Die Katastrophe per se gibt es nicht: Sie ist ein Konzept, mit dem ein Ereignis oder eine bestimmte Situation gedeutet werden. Was als Katastrophe gelten soll, ist abhängig vom Vorverständnis von Katastrophe, das unter anderem im Repertoire kultureller Katastrophenbilder zum Ausdruck kommt. Daher werden die realen Bedrohungen der 70er und 80er Jahre nicht nur direkt inhaltlich angesprochen - so in C. Wolfs Störfall - sondern auch in einer mythologischen Gegenwelt widerspiegelt, wie in Kassandra und den Voraussetzungen einer Erzählung. Diese Bedrohungen können indirekt in der literarischen Interpretation historischer Ereignisse erscheinen - so in P. Weiss, Ästhetik des Widerstands - oder im Mythos ironisch reflektiert werden, wie zum Beispiel in H. M. Enzensbergers Untergang der Titanic. Der Status von prophetischem Sehen und Sprechen, die geschichtsphilosophische Einstellung zur Katastrophe und schließlich jene selbstreflexive Dimension der Katastrophendarstellungen, die aus dem kreativen und kritischen Umgang mit dem Bildrepertoire der Katastrophe entsteht, bilden die Schwerpunkte dieser Untersuchung.