Das enge Zusammenspiel von NS-Regime und amerikanischen Journalisten.Hitlers »Drittes Reich« war nie eine hermetisch abgeriegelte Diktatur. Vielmehr war NS-Deutschland bis in das Frühjahr 1945 hinein sehr aktiv und gut vernetzt im globalen Medienmarkt. Norman Domeier nimmt erstmals die amerikanischen Auslandskorrespondenten in Deutschland in den Blick - vom Aufstieg Hitlers in den 1920er Jahren bis zum Nürnberger Prozess 1945/46. Als politische Akteure besaßen die Amerikaner bis zum Dezember 1941 einen festen Platz in der NS-Polykratie:Bei großen politischen Aktionen der Nationalsozialisten waren sie vorab informiert, bei vielen Medienereignissen waren sie Schlüsselpersonen.Die Studie enthüllt zahlreiche Staats- und Weltkriegsgeheimnisse, welche die transatlantischen und globalen Beziehungen in jener Epoche in neuem Licht erscheinen lassen. Die US-Medien blieben auch zwischen 1942 und 1945 beim Kriegsgegner präsent: Associated Press (AP), die bis heute größte Nachrichtenagentur der Welt, kooperierte mit dem nationalsozialistischen Regime während des gesamten Zweiten Weltkrieges. Dies kann auch die Ignoranz der amerikanischen Medien gegenüber dem Mord an den europäischen Juden neu erklären: Durch die tägliche Flut an Nachrichten und Pressefotos aus dem NS-Herrschaftsbereich stellte sich eine mediale Saturiertheit ein, die eigene Recherchen nach brisanten Geschichten überflüssig erscheinen ließ.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Für Rezensent Klaus Hillenbrand wirft der Band von Norman Domeier über die amerikanische Presse in der Nazi-Diktatur grundsätzliche Fragen nach der Ethik des Journalismus auf. Was der Autor aus Nachlässen von Journalisten von AP und NBC zu Tage fördert, hat für Hillenbrand also nicht nur historischen Wert. Die Zeitzeugen-Darstellungen zeigen laut Rezensent zum einen die Sanktionen gegen unbotmäßige Berichterstattung, zum anderen die unfreiwillige Indienstnahme von Journalisten für die Nazi-Propaganda. Das ist weitgehend spannend und genau ausgeführt, hat im Kapitel über die "unterbelichtete" Berichterstattung über den Holocaust aber auch Schwächen, meint Hillenbrand, weil der Autor den Korrespondenten quasi eine Mitschuld an der mangelhaften Informationslage von damals gibt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Norman Domeier gebührt das Verdienst, die erste umfassende Studie über die US-amerikanische Auslandspresse im 'Dritten Reich' vorgelegt zu haben.« (Klaus Hillenbrand, taz, 15.02.2022) »Domeiers Geschichte der Auslandskorrespondenten im Dritten Reich umschreibt und eröffnet ein großes Feld für weitere (...) Forschungen zur Rolle der Öffentlichkeit und ihrer Vertreter.« (Wilbert Ubbens, Informationsmittel, 26.06.2022) »'Weltöffentlichkeit und Diktatur' ist eine akribisch recherchierte Studie, die einen wichtigen Beitrag zur Medien- und transnationalen Geschichte des 'Dritten Reiches' leistet und einen Standard für die historische Journalismusforschung setzt.« (Stephanie Seul, H-Soz-Kult, 05.09.2023)