Dieses Künstlerbuch von Timm Rautert, WELTRAUM, verweist auf die wechselhafte Geschichte eines Gebäudes in Rom. Was heute die größte Organisation der Vereinten Nationen beherbergt, die »Food and Agriculture Organisation of the United Nations« (FAO), war 1938 als Kolonialverwaltung geplant worden, als »Ministerium für das italienische Afrika«. 1940, bei Eintritt Italiens in den Zweiten Weltkrieg, wurden die Bauarbeiten jedoch eingestellt und erst Anfang der 1950er wieder aufgenommen, als die FAO das Gebäude beziehen sollte. Aus der faschistischen Trutzburg wurde ihr größtmögliches Gegenteil: Ein Verwaltungsorgan der Vielen, der verschiedenen Nationen. Hier setzen die Fotografien des Buches ein. Jede Nation hat ihren Raum repräsentativ gestaltet. Rautert zeigt sie ohne Menschen und setzt ihnen stattdessen einen anderen Raum gegenüber - Portraits der Guardia di Finanza, Vertretern der italienischen, militärisch organisierten Finanz- und Zollpolizei. Durch dieses inhaltliche Konstrukt wird die Frage aufgeworfen, ob Rauterts Bilder grundsätzlich modelhafte Inszenierungen sind, oder realisierteEntwürfe, eine Fiktionalisierung des Faktischen.