Als «aufgesammelte Werke» bezeichnet Philip Kovce Aphorismen oder als «Nadeln ohne Heuhaufen». Tatsächlich kristallisieren sich in der verdichteten rhetorischen Form Denkbewegungen, die durch Kürze und Prägnanz bestechen, sich den Lesenden aber erst im Nach-denken erschließen. Aphorismen bringen auf den Punkt, was sich in langen Diskussionen nur schwer definieren lässt. Als Sentenzen sind sie Setzungen, sie bestimmen und grenzen ab - und sie dienen dabei, zumindest in der Form, in der Philip Kovce sie versteht, immer auch der Selbstbestimmung. In der hier vorgelegten Aphorismensammlung, der zweiten des Autors im Futurum Verlag, geht es genau darum. Thematisiert wird die Frage nach dem, was unser Menschsein ausmacht, aber auch die Beziehung zwischen dem Einzelnen und der Gesellschaft. Es geht um Selbstgefälligkeiten und Selbsterkenntnis, um Wahrheiten und Widersprüche, um Autorschaft, Freiheit und Denken, den Tod und das Leben, um unsere eigene Haltung und Entschiedenheit ebenso wie um die Schattenseiten unserer Gesellschaft - und manchmal ganz einfach nur um Wolken oder ein Lächeln. Es ist der Umgang Kovces mit den oft «schüchternen Wahrheiten», der aufmerken lässt und einlädt, sich weiter mit ihnen zu beschäftigen. Denn: «Wo ist das, was noch nicht da ist?»