Selten hat sich ein deutsches Bundesland bei der Bearbeitung eines Raubkunstfalls so schwergetan wie der Freistaat Bayern im Falle der "Madame Soler". Der Bankier und Kunstsammler Paul von Mendelssohn-Bartholdy hatte sich in den Anfängen des NS-Regimes von diesem Gemälde und anderen Picasso-Werken trennen müssen. Zum einen weigert der Freistaat sich, das Gemälde, das er für die "Bayerischen Staatsgemäldesammlungen" 1964 unter mysteriösen Umständen erworben hat, der Erbengemeinschaft Mendelssohn-Bartholdy zu restituieren. Zum anderen lehnt er auch, was mittlerweile der eigentliche Skandal ist, eine Prüfung des Falles durch die "Beratende Kommission" (Limbach-Kommission) ab, welche seit 2003 existiert und in Konfliktfällen vermitteln soll.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rezensent Micha Brumlik empfiehlt das Buch des Historikers Julius H. Schoeps als Darstellung eines Exempels von nicht restituierter Raubkunst. Dass der Autor an einem Beispiel aus seiner eigenen Familie darstellt, wie die Nazis sich an jüdischem Vermögen bereicherten und wie die Münchener Pinakothek sich bis heute weigert, den Fall des geraubten Picassos auch nur von der Limbach-Kommission untersuchen zu lassen, macht das Buch laut Brumlik besonders lesenswert. Die Sorgfalt des Autors tut ihr übriges, so der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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