Heutzutage gehört der Text Wenzi zu den Werken der chinesischen Philosophie, die nicht nur im Westen, sondern auch in China weitgehend unbekannt sind. Dabei hat dieses Werk eine glanzvolle Geschichte: während der Tang-Dynastie kanonisiert, zählte es als eine der Pflichtlektüren für angehende Beamten zu Texten, die das öffentliche Leben im damaligen China massgeblich geprägt haben. Zweifel an der Authentizität des Wenzi, die zuerst während der Tang-Dynastie ausgesprochen wurden und die im Laufe der nachfolgenden Jahrhunderte mit immer stichhaltigeren Argumenten belegt wurden, haben schließlich dazu geführt, dass dieser Text immer stärker in Vergessenheit geriet. Der Textfund von Dingxian aus dem Jahre 1973, bei welchem u.a. auch Fragmente des ursprünglichen Wenzi gefunden wurden, bewirkte, dass Wenzi ins Zentrum des wissenschaftlichen Interesses rückte. Die vorliegende Arbeit hat sich nun zur Aufgabe gemacht, den Wenzi-Diskurs in seinen Etappen zu dokumentieren und vor dem Hintergrund des Textfundes von Dingxian Antworten auf die wichtigsten Fragen dieses Diskurses zu geben.