Noch heute ist man der Ansicht, schwerkranke Kinder und Jugendliche vor dem Wissen um ihre Krankheit oder ihren bevorstehenden Tod schützen zu mssen. Die Folgen dieser »Rücksichtnahme«, dieser oft hilflosen Täuschungsversuche von Ärzten und Eltern, sind allerdings erschütternd: Der Kontakt zu den jungen Patienten bricht ab, sie ziehen sich in sich selbst zurück und sterben einsam. Obwohl sie ohnehin wissen, wie es um sie steht, weil sie die Zeichen zu deuten verstehen, werden sie allzu oft mit diesem Wissen allein gelassen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.04.2010Schwierige Wahrheit
Ein altes Arztgelöbnis lautet: "Die Aufgabe des Arztes ist es, manchmal zu heilen, häufig zu lindern und immer zu trösten." Diesen Satz stellt der Kinderarzt Dietrich Niethammer seinem Buch voran. Bei ihm kommt jedoch noch ein anderes Gebot hinzu: nicht zu lügen, wenn es um die Gesundheit eines Kindes geht. Denn jahrelang war man der Auffassung, dass schwerkranke Kinder nicht mit dem Wissen um ihre Krankheit belastet werden dürften. Niethammer berichtet von Kindern, die sich völlig von ihrer Außenwelt isolierten, weil sie niemandem von ihren Ängsten erzählen und keine Fragen stellen konnten. Einen solch einsamen Tod möchte der Arzt um jeden Preis verhindern. Wie aber führt man ein offenes Gespräch? Wie tilgt man Schuldgefühle der Eltern? Wie können auch Geschwister der erkrankten Kinder eingebunden werden in die Therapie? Diese Fragen werden in seinem Plädoyer beantwortet. Lernen können dabei vor allem Ärzte, doch auch Eltern kann dieses Buch ein guter Ratgeber sein. (Dietrich Niethammer: "Wenn ein Kind schwer krank ist". Über den Umgang mit der Wahrheit. Suhrkamp Verlag, Berlin 2010. 268 S., br., 8,90 [Euro].)
Kiwa
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein altes Arztgelöbnis lautet: "Die Aufgabe des Arztes ist es, manchmal zu heilen, häufig zu lindern und immer zu trösten." Diesen Satz stellt der Kinderarzt Dietrich Niethammer seinem Buch voran. Bei ihm kommt jedoch noch ein anderes Gebot hinzu: nicht zu lügen, wenn es um die Gesundheit eines Kindes geht. Denn jahrelang war man der Auffassung, dass schwerkranke Kinder nicht mit dem Wissen um ihre Krankheit belastet werden dürften. Niethammer berichtet von Kindern, die sich völlig von ihrer Außenwelt isolierten, weil sie niemandem von ihren Ängsten erzählen und keine Fragen stellen konnten. Einen solch einsamen Tod möchte der Arzt um jeden Preis verhindern. Wie aber führt man ein offenes Gespräch? Wie tilgt man Schuldgefühle der Eltern? Wie können auch Geschwister der erkrankten Kinder eingebunden werden in die Therapie? Diese Fragen werden in seinem Plädoyer beantwortet. Lernen können dabei vor allem Ärzte, doch auch Eltern kann dieses Buch ein guter Ratgeber sein. (Dietrich Niethammer: "Wenn ein Kind schwer krank ist". Über den Umgang mit der Wahrheit. Suhrkamp Verlag, Berlin 2010. 268 S., br., 8,90 [Euro].)
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»Dietrich Niethammer geht es [darum], den Erwachsenen ihre Angst zu nehmen und ihnen das Gebot, nicht zu lügen, zu vermitteln. Immer wieder berichtet Niethammer über Kinder und Jugendliche, die er selbst behandelt hat. Dies macht das Buch sehr anschaulich und persönlich sowie gut zu lesen, trotz des schwierigen Themas.« Eva-Maria Wagner Kinderkrankenschwester