Die Gewalt ist ein Menschheitsrätsel. Auch nach dem vermeintlichen "Ende aller Geschichte" werden wir die Gewalt nicht los. Sie ändert ihre Form geändert, aber sie besteht unvermindert fort. Feindschaft und Gewalt als ewige Rätsel der Menschheit zu entschlüsseln, bleibt daher eine ernstzunehmende Aufgabe. Die philosophische Reflexion gleicht im vorliegenden Essay einer Grenzbestimmung zwischen zwei Welten: einer Welt der Ordnung, des sinnvollen Gewaltverzichts und einer Welt der Gewaltsamkeit, der existentiellen Feindschaft, des permanenten Konflikts. Man kann diese beiden Welten als zwei Seinsweisen unterscheiden, Ordnung und Gewalt treten dann auseinander. Oder man versucht, die Sphären der Gewalt und die Sphären der Ordnung innerhalb eines Weltzusammenhangs zu verstehen. Um diese Möglichkeit soll es im folgenden gehen.Dem Rätsel der Gewaltfeindschaft sollen Bestimmungen entgegen gehalten werden, die einen Ausweg aufzeigen. Um welche Gewalt, welche Feindschaft geht es dabei? Nicht um jene "praktikable" Feindschaft, die zum Bereich des Politischen zählt und vermeintlich harmloserer Natur ist. Solche Feindschaften werden mitunter als erträgliche Feindschaften beschrieben, als Zustände, die ein Gegeneinander gestalten und ermöglichen, ohne dass es zu endgültiger Vernichtung käme. Im Mittelpunkt steht vielmehr die These, dass die Bestimmung und Auseinandersetzung mit dem Problem der Gewalt nur auf dem Boden eines umfassenden Weltbegriffs erfolgen kann und dass diese Auseinandersetzung nur kraft des Einbezugs praktischer Sinnentwürfe in einer gemeinsamen Praxis erfolgen kann. Nur ein Zugang über Phänomenologie und Hermeneutik, also über das konkrete Sinnverstehen gibt uns einen Schlüssel an die Hand, um die Gewalt erträglich zu gestalten.