In den Jahren 1898 und 1899 legt der sächsische Hofkoch Ernst Max Pötzsch eine handschriftliche Rezeptsammlung an. Er schreibt für sich - ohne unnötige Formalia, in nicht allzu korrekter Rechtschreibung, oft elliptisch. Seine Aufzeichnungen sind beispielhaft für die deutsche Alltagssprache des ausgehenden 19. Jahrhunderts und verraten einiges über die damalige Küchen- bzw. Rezeptsprache. In der vorliegenden Arbeit werden Pötzschs Niederschriften in das breite Feld von Rezepttexten eingeordnet und u. a. auf Lexik, Orthographie, Lehnwortschatz und Syntax hin untersucht. Zugleich bietet die Arbeit einen Einblick in die Küchensprache am sächsischen Hof des Prinzen Friedrich August von Sachsen, des späteren Königs Friedrich August III., sowie in das sprachliche Handeln eines Dresdner Kochs, der als "einfacher Mann" bezeichnet werden kann. Sie ist ein Beitrag zur Erforschung der Sprache des "einfachen Mannes" im 19. Jahrhundert, mit der sich bislang nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen beschäftigen.