Entscheidungen, die Geschichte machten
Der Beginn des Zweiten Weltkriegs stellte die Regierungschefs der Welt vor lebenswichtige Entscheidungen. In London, Berlin, Washington, Rom, Moskau und Tokio mussten Politiker und Generäle weitreichende Beschlüsse fassen. Ian Kershaw nimmt zehn Entscheidungen, die für den Verlauf des Zweiten Weltkriegs von zentraler Bedeutung waren, in den Blick und macht deutlich, dass in diesem Kampf nichts vorherbestimmt war.
Die Ereignisse, die den Beginn des Zweiten Weltkriegs markierten, versetzten weite Teile der Welt in eine Art Schockzustand. Plötzlich schien es keine Regeln mehr zu geben. Die Aggressoren kannten für ihr Tun keine Grenzen, für ihre Opfer aber zogen dunkle Zeiten herauf. Im Strudel dieser Ereignisse sah sich eine kleine Gruppe von Politikern mit zentralen Entscheidungen konfrontiert, die in dieser Auseinandersetzung Triumph oder Untergang bedeuten konnten.
In seinem glänzend geschriebenen Buch "Wendepunkte" vermittelt der Historiker Ian Kershaw dem Leser einen einzigartigen Eindruck davon, wie groß der Entscheidungsspielraum der einzelnen Politiker tatsächlich war und welche Rolle ihre ganz individuelle Persönlichkeit spielte: Warum entschloss sich Churchill, nach der französischen Kapitulation weiterzukämpfen? Warum vertraute Stalin darauf, dass Hitler die UdSSR nicht überfallen würde? Und warum griffen die Japaner Pearl Harbor an? Diese und weitere Entscheidungen veränderten den Lauf der Welt.
Die zehn wichtigsten Entscheidungen des Zweiten Weltkriegs und die Männer, die sie trafen.
Der Beginn des Zweiten Weltkriegs stellte die Regierungschefs der Welt vor lebenswichtige Entscheidungen. In London, Berlin, Washington, Rom, Moskau und Tokio mussten Politiker und Generäle weitreichende Beschlüsse fassen. Ian Kershaw nimmt zehn Entscheidungen, die für den Verlauf des Zweiten Weltkriegs von zentraler Bedeutung waren, in den Blick und macht deutlich, dass in diesem Kampf nichts vorherbestimmt war.
Die Ereignisse, die den Beginn des Zweiten Weltkriegs markierten, versetzten weite Teile der Welt in eine Art Schockzustand. Plötzlich schien es keine Regeln mehr zu geben. Die Aggressoren kannten für ihr Tun keine Grenzen, für ihre Opfer aber zogen dunkle Zeiten herauf. Im Strudel dieser Ereignisse sah sich eine kleine Gruppe von Politikern mit zentralen Entscheidungen konfrontiert, die in dieser Auseinandersetzung Triumph oder Untergang bedeuten konnten.
In seinem glänzend geschriebenen Buch "Wendepunkte" vermittelt der Historiker Ian Kershaw dem Leser einen einzigartigen Eindruck davon, wie groß der Entscheidungsspielraum der einzelnen Politiker tatsächlich war und welche Rolle ihre ganz individuelle Persönlichkeit spielte: Warum entschloss sich Churchill, nach der französischen Kapitulation weiterzukämpfen? Warum vertraute Stalin darauf, dass Hitler die UdSSR nicht überfallen würde? Und warum griffen die Japaner Pearl Harbor an? Diese und weitere Entscheidungen veränderten den Lauf der Welt.
Die zehn wichtigsten Entscheidungen des Zweiten Weltkriegs und die Männer, die sie trafen.
Ian Kershaw schildert packend Entscheidungen von 1940/41
Es hätte alles auch anders kommen können. Unter dieses Motto stellt der britische Historiker Ian Kershaw seine Analysen von zehn Entscheidungen aus den Jahren 1940/41, die weitreichende Konsequenzen für die Welt hatten. Behandelt werden unter anderem der Entschluss Churchills vom Frühjahr 1940, trotz der französischen Kapitulation weiterzukämpfen; die Entscheidung Hitlers vom Herbst 1940, die Sowjetunion anzugreifen; das Beharren Stalins vom Frühjahr 1941 auf seiner Fehleinschätzung, dass es frühestens 1942 zu einem Krieg mit dem "Dritten Reich" kommen würde und dass er daher trotz aller Warnungen die sowjetische Verteidigung nicht mobilisieren lassen müsste; der Wille Roosevelts im Sommer und Herbst 1941, trotz der isolationistischen öffentlichen Meinung in den Vereinigten Staaten in einem unerklärten Krieg gegen Hitler-Deutschland nicht nur Churchill, sondern auch Stalin zu unterstützen; die Entscheidung der japanischen Führung im Herbst 1941, mit der Bombardierung von Pearl Harbor und Operationen gegen die Malaiische Halbinsel und gegen die Philippinen die Vereinigten Staaten herauszufordern; der "Wunsch" Hitlers von Ende 1941, sämtliche Juden Europas auszulöschen. Von den untersuchten Entscheidungen sei "die zur Ermordung der Juden diejenige, für die sich am schwersten Alternativen ausmachen lassen. Wäre der Feldzug gegen die Sowjetunion glatt verlaufen, wie es die deutsche Führung gehofft hatte, hätte die der Geschichte bekannte ,Endlösung' vielleicht eine andere Form angenommen. Aber solange das NS-Regime an der Macht gewesen wäre und Krieg geführt hätte, wären die Juden auf die eine oder andere Weise zu Tode gekommen. Nur die Methode und der Zeitpunkt wären andere gewesen."
