Für Violet ist ihre Familie das Größte in der ganzen Galaxis. Als ihr Vater eines Tages einen hochriskanten Auftrag übernimmt und dabei spurlos verschwindet, kann Violet also nicht tatenlos abwarten und Nägel kauen! Sie bricht auf eigene Faust auf, um ihn zu suchen - an ihrer Seite die schrulligen Freunde Elliot und Zachäus. Doch die Weiten des Weltalls sind unermesslich und voller Gefahren, und Violet muss schnell feststellen, dass ihr Vater in GROSSEN Schwierigkeiten steckt...
In seinem ersten Comic sowohl für junge als auch erwachsene Leser gelingt es Craig Thompson, Themen wie Familie, Freundschaft und Loyalität leichthändig mit einem rasanten Weltraumabenteuer zu verknüpfen - voller liebenswerter Figuren, verrückter Aliens, spaciger Raumschiffe und ebenso kluger wie scharfer Kritik an Umweltverschmutzung und dem Raubbau an der Natur.
Vorzugsausgabe mit limitiertem Druck 999 Exemplare
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
In seinem ersten Comic sowohl für junge als auch erwachsene Leser gelingt es Craig Thompson, Themen wie Familie, Freundschaft und Loyalität leichthändig mit einem rasanten Weltraumabenteuer zu verknüpfen - voller liebenswerter Figuren, verrückter Aliens, spaciger Raumschiffe und ebenso kluger wie scharfer Kritik an Umweltverschmutzung und dem Raubbau an der Natur.
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Süddeutsche ZeitungEin größeres Boot
für den weißen Hai!
Craig Thompsons neuer Comic „Weltraumkrümel“
verbindet schwungvoll Zeitkritik und Space Opera
VON CHRISTOPH HAAS
Eines kann man Craig Thompson nicht vorwerfen: dass er es sich auf seinen Lorbeeren gemütlich macht. Mit „Blankets“, der Geschichte einer unglücklichen Teenager-Liebe im fundamentalistisch-christlichen Milieu der amerikanischen Provinz, wurde er 2003 weltbekannt. Diese autobiografische Ader hätte er einfach weiterverfolgen können. Stattdessen veröffentlichte er ein gezeichnetes Tagebuch, in dem er sich mit seinem plötzlichen Ruhm auseinandersetzte. Erst 2011 folgte dann die monumentale, orientalisierende Parabel „Habibi“, brillant gezeichnet, aber etwas überambitioniert in ihren erzählerischen Absichten.
Und nun also ein erneuter Wechsel des Registers: „Weltraumkrümel“ ist ein Science-Fiction-Comic mit einer jugendlichen Heldin. Die ungefähr zwölfjährige Violet wächst in nicht einfachen Verhältnissen auf. Garnett, ihr Vater, ein ehemaliger Rocker, arbeitet als eine Art interstellarer Müllmann; Cerulean, ihre Mutter, ist eine hoch talentierte Schneiderin, die um die berufliche Gunst eines zickigen Modemachers kämpft. Als Garnett auf einer geheimnisvollen Mission verschollen geht, macht Violet sich umgehend in einem Space-Trike auf, ihn zu retten. Unterstützt wird sie dabei von dem anthropomorphen, träumerisch-philosophischen Gockel Elliot und dem prollig-draufgängerischen Zacchäus, der wie eine große orangefarbene Bohne aussieht.
Das Grundproblem aller Science-Fiction, wenig über eine mögliche Zukunft, viel aber über die Gegenwart zu verraten, geht Thompson offensiv an: Er hat von vorneherein vor, Aktuelles widerzuspiegeln. Violet lebt nicht auf einem Planeten, sondern in einer Siedlung von schäbigen Wohn-Raumschiffen, die sich um ein Fast-Food-Restaurant gruppiert – das ist die Entsprechung zu den Trailer Parks, in denen ein Teil der amerikanischen Unterschicht mehr schlecht als recht zu Hause ist. Die schwierige Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Suche nach einer guten Schule sind ebenso ein Thema wie die Grunderfahrung, von der Welt der Besserverdienenden, die hier in einer riesigen, luxuriösen Raumstation residieren, ausgeschlossen zu sein.
Wie schon in „Habibi“ steht die Welt, die Thompson entwirft, zudem im Schatten einer drohenden ökologischen Katastrophe. Schwebende Müllberge ungeheuren Ausmaßes errichten dem Flugverkehr kaum überwindliche Barrieren, und Weltraumwale hinterlassen überall ihren ekelhaften, zähflüssigen Kot, der als Treibstoff dient, aber auch Siedlungen überflutet und, wie Öl aus geborstenen Tankern, mühsam abgepumpt werden muss.
Wenn der Comic schließlich in ein jubelndes Familien- und Freundschafts-Happy-End mündet, sind diese Probleme nicht gelöst, nur in den Hintergrund getreten. Das ist, angesichts ihrer Größe, weniger inkonsequent als ehrlich. Aber Thompson will ja auch nicht nur Zeitkritik üben, sondern mindestens genauso sehr seinen Lesern Spaß bereiten. „Weltraumkrümel“ ist zunächst einmal eine überaus schwungvolle Space Opera, mit allem, was dazugehört. Es gibt rasante Kämpfe und Verfolgungsjagden sowie einen bunten Schwarm abenteuerlich aussehender Aliens; dazu fehlt es nicht an augenzwinkernden Anspielungen auf „Der weiße Hai“ – „Wir brauchen ein größeres Boot!“ –, auf „Star Wars“ und „Battlestar Galactica“.
Dafür dass es nicht zu ernst wird, sorgen außerdem die Zeichnungen, in denen die Funny- und Cartoon-Elemente so deutlich hervortreten, wie es seit „Mach’s gut, Chunky Rice“, dem 1999 erschienenen Debüt Thompsons, nicht mehr der Fall war. Dass er zum ersten Mal Farbe einsetzt, hat eine etwas zwiespältige Wirkung. Die von Dave Stewart angefertigte Computer-Kolorierung überzieht das Artwork einerseits mit einem Firnis, der ihm ein Stück seiner Expressivität nimmt. Andererseits hat die Farbgebung etwas Nostalgisches, etwas Verspieltes und Kindliches, das gut zum gewählten Genre und zur Hauptfigur passt.
Darüber hinaus dürfte der Verzicht auf Schwarzweiß-Purismus dem jüngeren Publikum, für das diese Graphic Novel an erster Stelle gedacht ist, den Zugang erleichtern. Im Kosmos des All-Ages-Comics, den die heutigen Zeichner-Größen sonst gerne meiden, ist „Weltraumkrümel“ ein hell leuchtender Stern.
CHRISTOPH HAAS
Craig Thompson (Text und Zeichnungen): Weltraumkrümel. Aus dem Englischen von Matthias Wieland. Reprodukt Verlag, Berlin 2015. 320 Seiten, 29 Euro.
Die rasanten Verfolgungsjagden
zwinkern Richtung „Star Wars“
Weltraumwale hinterlassen überall im All ihren ekelhaften, zähflüssigen Kot, der als Treibstoff dient, aber auch Siedlungen überflutet und mühsam abgepumpt werden muss. Ein Fall für den interstellaren Saugstauber.
Abb.: aus dem bespr. Band
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
für den weißen Hai!
Craig Thompsons neuer Comic „Weltraumkrümel“
verbindet schwungvoll Zeitkritik und Space Opera
VON CHRISTOPH HAAS
Eines kann man Craig Thompson nicht vorwerfen: dass er es sich auf seinen Lorbeeren gemütlich macht. Mit „Blankets“, der Geschichte einer unglücklichen Teenager-Liebe im fundamentalistisch-christlichen Milieu der amerikanischen Provinz, wurde er 2003 weltbekannt. Diese autobiografische Ader hätte er einfach weiterverfolgen können. Stattdessen veröffentlichte er ein gezeichnetes Tagebuch, in dem er sich mit seinem plötzlichen Ruhm auseinandersetzte. Erst 2011 folgte dann die monumentale, orientalisierende Parabel „Habibi“, brillant gezeichnet, aber etwas überambitioniert in ihren erzählerischen Absichten.
Und nun also ein erneuter Wechsel des Registers: „Weltraumkrümel“ ist ein Science-Fiction-Comic mit einer jugendlichen Heldin. Die ungefähr zwölfjährige Violet wächst in nicht einfachen Verhältnissen auf. Garnett, ihr Vater, ein ehemaliger Rocker, arbeitet als eine Art interstellarer Müllmann; Cerulean, ihre Mutter, ist eine hoch talentierte Schneiderin, die um die berufliche Gunst eines zickigen Modemachers kämpft. Als Garnett auf einer geheimnisvollen Mission verschollen geht, macht Violet sich umgehend in einem Space-Trike auf, ihn zu retten. Unterstützt wird sie dabei von dem anthropomorphen, träumerisch-philosophischen Gockel Elliot und dem prollig-draufgängerischen Zacchäus, der wie eine große orangefarbene Bohne aussieht.
Das Grundproblem aller Science-Fiction, wenig über eine mögliche Zukunft, viel aber über die Gegenwart zu verraten, geht Thompson offensiv an: Er hat von vorneherein vor, Aktuelles widerzuspiegeln. Violet lebt nicht auf einem Planeten, sondern in einer Siedlung von schäbigen Wohn-Raumschiffen, die sich um ein Fast-Food-Restaurant gruppiert – das ist die Entsprechung zu den Trailer Parks, in denen ein Teil der amerikanischen Unterschicht mehr schlecht als recht zu Hause ist. Die schwierige Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Suche nach einer guten Schule sind ebenso ein Thema wie die Grunderfahrung, von der Welt der Besserverdienenden, die hier in einer riesigen, luxuriösen Raumstation residieren, ausgeschlossen zu sein.
Wie schon in „Habibi“ steht die Welt, die Thompson entwirft, zudem im Schatten einer drohenden ökologischen Katastrophe. Schwebende Müllberge ungeheuren Ausmaßes errichten dem Flugverkehr kaum überwindliche Barrieren, und Weltraumwale hinterlassen überall ihren ekelhaften, zähflüssigen Kot, der als Treibstoff dient, aber auch Siedlungen überflutet und, wie Öl aus geborstenen Tankern, mühsam abgepumpt werden muss.
Wenn der Comic schließlich in ein jubelndes Familien- und Freundschafts-Happy-End mündet, sind diese Probleme nicht gelöst, nur in den Hintergrund getreten. Das ist, angesichts ihrer Größe, weniger inkonsequent als ehrlich. Aber Thompson will ja auch nicht nur Zeitkritik üben, sondern mindestens genauso sehr seinen Lesern Spaß bereiten. „Weltraumkrümel“ ist zunächst einmal eine überaus schwungvolle Space Opera, mit allem, was dazugehört. Es gibt rasante Kämpfe und Verfolgungsjagden sowie einen bunten Schwarm abenteuerlich aussehender Aliens; dazu fehlt es nicht an augenzwinkernden Anspielungen auf „Der weiße Hai“ – „Wir brauchen ein größeres Boot!“ –, auf „Star Wars“ und „Battlestar Galactica“.
Dafür dass es nicht zu ernst wird, sorgen außerdem die Zeichnungen, in denen die Funny- und Cartoon-Elemente so deutlich hervortreten, wie es seit „Mach’s gut, Chunky Rice“, dem 1999 erschienenen Debüt Thompsons, nicht mehr der Fall war. Dass er zum ersten Mal Farbe einsetzt, hat eine etwas zwiespältige Wirkung. Die von Dave Stewart angefertigte Computer-Kolorierung überzieht das Artwork einerseits mit einem Firnis, der ihm ein Stück seiner Expressivität nimmt. Andererseits hat die Farbgebung etwas Nostalgisches, etwas Verspieltes und Kindliches, das gut zum gewählten Genre und zur Hauptfigur passt.
Darüber hinaus dürfte der Verzicht auf Schwarzweiß-Purismus dem jüngeren Publikum, für das diese Graphic Novel an erster Stelle gedacht ist, den Zugang erleichtern. Im Kosmos des All-Ages-Comics, den die heutigen Zeichner-Größen sonst gerne meiden, ist „Weltraumkrümel“ ein hell leuchtender Stern.
CHRISTOPH HAAS
Craig Thompson (Text und Zeichnungen): Weltraumkrümel. Aus dem Englischen von Matthias Wieland. Reprodukt Verlag, Berlin 2015. 320 Seiten, 29 Euro.
Die rasanten Verfolgungsjagden
zwinkern Richtung „Star Wars“
Weltraumwale hinterlassen überall im All ihren ekelhaften, zähflüssigen Kot, der als Treibstoff dient, aber auch Siedlungen überflutet und mühsam abgepumpt werden muss. Ein Fall für den interstellaren Saugstauber.
Abb.: aus dem bespr. Band
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