Die UNESCO erklärte das Wattenmeer der Nordseeküste zum Weltnaturerbe. Biologische Artenvielfalt und einzigartige Naturprozesse waren dafür ausschlaggebend - den besonderen Zauber dieser Landschaft haben der Fotograf Martin Stock und die Biologin Ute Wilhelmsen in diesem Bildband eingefangen. "Wer das Wattenmeer liebt, der wird auch dieses Buch mögen und wer das Watt noch nicht kennt, bekommt nach der Lektüre Lust, dorthin zu fahren." urteilte Heinz Peper Anfang des ahres in "Naturschutz in Hamburg".
Nirgendwo sonst auf der Welt erstrecken sich so große, zusammenhängende Flächen von Schlick- und Sandwatten. Millionen Zugvögel sind auf den darin verborgenen Nahrungsreichtum angewiesen und zaubern auf ihrer Durchreise phantastische Formationen in den Himmel. Das Wechselspiel von Ebbe und Flut, Wind und Wellen schafft immer wieder neue Formen in dieser wilden, schönen Landschaft.
Nirgendwo sonst auf der Welt erstrecken sich so große, zusammenhängende Flächen von Schlick- und Sandwatten. Millionen Zugvögel sind auf den darin verborgenen Nahrungsreichtum angewiesen und zaubern auf ihrer Durchreise phantastische Formationen in den Himmel. Das Wechselspiel von Ebbe und Flut, Wind und Wellen schafft immer wieder neue Formen in dieser wilden, schönen Landschaft.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.12.2010Wie die Würmer im Schlick
Das Wattenmeer ist als einzigartige Landschaft seit einiger Zeit Weltnaturerbe. Den Antrag hatten Schleswig-Holstein, Niedersachsen und die Niederlande gemeinsam gestellt. Der Erbe-Status dürfte auch der Grund dafür gewesen sein, den gewichtigen Bildband vorzulegen. Nun ist das aber mit dem Wattenmeer so eine Sache - sein eigentlicher Reiz ist das Nichts oder, wie es die Autorin Ute Wilhelmsen in ihrer schönen poetischen Sprache sagt, der "Raum für Nichtstun und neue Gedanken, Raum für Neugier und Natur entdecken, Raum, den auch unsere Erben brauchen, damit ihre Seelen nicht verkümmern". Aber wie soll man dieses Wunder, diese Rettung der Seelen abbilden? Es gibt im Wattenmeer eigentlich nur die Horizontale, die dafür total. Die Weite des Meeres, die Weite des Schlicks, wenn das Wasser weg ist, die Weite des Himmels, die Weite am Strand, mal mit, mal ohne Kegelrobben, und die Halligen im weiten Meer, wenn man sie aus der Luft sieht. Aber auch wenn die Warften oder Halligen vom Boden aus fotografiert werden, ergibt sich eigentlich nur eine Horizontale. Zweifellos sind in dem Buch spektakuläre Fotos zu sehen, aber schnell kann man sich dabei erwischen, sie, ermüdet vom immer Gleichen, zu überblättern. Erst am Ende des Buches wird der Betrachter wieder aufgeschreckt, weil der Westerhever Leuchtturm, der berühmteste von allen in Deutschland, auf einmal in der Vertikale aufsteigt. Auch textlich hat man sich etwas Abwechslung erdacht: Wie Wattwürmer dann und wann aus dem Schlick auftauchen, sind hier Zitate von Berühmtheiten eingestreut - von Goethe etwa, der das Wattenmeer nie gesehen hat. Auf den Seiten 32 und 33 ergibt sich das Kuriosum, dass Francis Picabia ("Künstler" steht zur Erklärung dabei) zitiert wird und darunter Karsten Reise vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung auf Sylt - der daneben abgebildete ältere Mann aber bestimmt weder Picabia noch Reise ist, sondern das, was man einen Einheimischen nennt. Weniger wäre bei diesem an sich interessanten Buch mehr gewesen.
F.P.
"Weltnaturerbe Wattenmeer" von Ute Wilhelmsen (Text) und Martin Stock (Fotos). Wachholtz Verlag, Neumünster 2009. 176 Seiten, 178 Fotos. Gebunden, 29,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Wattenmeer ist als einzigartige Landschaft seit einiger Zeit Weltnaturerbe. Den Antrag hatten Schleswig-Holstein, Niedersachsen und die Niederlande gemeinsam gestellt. Der Erbe-Status dürfte auch der Grund dafür gewesen sein, den gewichtigen Bildband vorzulegen. Nun ist das aber mit dem Wattenmeer so eine Sache - sein eigentlicher Reiz ist das Nichts oder, wie es die Autorin Ute Wilhelmsen in ihrer schönen poetischen Sprache sagt, der "Raum für Nichtstun und neue Gedanken, Raum für Neugier und Natur entdecken, Raum, den auch unsere Erben brauchen, damit ihre Seelen nicht verkümmern". Aber wie soll man dieses Wunder, diese Rettung der Seelen abbilden? Es gibt im Wattenmeer eigentlich nur die Horizontale, die dafür total. Die Weite des Meeres, die Weite des Schlicks, wenn das Wasser weg ist, die Weite des Himmels, die Weite am Strand, mal mit, mal ohne Kegelrobben, und die Halligen im weiten Meer, wenn man sie aus der Luft sieht. Aber auch wenn die Warften oder Halligen vom Boden aus fotografiert werden, ergibt sich eigentlich nur eine Horizontale. Zweifellos sind in dem Buch spektakuläre Fotos zu sehen, aber schnell kann man sich dabei erwischen, sie, ermüdet vom immer Gleichen, zu überblättern. Erst am Ende des Buches wird der Betrachter wieder aufgeschreckt, weil der Westerhever Leuchtturm, der berühmteste von allen in Deutschland, auf einmal in der Vertikale aufsteigt. Auch textlich hat man sich etwas Abwechslung erdacht: Wie Wattwürmer dann und wann aus dem Schlick auftauchen, sind hier Zitate von Berühmtheiten eingestreut - von Goethe etwa, der das Wattenmeer nie gesehen hat. Auf den Seiten 32 und 33 ergibt sich das Kuriosum, dass Francis Picabia ("Künstler" steht zur Erklärung dabei) zitiert wird und darunter Karsten Reise vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung auf Sylt - der daneben abgebildete ältere Mann aber bestimmt weder Picabia noch Reise ist, sondern das, was man einen Einheimischen nennt. Weniger wäre bei diesem an sich interessanten Buch mehr gewesen.
F.P.
"Weltnaturerbe Wattenmeer" von Ute Wilhelmsen (Text) und Martin Stock (Fotos). Wachholtz Verlag, Neumünster 2009. 176 Seiten, 178 Fotos. Gebunden, 29,90 Euro.
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