Über eine Sehnsuchsregion der Deutschen
Wollen Sie den Norden neu entdecken, abseits der bekannten Ecken? Dies ist ein Buch über den nordischen Sommer und seine Reize. Kein Buch über die Kälte, sondern über Licht und Weite und endlose Tage. Wo sonst in Europa gibt es freie Wildnis, aktive Vulkane, Gletscher und Wale vor der Küste? Wo sonst stellen die Tiere fast überall die Mehrheit: die Eisbären in Spitzbergen, die Schlittenhunde in Grönland, die Rentiere in Lappland von den Mücken ganz zu schweigen. Wo sonst käme jemand auf den Einfall, ein Mückenmuseum mit Eintritt zu betreiben. Zu den Gewinnern des Klimawandels zählen schwedische Weinbauern. In Grönlands Süden kann jetzt im Sommer gebadet werden. Und wer je eine polare Erdbeere gegessen hat, die ein paar Wochen Licht rund um die Uhr ausgesetzt war, wird wie Tilmann Bünz immer wieder zurückkehren wollen.
Im Süden Grönlands kann man im Sommer baden ...
... wenn man genügend Tran im Blut hat und den passenden Anzug aus Neopren. Geschichten über die Menschen am Rande der Welt, erzählt vom langjährigen ARD-Korrespondenten Tilmann Bünz.
Tilmann Bünz hat sich einen ganzen langen Sommer auf die Reise gemacht zu den Menschen am Rande der Welt. Wer vier Monate Zeit hat, kann sich den Luxus der allmählichen Annäherung leisten, statt alles zu überfliegen. Keine Askese, keine Strapazen auf dem Inlandseis, kein Überlebenstraining in der Tundra. Der Autor hängt am Norden, aber auch am guten Essen, und schläft im Zweifel lieber in der Kajüte als im Zelt.
Die Reise beginnt mit der ersten Wollgrasblüte in Grönland Anfang Juni. Es folgen eine Wanderung über die versteinerten Wälder auf Spitzbergen und ein Tagestrip (fast bis) zum Nordpol. Weiter geht es nach Norwegen, entlang der Küste mit dem legendären Postboot, und zurück durch den Altweibersommer in Lappland. Die Reise endet nicht überraschend - vor der eigenen Haustür im Stockholmer Schärengarten, wo sich Eisberge zu Weinbergen gewandelt haben.
Wollen Sie den Norden neu entdecken, abseits der bekannten Ecken? Dies ist ein Buch über den nordischen Sommer und seine Reize. Kein Buch über die Kälte, sondern über Licht und Weite und endlose Tage. Wo sonst in Europa gibt es freie Wildnis, aktive Vulkane, Gletscher und Wale vor der Küste? Wo sonst stellen die Tiere fast überall die Mehrheit: die Eisbären in Spitzbergen, die Schlittenhunde in Grönland, die Rentiere in Lappland von den Mücken ganz zu schweigen. Wo sonst käme jemand auf den Einfall, ein Mückenmuseum mit Eintritt zu betreiben. Zu den Gewinnern des Klimawandels zählen schwedische Weinbauern. In Grönlands Süden kann jetzt im Sommer gebadet werden. Und wer je eine polare Erdbeere gegessen hat, die ein paar Wochen Licht rund um die Uhr ausgesetzt war, wird wie Tilmann Bünz immer wieder zurückkehren wollen.
Im Süden Grönlands kann man im Sommer baden ...
... wenn man genügend Tran im Blut hat und den passenden Anzug aus Neopren. Geschichten über die Menschen am Rande der Welt, erzählt vom langjährigen ARD-Korrespondenten Tilmann Bünz.
Tilmann Bünz hat sich einen ganzen langen Sommer auf die Reise gemacht zu den Menschen am Rande der Welt. Wer vier Monate Zeit hat, kann sich den Luxus der allmählichen Annäherung leisten, statt alles zu überfliegen. Keine Askese, keine Strapazen auf dem Inlandseis, kein Überlebenstraining in der Tundra. Der Autor hängt am Norden, aber auch am guten Essen, und schläft im Zweifel lieber in der Kajüte als im Zelt.
Die Reise beginnt mit der ersten Wollgrasblüte in Grönland Anfang Juni. Es folgen eine Wanderung über die versteinerten Wälder auf Spitzbergen und ein Tagestrip (fast bis) zum Nordpol. Weiter geht es nach Norwegen, entlang der Küste mit dem legendären Postboot, und zurück durch den Altweibersommer in Lappland. Die Reise endet nicht überraschend - vor der eigenen Haustür im Stockholmer Schärengarten, wo sich Eisberge zu Weinbergen gewandelt haben.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.03.2012Reisebuch
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Tilmann Bünz holt Skandinavien aus der Literatur in die Realität
Dass nicht alle Skandinavier wie bei Astrid Lindgren in den heimeligen Holzhäuschen einer Bullerbü-Siedlung Zimtschnecken backen, ist den meisten Nicht-Skandinaviern mittlerweile klar. Dass andererseits nicht alle Skandinavier wie in den Bestellern von Henning Mankell und Stieg Larsson entweder eigenbrötlerische Ermittler oder Ritualmörder sind, eigentlich auch. Wobei beide Versionen Skandinaviens in ihrer extremen Gegensätzlichkeit zwar bequem eindeutig, aber nicht langweilig sind – je tiefer ein menschlicher Abgrund ist, desto reizvoller erscheint er. Idyllen wiederum können auch verlocken.
