Politik gewissermaßen. Aus Sicht des Rezensenten liegt die Qualität der Denkschrift kaum in neuen Argumenten, zumal sie sich im Wesentlichen auf die Enquetekommissionen des Bundestages stütze, als vielmehr in dem "überzeugend" vorgetragenem Plädoyer für eine "vollständig" auf erneuerbaren Energien beruhende Energiewirtschaft ab dem Jahr 2050. Soweit solche Visionen die Situation in Deutschland beträfen, seien sie durchaus realistisch, aber sobald beispielsweise China mit einbezogen würde, schon weniger, kritisiert der Rezensent. Hier neige die Denkschrift zur "deutschen Nabelschau".
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH