Warum stritten Philosophen, Literaten, Musiker und Musiktheoretiker im 18. Jahrhundert heftig um die Frage, ob die Melodie oder die Harmonie in der Musik wichtiger und wesentlicher sei? Wie kam es dazu, dass diese Frage in Frankreich eine gesellschaftspolitische Dimension annahm? Seit der Antike wurde Musik mit göttlichen Prinzipien, religiösen Botschaften, Weltordnung oder Sphärenharmonie in Verbindung gebracht. Auf diese Weise sollte sie zu einer »universellen« Kunst oder Disziplin erhoben werden. Aber erst als man das Wesen der Musik in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts von aller Mathematik und Berechnung trennt und sie als eine ursprüngliche Sprache bezeichnet, eine Sprache, die jeder versteht, über kulturelle, soziale und zeitliche Grenzen hinweg, gelingt es, ihren universellen Anspruch gegenüber allen anderen Künsten nachhaltig zu verbreiten; bis heute ist die Rede von der »Weltsprache Musik«.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Thomas Steinfeld erfährt in diesem Buch von Hans Georg Nicklaus, warum die Rede von der Weltsprache der Musik zumindest strittig sein sollte. Dass Musik im Sinne Jean-Jacques Rousseaus Melodie meint und damit das Ideal eines sich unmittelbar, ohne Akkordlehre und irgendeine mathematische Architektur ausdrückenden Subjekts, lernt der Rezensent. Beeindruckt hat ihn die Sorgfalt, mit der der Autor die romantische Vorstellung von Musik als einer höheren Sprache, etwa bei E.T.A. Hoffmann, dokumentiert - und kritisiert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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