„Wer ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt“, ist die Inschrift auf dem Grabstein von Aristides de Susa Mendes. Wer der Mann war, was er geleistet hat und wie es dazu kam, dass er oftmals als „Oskar Schindler von Portugal“ bezeichnet wird, beschreibt Dagmar Fohl in ihrem Buch, das als
Titel eben diese Grabsteininschrift trägt.
Aristides de Susa Mendes war studierter Jurist, Ehemann,…mehr„Wer ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt“, ist die Inschrift auf dem Grabstein von Aristides de Susa Mendes. Wer der Mann war, was er geleistet hat und wie es dazu kam, dass er oftmals als „Oskar Schindler von Portugal“ bezeichnet wird, beschreibt Dagmar Fohl in ihrem Buch, das als Titel eben diese Grabsteininschrift trägt.
Aristides de Susa Mendes war studierter Jurist, Ehemann, Geliebter, Vater von 14 ehelichen und mehreren unehelichen Kindern und unter dem portugiesischen Diktator António de Oliveira Salazar im Auswärtigen Dienst. So war er unter anderem in Sansibar, Brasilien, Belgien und den USA als Konsul tätig. Seine letzte Station in dieser Funktion war die französische Stadt Bordeaux, wo er ab 1938 tätig war. In Deutschland herrschten zu der Zeit die Nazis, in Portugal herrschte ebenfalls ein Diktator und Juden waren nirgendwo gern gesehen. Daher versuchen die Vertriebenen, irgendwie in die USA ausreisen zu können. Viele suchen den Weg über Spanien und Portugal, letzteres ist zwar politisch neutral, erlaubt dennoch keine Visa für Juden. Diesem Befehl widersetzt sich Mendes und stellt zigtausende Visa aus, was unzähligen Menschen (die genaue Zahl ist bis heute unbekannt) das Leben rettet. Ihm selbst wird es zum Verhängnis, er verliert alles: seine Arbeit, seinen Ruf, seine Gesundheit und so gut wie allen Besitz. Rehabilitiert wurde er in seinem Heimatland erst lange nach seinem Tod, als er in anderen Ländern bereits als Held gefeiert wurde.
Das Buch hat mich wirklich beeindruckt. Es ist eine in Ich-Form geschriebene Biografie, eingearbeitet in eine von Tatsachen gestützte, aber fiktive Geschichte. Eine Geschichte von Mut, Verzweiflung, Zivilcourage, Diktatur und einem Fitzelchen Hoffnung. Mendes war ein mutiger Mann, getrieben vom Wunsch zu helfen, gestützt von der Hoffnung, etwas bewegen zu können und Menschen zu retten. Komme, was wolle. Er hat nicht nur sein Leben damit aufs Spiel gesetzt, sondern auch das seiner ganzen Familie, denn der Diktator Salazar versuchte noch lange, die Familie zu zerstören. Tatsächlich verlor Mendes alles Materielle und die posthume Rehabilitierung bezahlte seine Rechnungen auch nicht.
Sprachlich und formal ist das Buch eines der am rasantesten geschriebenen Bücher, die ich je gelesen habe. Man fühlt sich beim Lesen wie in einem Schnellzug oder einem Strudel aus Ereignissen, gefangen, mitgerissen und bewegt. Aristides de Susa Mendes war mir vorher kein Begriff, er ist für mich ein viel zu wenig besungener Held seiner Zeit. Ich hoffe, dass dieses unglaublich gute Buch gegen das Vergessen und für mehr Menschlichkeit und Zivilcourage dies ändern kann und vergebe 5 Sterne.