In der Schlussbetrachtung der brillanten Darstellung über die Mächtigen der Anti-Hitler-Koalition in London, Moskau und Washington sowie der Hitler-Koalition in Berlin, Rom und Tokio überrascht die Beobachtung zu Japan: Dort sei es "unmöglich" gewesen, "dass ein Einzelner willkürliche Entscheidungen traf. Tatsächlich war das japanische von den hier untersuchten Systemen in vieler Hinsicht die am deutlichsten kollektive Regierungsform." Der Kaiser habe keine diktatorische Macht besessen, Heer und Marine hätten ein hohes Maß an Autonomie genossen et cetera. In Großbritannien und in den Vereinigten Staaten seien - ganz im Gegensatz zu Stalins Vabanquespiel - "irrationale Entscheidungen kaum möglich" gewesen, wenn auch das Londoner Kriegskabinett ein kollektives Organ gewesen sei, Roosevelts Kabinett hingegen ein reines Beratergremium, so dass der Präsident die Entscheidungen allein getroffen habe: "Die von der Verfassung vorgesehene Kontrolle geschah nicht in der Exekutive, sondern in der Legislative. Roosevelt wurde durch den Kongress in einem Ausmaß eingeschränkt, wie es Churchill im britischen Parlament nie erlebte."
Die größte politische Autonomie besaßen die Diktatoren in Deutschland, Italien und der Sowjetunion. Andere politische Führer an ihrer Stelle hätten möglicherweise andere Entscheidungen getroffen und Fehleinschätzungen vermieden, bei denen ideologische fixe Ideen oft eine wichtige Rolle spielten. Was Großbritannien betreffe, so sei Churchill für das Land ein "außergewöhnlicher Glücksfall" gewesen. England und sein Empire hätten einen unentbehrlichen Beitrag zum Sieg über den deutschen Nationalsozialismus, den italienischen Faschismus und japanischen Militarismus geleistet: "Aber es war der letzte Auftritt eines ramponierten und bankrotten Großbritannien als Weltmacht. Es folgte - schrittweise zwar, doch unaufhaltsam - die Auflösung des britischen Empires." Der Zweite Weltkrieg habe eine Welt hervorgebracht, die das diametrale Gegenteil dessen war, was Deutschland und Japan anstrebten: "Dass sie sich nicht hatten durchsetzen können, war den gewaltigen Preis wert, den es gekostet hatte."
Bei einem Blick in den Anmerkungsapparat wird deutlich, wie sehr sich Kershaw auch den wegweisenden Studien des Kölner Historikers Andreas Hillgruber (1925-1989) verpflichtet weiß. Dessen monumentale Studie "Hitlers Strategie. Politik und Kriegführung 1940-1941" (1965) verfolgte einen ähnlichen Ansatz, auch durch das "Aufzeigen von Alternativen" und durch den ständig wechselnden Blick auf die Kriegsherren. Während Hillgruber jedoch kompliziert und für ein reines Fachpublikum schrieb, versteht es Kershaw, Geschichtsinteressierte nicht nur zu belehren, sondern auch glänzend zu unterhalten.
RAINER BLASIUS.
Ian Kershaw: Wendepunkte. Schlüsselentscheidungen im Zweiten Weltkrieg. Aus dem Englischen von Klaus-Dieter Schmidt. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2008. 736 S., 39,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Eingenommen zeigt sich Rezensent Rainer Blasius für Ian Kershaws Buch "Wendepunkte", in dem sich der Historiker mit zehn "Schlüsselentscheidungen" während des Zweiten Weltkriegs befasst. Er attestiert dem Autor, weitreichende Entscheidungen wie Churchills Entschluss, trotz der französischen Kapitulation weiterzukämpfen, oder Hitlers Entscheidung, die Sowjetunion anzugreifen, bestechend zu analysieren. Deutlich wird für ihn, dass alles auch ganz anders hätte kommen können. Besonders hebt Blasius die "brillante" Schlussbetrachtung über die Mächtigen der Anti-Hitler-Koalition in London, Moskau und Washington sowie der Hitler-Koalition in Berlin, Rom und Tokio hervor. Mit Lob bedenkt er auch die "packende" Darstellung Kershaws, der es in seinen Augen versteht, nicht nur zu "belehren", sondern auch "glänzend zu unterhalten".
© Perlentaucher Medien GmbH
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