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Das todesmutige Abenteuer von zwei jungen Fliegerinnen zu der Zeit, als die Fliegerei noch jung war, und die anrührend zarte Geschichte einer Beziehung, spannend und zugleich sensibel dargestellt in einem packenden Roman, der sich auf tatsächliche Begebenheiten stützt und das Kanada der frühen 30er Jahre zum Schauplatz hat.

Produktbeschreibung
Das todesmutige Abenteuer von zwei jungen Fliegerinnen zu der Zeit, als die Fliegerei noch jung war, und die anrührend zarte Geschichte einer Beziehung, spannend und zugleich sensibel dargestellt in einem packenden Roman, der sich auf tatsächliche Begebenheiten stützt und das Kanada der frühen 30er Jahre zum Schauplatz hat.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.05.1999

Angehimmelt unter Wolken
Lippenstift und Kerosin: Helen Humphreys' Fliegerroman

Grace O'Gorman ist eine Frau wie aus dem feministischen Nachschlagewerk. Unabhängig, karriereorientiert und jenseits aller Mütterlichkeit. Als Air Ace Grace weithin berühmt, erreicht sie mit ihrem Flugzeug immer neue Höchstleistungen zu einer Zeit, als das Fliegen selbst für Männer noch Abenteuer und Verwegenheit versprach. Sie ist technisch geschult und aeronautisch gebildet, ihren Ehemann ruft sie im Mechanikertonfall schroff-liebevoll bei seinem Nachnamen. Einen Farbtupfer Weiblichkeit bewahrt sie sich: Sie trägt Lippenstift, selbst wenn es gilt, Rekorde zu brechen.

Und es gilt einen Rekord zu brechen. Fünfundzwanzig Tage lang im Dauerrundflug über Toronto heißt das Ziel. Pikanterweise hält der Ehemann von Grace den bisherigen Rekord. Die erfahrene Grace und die junge Pilotin Willa, zwei luftverrückte Frauen zu Beginn der dreißiger Jahre, machen sich auf den Weg nach oben. Doch ein ununterbrochener Rundflug über eine einzige Stadt vermag nur schwerlich die Seiten eines unterhaltsamen Romans zu füllen. Die kanadische Schriftstellerin Helen Humphreys entgeht der Monotonie der permanenten Vogelperspektive durch einige Parallelhandlungen, die mit dem Leben der beiden Frauen in der Luft verwoben sind.

Da ist die anrührende Geschichte von dem jüdischen Mädchen Maddy, das so gerne ein Arbeiterjunge wäre. Sie ist eine heiße Verehrerin von Grace O'Gorman und verwahrt selbst jeden Apfelbutzen, der aus dem Flugzeug geworfen wurde, säuberlich in einem Setzkasten. Maddy ist aber auch die ekelhafte Göre, die ihre Mutter, die Wahrsagerin, wegen ihrer jüdischen Abstammung verachtet. Hitler hat in Deutschland bereits die Macht ergriffen, und auch in Kanada schrecken Blauhemden nur noch vor wenigem zurück. Von oben sieht die Welt allerdings ganz anders aus. Zwar machen auch die beiden Pilotinnen aus der Luft die riesigen gemalten Hakenkreuze als Zeichen des Hasses aus, doch gilt ihre Sorge der eigenen Zeichensprache.

Sich zu unterhalten ist den beiden wegen des Motorenlärms nicht möglich. Zudem sitzen sie in der Zweisitzermaschine ja hintereinander. Die Korrespondenz, die sich zuerst auf Zetteln ihren Weg sucht, wird zu einer ausgefeilten Zeichensprache, die aus den beiden Verbündete macht. Die junge Pilotin Willa verbindet schon bald mehr mit der berühmten Grace als der Wille, einen Rekord zu brechen. Eine knisternde Liebelei bahnt sich an. Doch über die wahren Gefühle der angehimmelten Pilotin erfährt der Leser nur andeutungsweise etwas. Die Kapitel, in denen der Roman die Rekordbrecherinnen begleitet, ist gänzlich aus der Perspektive Willas erzählt. Die zittrige Ungewißheit der Verliebten bleibt somit auch die des Lesers.

Sie hoffe, daß es ihr gelungen sei, "das Gefühl des Fliegens als wirkliche Leidenschaft und Berufung, das diese und andere frühe Pilotinnen erfüllte, darzustellen", schreibt die kanadische Autorin in ihrem Nachwort. Das gelingt ihr nur bedingt. Die Leidenschaft des Fliegens erscheint im Roman eher als Flucht vor der Wirklichkeit, die Rekordsucht als egoistische Gier nach Selbstbestätigung. Ihr gelingen aber ganz andere lesenswerte Momente. Wie die Szenen um die Randfigur Miro, den König aller fetten Babys, einen siebenundzwanzigjährigen Zwerg, dem das Mädchen Maddy in Irvingscher Manier der Situationsgroteske zweimal in der Woche seine Fettrollen wäscht. Oder auch hübsche Bilder wie das der Zigarette, die wie ein vergessener Wunsch in der Luft glüht, oder das der Dunkelheit, die doch nur umgekrempeltes Licht sei.

Doch leider tappt die Autorin in die Falle vieler Debütromane, zuviel auf einmal erzählen zu wollen. Zu viele Geschichten führen bei Humphreys zu recht konturlosen Figuren, deren Motivationen im Ungenauen verschwimmen. Das nimmt der eigentlich spannenden Geschichte - ein gefährlicher Rekordversuch zweier Frauen in einer Zeit, als weiblicher Wettkampfgeist zumeist am Herd ausgelebt werden mußte - viel von ihrem Reiz. Anderes erzählt die Autorin so unverblümt lebensfern, daß es an schlechte Liebesfilme erinnert. So ist die Rede von Frauen, die jeden Mann hätten haben können, oder von Männern, die ihren Frauen alles verzeihen würden. Besser indes beleuchtet Humphreys die Innenwelten der Figuren. Da sind Zerrissenheit und emotionales Schwanken zu erahnen. Doch Humphreys hat ihre Figuren wohl zu fest ins Herz geschlossen - deren seelische Abgründe behält sie jedenfalls für sich. SHIRIN SOJITRAWALLA

Helen Humphreys: "Wenn der Himmel uns küßt". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Susanne Aeckerle. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 1999. 239 S., geb., 38,- DM.

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