Make Friends not War
Müssen wir Menschen zwangsläufig Kriege führen wie sich Tiere Kämpfe liefern? Der renommierte französische Neuropsychiater Boris Cyrulnik warnt vor einer emotionalen Verrohung unserer Kinder, die im Extremfall Diktatoren oder auch seit einigen Jahrzehnten kriminelle
Mädchengangs hervorbringen kann.
Tiere und Menschen vereinen sich in Gruppen, um gemeinsame Ziele zu…mehrMake Friends not War
Müssen wir Menschen zwangsläufig Kriege führen wie sich Tiere Kämpfe liefern? Der renommierte französische Neuropsychiater Boris Cyrulnik warnt vor einer emotionalen Verrohung unserer Kinder, die im Extremfall Diktatoren oder auch seit einigen Jahrzehnten kriminelle Mädchengangs hervorbringen kann.
Tiere und Menschen vereinen sich in Gruppen, um gemeinsame Ziele zu erreichen: Junge aufzuziehen, sich Nahrung zu verschaffen oder Feinde zu vertreiben. Anders als Tiere bedienen sich Menschen komplizierter Sprach- und Denksysteme, die Abstraktionen ermöglichen. Damit können Ideen, Handlungen und Ereignisse losgelöst vom konkreten Kontext in Vergangenheit und Zukunft betrachtet werden. Die Aneignung bestimmter Narrative durch einzelne Gruppen, deren Verbreitung und gezielte Manipulation anderer können Kriege auslösen. In Kriegszeiten erwünschte Verhaltensweisen werden jedoch in Friedenszeiten oft missbilligt.
Cyrulnik führt interessante Beispiele aus der Wissenschaftsgeschichte an, die zeigen, wie sich verschiedene Disziplinen, z.B. Ethologie und Psychologie, beeinflussen und methodisch bereichern. Auch Darwins Beobachtungen wurden seinerzeit von angesehenen Wissenschaftlern herabgewürdigt, sodass er erhebliche Widerstände bis zur Anerkennung seiner Forschungsergebnisse überwinden musste.
Des weiteren stellt Cyrulnik bemerkenswerte Beobachtungsstudien aus der Natur und Experimente mit Tieren und Menschen vor. Das für den französischen Buchtitel namengebende Experiment bezieht sich auf Ali Baba und die 40 Räuber. Hierbei handelt es sich um 40 emotional vernachlässigte Studienteilnehmer aus schwierigen Sozialmilieus, die jedoch nicht zwangsläufig alle straffällig wurden. Erwähnen möchte ich auch die Feststellung, dass Mädchen selbstbewusster werden, wenn ihre Väter Erziehungsurlaub nehmen und sich um diese kümmern. Im Buch werden wichtige kindliche Entwicklungsphasen und dafür markante Verhaltensweisen erklärt.
Das Buch ist ein starkes Plädoyer für Frieden und Mitgefühl. Dank eines Nachbarhundes konnte Cyrulnik selbst seine Vereinsamung nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs und dem Aufenthalt in einem Kinderheim glücklich überwinden. Für mich ein großartiges Buch.