Trotz angeblich immer dürftiger fließender Subventionen aus öffentlichen Haushalten wurde der Verkauf von Nachlässen zu Lebzeiten von Autoren ein florierendes Geschäft. Im Zusammenspiel von Politikern in Geberlaune, Gutachtern, die sich gegenseitig bedienen, und Bibliotheken auf der Suche nach Bedeutung werden unter dem Begriff "Vorlass" Millionenbeträge an Dichter verschoben, die es sich an den demokratischen Höfen bestens eingerichtet haben. Mit satirischer Schärfe versucht sich Alois Schöpf in Wenn Dichter nehmen Überblick über einen kulturpolitischen Sumpf zu verschaffen, zu dem die einen schweigen, weil sie hoffen, noch an die Reihe zu kommen, und die anderen nichts sagen, weil sie schon abkassiert haben. Anhand von vier besonders drastischen Fällen - Peter Handke, Peter Turrini, Joseph Zoderer und Felix Mitterer - durchleuchtet der Autor ein mafiöses Netzwerk, das nicht nur fürstlich honorierte Staatskünstler, sondern den Literaturbetrieb insgesamt und ein weniger an Erkenntnis denn an Distinktionsgewinn interessiertes Publikum umfasst, und überführt sie der geistigen und materiellen Korruption.
Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Nach der Lektüre von Alois Schöpfs Essay "Wenn Dichter nehmen" weiß Joseph Wälzholz immerhin was "Vorlass" ist. Mehr leider nicht, denn der Rezensent spricht dem Essay jegliches Format einer Kritik ab. Die nie stringente Argumentation findet laut Wälzholz unter der Gürtellinie statt, etwa wenn Schöpf Peter Handke "Nichtbeherrschen der Sprache" vorwirft. Dumm nur, dass ausgerechnet jener Schöpf dann Autorennamen falsch schreibt und auch grammatikalisch äußerst nachlässig ist. Und dass Schöpf verarmten, alten Autoren vorschlägt, ihre Pension zu sichern, indem sie der jeweiligen Regierung darlegen, weshalb sie denn so "knausrig" waren, sich selbst sein Buch allerdings vom Land Tirol und der Stadt Innsbruck subventionieren lässt, findet der Kritiker schlichtweg "abgeschmackt".
© Perlentaucher Medien GmbH
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