Menschen unserer postmodernen Gesellschaft leben vielfach unter dem Anspruch, offen und flexibel zu sein: die Folgen sind Bindungsangst oder die Illusion völligen Ungebundenseins. Eine lebenslange Bindung ist kaum vorstellbar. Warum sie dennoch zu einem "Mehr" an Leben beiträgt und wie sie gelingen kann, beleuchtet diese pastoralpsychologische Reflexion zur Lebensbindung in Gelübden. Die Grundhaltungen der Gestalttherapie - Präsenz, Gewahrsein und Verantwortung - helfen, die Wirklichkeit wahrzunehmen wie sie ist. Sie tragen dazu bei, sich ins Leben hinein zu verwurzeln. Auf diese Weise bilden sie die anthropologische Grundlage für die evangelischen Räte; in ihnen bezeugen Menschen aller Zeiten, dass sie sich an ein Leben mit Gott in der konkreten Wirklichkeit binden. Der Dialog zwischen Ordenstheologie und Gestalttherapie hilft, die Gelübde tiefer zu verstehen: Wenn Gelübde Gestalt gewinnen, vernetzen sie ins Leben hinein. Als eine urmenschliche Form von Lebens-Bindung bereichernsie nicht nur Ordensleute, sondern alle, die auf der Suche nach gelingendem Leben sind.