Aus dem Grund erscheint es besonders verführerisch, möglichst wenig an diesen kulturellen Stereotypen zu rühren. Allerdings fordert gerade die extreme Fallhöhe zwischen einem Michel aus Lönneberga und einem Stockholmer Ritualkiller eine aufgeräumte Auseinandersetzung mit Skandinavien ganz besonders heraus.
Tilmann Bünz begibt sich mit seinem Buch „Wer das Weite sucht“, einer Reportagen- und Anekdotensammlung, auf eine solch geerdete Suche nach den Zwischentönen skandinavischer Lebensrealität: Bünz zapft gerade nicht die behütete Wohligkeit der roten Holzhäuser an. Ihn zieht es vor allem an die kantigeren Orte Nordeuropas, die sich gegen jede glatte Einordnung sperren: In Nordnorwegen spart er die Stadt Tromsø, touristische Metropole der Nordlichter, komplett aus, auf Spitzbergen genügt ihm der Hauptort Longyearbyen mit seinen Warnschildern vor Eisbären nicht in seiner Abseitigkeit. Bünz landet schließlich in Pyramiden, einer fast verlassenen Siedlung auf Spitzbergen, wo Russland früher Kohle abbaute und heute eine Kellnerin, „die den ganzen Tag geduldig auf Kundschaft gewartet hat“, Kartoffelsalat mit Erbsen serviert.
Der Klischeefalle entgeht der Autor, weil es nie Vorstellungen sind, von denen aus er seine Betrachtungen formt, sondern stets die Dinge oder Begegnungen selbst, die ihm Anstoß für seine Überlegungen sind. So entsteht eine undramatisch angenehme Art der Annäherung fern jeder gefühligen Voreingenommenheit: Der kurze Exkurs über einen Smalltalk-Kurs für Finnen bietet für sich selbst schon so viel Unterhaltung, dass Bünz hier wohlbedacht nicht zum allgemeinen Grübeln über die Wortkargheit eines Volkes ausholt.
Auch besucht der Autor die Familie einer Samin in ihrem Sommerdorf, erzählt von Stechmückenplagen und der Kälbermarkierung in Rentierherden, behandelt dabei aber ganz behutsam die politische Unterdrückung des indigenen Nomadenvolkes: Als der Energiekonzern Vattenfall in den 1940er Jahren den Akkajaure-See aufstaute, wurde die Familie der Samin einfach umgesiedelt, wurden überdies die Fische im See um ihre Laichplätze gebracht, so dass für die Fischer-Samen nicht viel blieb.
Eine Entzauberung Skandinaviens? Ja, aber keine ernüchternde, denn Tilmann Bünz arbeitet sich nicht offensiv an Vorurteilen ab, sondern spart durch seinen beharrlichen Weg, der stets mit einer konkreten eigenen Erfahrung beginnt, die allfälligen Klischees ganz einfach aus.
Tilmann Bünz hat fünf Jahre als Korrespondent für die ARD aus Skandinavien und dem Baltikum berichtet. Wer wie er diese Länder abseits vom Sommerurlaub am Nord- oder Ostseestrand kennengelernt hat, dem fällt dieser Zugang nicht schwer. Auf diesen Weg muss sich dann aber auch der Leser trotz Lindgren- und Wallander-Prägung einlassen können – wie im Untertitel des Buches gibt es hier eben ein „Skandinavien für Fortgeschrittene“. Sein erstes Reisebuch „Wer die Kälte liebt“ hatte er noch Skandinavien-Anfängern nahegelegt.
Ganz vorsichtig dosiert erlaubt sich der Autor aber auch hier hin und wieder einen persönlichen Eindruck im angenehm fremdelnden Jargon eines ausländischen Touristen. Bünz schreibt ehrfürchtig über eine Grönlandfahrt im Sommer: „Wenn man nachts aus dem Bullauge in die Sonne blinzelt, dann schaut man in geschenkte Zeit.“ EVA THÖNE
TILMANN BÜNZ: Wer das Weite sucht. Skandinavien für Fortgeschrittene. Btb Verlag, München 2011. 288 Seiten, 8,99 Euro.
