In dem hier vorliegenden Text liefert Judith Butler - indem sie ihr theoretisches Feld um theaterästhetische Fragestellungen ergänzt -, eine grundsätzliche Reflexion zum Körper zwischen Sprache und Performance. Sie geht von John L. Austins Philosophie der "Sprechakte" und Walter Benjamins Begriff der "Geste" aus und skizziert eine Theorie der Methoden, Notwendigkeiten und Chancen kollektiver Aktionsformen. Ziel solchen Engagements, so wie das aller politischer Proteste, muss der Schutz und die Bewahrung elementarer Menschenrechte sein.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Rezensent Jens Kastner plädiert doch sehr stark dafür, Judith Butlers gesellschaftliches Engagement für die radikale Israelkritik, die er selbst ablehnt, und ihre Theorien voneinander abzugrenzen. Dort nämlich arbeite sie "zum Guten hin". Dies sagt er unter anderem an die Adresse des Historikers Marco Ebert, der Butler in der FAZ als eine Apologetin der Unterwerfung dargestellt habe. Kastner ordnet Ebert als "Antideutschen" ein, für die Israelkritik ein rotes Tuch sei. In dem neuen Buch entwerfe Butler eine Theorie, die gerade nicht die "radikale Ablehnung liberaler und linker Freiheitsvorstellungen" lehre, sondern im Gegenteil auf ihre Erweiterung abziele. Verstehen müsse man dafür, dass Butler uns als so sehr kulturell geprägt sehe, dass es uns gar nicht möglich sei, diese Prägungen zu erkennen und zu benennen. Diese Unterworfenheit schüttele man in neuen Protestformen ab, die Butler mit Begriffen der Performance- und Theatertheorie analysiere. Dieser neue Protest sei nicht organisiert, könne Solidarität außerhalb staatlicher Strukturen herstellen und äußere sich in dem, was Butler in dem Buch als "die Geste" bezeichnet. Bleibt nur die Frage, so Kastner, wie man diese Geste im Sinne individueller und kollektiver Handlungsmacht fruchtbar machen kann.
© Perlentaucher Medien GmbH
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