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Warum bin ich eigentlich ich selbst, warum nicht ein anderer? Diese Frage habe ihn zeitlebens beschäftigt, schreibt Julien Green, vor allem aber als er den Held dieses Romans schuf, der die Gabe erhält, mit Hilfe eines geheimen Zauberspruchs in die Haut jedes beliebigen Menschen zu schlüpfen. Als erstes wählt Fabian, die Person seines Chefs, dessen dicke Brieftasche ihn reizt, doch hat er nicht mit der unbequemen Physis des älteren Herren gerechnet. Weshalb er die Hülle schon bald wieder verläßt und seine Reise durch verschiedene Personen antritt. In Gestalt eines primitiven Burschen begeht…mehr

Produktbeschreibung
Warum bin ich eigentlich ich selbst, warum nicht ein anderer? Diese Frage habe ihn zeitlebens beschäftigt, schreibt Julien Green, vor allem aber als er den Held dieses Romans schuf, der die Gabe erhält, mit Hilfe eines geheimen Zauberspruchs in die Haut jedes beliebigen Menschen zu schlüpfen. Als erstes wählt Fabian, die Person seines Chefs, dessen dicke Brieftasche ihn reizt, doch hat er nicht mit der unbequemen Physis des älteren Herren gerechnet. Weshalb er die Hülle schon bald wieder verläßt und seine Reise durch verschiedene Personen antritt. In Gestalt eines primitiven Burschen begeht sein Alter Ego einen Mord ( oder hat er ihn nun selber begangen?), als schlecht bezahlter Übersetzer frommer Bücher strebt er in das teuerste Hotel der Stadt, und weil der Direktor ihn hinauswirft, bevor er ihm die magischen Worte ins Ohr flüstern kann, strebt er nach einer neuen Verwandlung - und damit beginnt so etwas wie ein zweiter Roman im Roman, der genauso abgründig ist wie der erste.
Obwohl es in diesem phantastischen Roman um nicht weniger als einen Teufelspakt und das Rätsel der menschlichen Identität geht, erzählt Julien Green die Geschichte Fabiens so leichthändig und humorvoll, als wäre sie erst kürzlich passiert. Dieses Werk hat berühmte Interpretationen, wie die von Melanie Klein, erfahren, doch bleibt es für heutige Leser vor allem eins: meisterhaft komponiert und packend erzählt.
Autorenporträt
Julien Green wurde am 6.September 1900 in Paris geboren. Nach einem Studienaufenthalt in den USA kehrte er 1922 nach Paris zurück, hier erschienen auch seine ersten beiden Veröffentlichungen, darunter die Romane "Mont-Cinere" und "Leviathan".
Während einer USA-Reise wurde Green vom Ausbruch des zweiten Weltkrieges überrascht und verbrachte daher einige Zeit als Lehrer am College in Baltimore. 1945 kehrte er nach Paris zurück und blieb dort, nur unterbrochen von zahlreichen Reisen, bis zu seinem Tod.
Julien Green erhielt viel renommierte Preise und war seit 1971 Mitglied der Academie Francaise.
Er starb am 13.08.1998 in seiner Pariser Wohnung.
Schon seit Erscheinen seines ersten Buches, 1926 auch in Deutschland, hatte er enthusiastische Leser wie Walter Benjamin, Klaus Mann und Hermann Kesten. Seine Bücher sind geprägt von Leidenschaft und Askese, atmosphärisch dichter Beschreibung und psychologischem Scharfblick.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.01.2000

Höllische Häutungen

Dieses Buch ist nicht das beste des Autors, aber es hat die Seelenkunde wie kein anderes aus seinem OEuvre beschäftigt. Die Psychoanalytikerin Melanie Klein widmete dem fantastischen Roman "Wenn ich du wäre" von anno 1947 eine ausführliche Studie, in der sie Julien Green für sein Verständnis des Unbewussten nachdrücklich lobte, was ihm gar nicht besonders willkommen war. Doch in einer späteren Fassung, die nun auch auf Deutsch vorliegt, sollte Green seiner Interpretin, ohne es zu wollen, indirekt Recht geben: Die mysteriöse Handlung entpuppt sich zum Schluss als Fiebertraum. Der freilich mündet wiederum im Anfang der existenziellen Abenteuerreise, da ein Unbekannter an die Tür des jungen, kränklichen Helden klopfte.

Fabien Especel langweilt sich mit seinem Leben, seine schriftstellerischen Neigungen befriedigen ihn ebenso wenig wie seine Büroarbeit. Er ist mit sich selbst zerfallen. Da erscheint ihm ein Abgesandter des Bösen und überredet ihn zu einem Satanspakt. Durch einen Zauberspruch kann er aus seiner Haut buchstäblich in die eines anderen fahren, also dessen Körper und Seele annehmen. Wie zu erwarten, bringt indes der Persönlichkeitstausch kein Glück: Jeder hat sein Kreuz zu tragen, ist mit seinem Schicksal geschlagen. Einmal wird Fabien - er heißt jetzt Paul - sogar zum Mörder. Nicht immer wirkt die magische Formel: In einen unschuldigen Knaben von sechs Jahren vermag sich Fabien nicht zu verwandeln. Das betrübliche Fazit seiner Expeditionen ins fremde Ego: "Er war außer sich, und er hatte sich verloren."

Gewiss, die musikalische Sprachkunst Julien Greens bestrickt auch in diesem Band, wobei der zweite, kürzere Teil obendrein durch eine Prise Ironie erfreut. Trotzdem bleibt ein Rest von Unbehagen. Denn über der ganzen mit Erbsünde-Denken befrachteten Konstruktion liegt wie Weihrauch ein Hauch von katholischer Naivität. Wer ihn wegbläst, muss auf den metaphysischen Mehrwert verzichten. Dann bietet sich als Lesart nur mehr die psychologische an. Und die hat mit einem Teufelsbund naturgemäß wenig im Sinn.

u.we.

Julien Green: "Wenn ich du wäre". Roman. Aus dem Französischen übersetzt von Rosemarie von Jankó und Karl Rauch. Carl Hanser Verlag, München, Wien 1999. 462 S., geb., 39,80 DM.

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

In einer Sammelrezension bespricht Ute Stempel folgende Publikationen des kürzlich verstorbenen Schriftstellers Julien Green:
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