Ein Smalltalk-Kurs mit
vermeintlich wortkargen
Finnen ist sehr unterhaltsam
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Tilmann Bünz holt Skandinavien aus der Literatur in die Realität
Dass nicht alle Skandinavier wie bei Astrid Lindgren in den heimeligen Holzhäuschen einer Bullerbü-Siedlung Zimtschnecken backen, ist den meisten Nicht-Skandinaviern mittlerweile klar. Dass andererseits nicht alle Skandinavier wie in den Bestellern von Henning Mankell und Stieg Larsson entweder eigenbrötlerische Ermittler oder Ritualmörder sind, eigentlich auch. Wobei beide Versionen Skandinaviens in ihrer extremen Gegensätzlichkeit zwar bequem eindeutig, aber nicht langweilig sind – je tiefer ein menschlicher Abgrund ist, desto reizvoller erscheint er. Idyllen wiederum können auch verlocken.
Aus dem Grund erscheint es besonders verführerisch, möglichst wenig an diesen kulturellen Stereotypen zu rühren. Allerdings fordert gerade die extreme Fallhöhe zwischen einem Michel aus Lönneberga und einem Stockholmer Ritualkiller eine aufgeräumte Auseinandersetzung mit Skandinavien ganz besonders heraus.
Tilmann Bünz begibt sich mit seinem Buch „Wer das Weite sucht“, einer Reportagen- und Anekdotensammlung, auf eine solch geerdete Suche nach den Zwischentönen skandinavischer Lebensrealität: Bünz zapft gerade nicht die behütete Wohligkeit der roten Holzhäuser an. Ihn zieht es vor allem an die kantigeren Orte Nordeuropas, die sich gegen jede glatte Einordnung sperren: In Nordnorwegen spart er die Stadt Tromsø, touristische Metropole der Nordlichter, komplett aus, auf Spitzbergen genügt ihm der Hauptort Longyearbyen mit seinen Warnschildern vor Eisbären nicht in seiner Abseitigkeit. Bünz landet schließlich in Pyramiden, einer fast verlassenen Siedlung auf Spitzbergen, wo Russland früher Kohle abbaute und heute eine Kellnerin, „die den ganzen Tag geduldig auf Kundschaft gewartet hat“, Kartoffelsalat mit Erbsen serviert.
Der Klischeefalle entgeht der Autor, weil es nie Vorstellungen sind, von denen aus er seine Betrachtungen formt, sondern stets die Dinge oder Begegnungen selbst, die ihm Anstoß für seine Überlegungen sind. So entsteht eine undramatisch angenehme Art der Annäherung fern jeder gefühligen Voreingenommenheit: Der kurze Exkurs über einen Smalltalk-Kurs für Finnen bietet für sich selbst schon so viel Unterhaltung, dass Bünz hier wohlbedacht nicht zum allgemeinen Grübeln über die Wortkargheit eines Volkes ausholt.
Auch besucht der Autor die Familie einer Samin in ihrem Sommerdorf, erzählt von Stechmückenplagen und der Kälbermarkierung in Rentierherden, behandelt dabei aber ganz behutsam die politische Unterdrückung des indigenen Nomadenvolkes: Als der Energiekonzern Vattenfall in den 1940er Jahren den Akkajaure-See aufstaute, wurde die Familie der Samin einfach umgesiedelt, wurden überdies die Fische im See um ihre Laichplätze gebracht, so dass für die Fischer-Samen nicht viel blieb.
Eine Entzauberung Skandinaviens? Ja, aber keine ernüchternde, denn Tilmann Bünz arbeitet sich nicht offensiv an Vorurteilen ab, sondern spart durch seinen beharrlichen Weg, der stets mit einer konkreten eigenen Erfahrung beginnt, die allfälligen Klischees ganz einfach aus.
Tilmann Bünz hat fünf Jahre als Korrespondent für die ARD aus Skandinavien und dem Baltikum berichtet. Wer wie er diese Länder abseits vom Sommerurlaub am Nord- oder Ostseestrand kennengelernt hat, dem fällt dieser Zugang nicht schwer. Auf diesen Weg muss sich dann aber auch der Leser trotz Lindgren- und Wallander-Prägung einlassen können – wie im Untertitel des Buches gibt es hier eben ein „Skandinavien für Fortgeschrittene“. Sein erstes Reisebuch „Wer die Kälte liebt“ hatte er noch Skandinavien-Anfängern nahegelegt.
Ganz vorsichtig dosiert erlaubt sich der Autor aber auch hier hin und wieder einen persönlichen Eindruck im angenehm fremdelnden Jargon eines ausländischen Touristen. Bünz schreibt ehrfürchtig über eine Grönlandfahrt im Sommer: „Wenn man nachts aus dem Bullauge in die Sonne blinzelt, dann schaut man in geschenkte Zeit.“ EVA THÖNE
TILMANN BÜNZ: Wer das Weite sucht. Skandinavien für Fortgeschrittene. Btb Verlag, München 2011. 288 Seiten, 8,99 Euro.
Ein Smalltalk-Kurs mit
vermeintlich wortkargen
Finnen ist sehr unterhaltsam
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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"Tilman Bünz macht mit seinen pointierten, liebevollen Geschichten nicht nur Lust auf den schwedischen Sommer. Sogar den dunklen, eisigen Wintermonaten gewinnt er so viel Originelles ab, dass man die Strickmütze und die Wollhandschuhe einpacken und schnurstracks in den Norden reisen möchte."