Zwei Jahrzehnte lang belebte Henry Glass, mitirischem Sinn fürs Skurrile und Absurde, den Kultur- und Wissenschaftsteil des Spiegel. Er berichtete über die Prozedur des Alkohol-Entzugs bei süchtigen Eseln, die alljährlich in England ausgetragene Weltmeisterschaft der »Wurmklopfer« und porträtierte die 1000-jährige Ir(r)en-Metropole Dublin. Dazu gesellten sich Artikel über abgründige Forschungsgegenstände wie »Fremdkörper im Rektum«, »Wurzelgleichung beweist Murphy's Law« oder »Die Gasdynamik des Darms«. Lange bevor der Spiegel Autorenzeilen unter den Artikeln einführte, erkannte man die Beiträge des Heimweh-Iren und Kopfweh-Briten Glass. In ihrer stilistischen Originalität und ihrem Einfallsreichtum sind sie unerreicht und genießen Kultstatus. Die vorliegende Sammlung feiert den findigen Kopf und stellt einige seiner besten Texte vor.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Cord Riechelmann bespricht zwei Bücher in einer Doppelkritik, deren gemeinsamer Nenner darin zu bestehen scheint, dass darin Tiere mit Namen vorkommen. Henry Glass, von 1977 bis zu seinem Tod 2000 Wissenschaftsredakteur beim "Spiegel", stellt uns der Rezensent als "trinkfesten" Sprachverehrer dar, dessen Affinität zu Hochprozentigem sich auch in den gesammelten "Spiegel"-Beiträgen niederschlägt. Beeindruckend findet es Riechelmann, wie es Glass gelingt in einem Beitrag über die neuere Whisky-Forschung den Bogen zur "Geschichte des britischen Imperialismus" zu schlagen. Auch der Text um den in einer schottischen Whiskybrennerei arbeitenden Esel Michel, der zum Alkoholiker wurde, weitet sich unter der Feder von Glass zur Betrachtung über die durchaus "ernstzunehmende" Erforschung von tierischem Alkoholismus, stellt der Rezensent gefesselt fest.
© Perlentaucher Medien GmbH
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