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Im Jahr 2000 ist es wieder soweit: Passionsspielzeit in Oberammergau. Das Festspielhaus ist frisch renoviert, seit Monaten sind die 480.000 Karten für fast hundert Aufführungen restlos ausverkauft, Prominenz aus aller Welt hat sich angesagt. Doch vor den entsetzten Augen des Premierenpublikums geschieht das Unfassbare: Der Darsteller des Jesus Christus stirbt am Kreuz getroffen von der Kugel eines Mörders. Der Krisenstab der Bundesregierung tappt angesichts einer Fülle von Hinweisen zunächst im Dunkeln. Könnten militante Rechtsradikale die Hand im Spiel haben? Welche Rolle spielen religiöse…mehr

Produktbeschreibung
Im Jahr 2000 ist es wieder soweit: Passionsspielzeit in Oberammergau. Das Festspielhaus ist frisch renoviert, seit Monaten sind die 480.000 Karten für fast hundert Aufführungen restlos ausverkauft, Prominenz aus aller Welt hat sich angesagt. Doch vor den entsetzten Augen des Premierenpublikums geschieht das Unfassbare: Der Darsteller des Jesus Christus stirbt am Kreuz getroffen von der Kugel eines Mörders. Der Krisenstab der Bundesregierung tappt angesichts einer Fülle von Hinweisen zunächst im Dunkeln. Könnten militante Rechtsradikale die Hand im Spiel haben? Welche Rolle spielen religiöse Fundamentalisten aus Israel, denen die Passionsspiele ein Dorn im Auge sind? Hat sich ein verbitterter Künstler für die umstrittene Aufführung gerächt? Oder wird der Festspielort von einem privaten Eifersuchtsdrama erschüttert? Der im Ort gern gesehenene Journalist Richard Renberg, der sich zurückgezogen hat, um an einem Buch zu arbeiten, war mit dem Darsteller befreundet. Als er einen Hinweis beko mmt, sich um die "jüdische Connection" zu kümmern, beginnt die gefährlichste Recherche seines Lebens. Bald wird die Mordwaffe gefunden: die Beretta eines israelischen Offiziers, der in der Nähe einen Vortrag hielt. Nur: Der Offizier ist spurlos verschwunden. Kurz darauf erhält Renberg attraktiven Beistand: Die junge Mossad-Agentin Rebekka, die zur Aufklärung des Falles nach Oberammergau beordert wurde, begleitet ihn auf der Jagd nach dem Mörder. Zunächst führen die Spuren in alle Welt zu ultraorthodoxen Juden nach Brooklyn, New York, in die Zentrale des Mossad nach Tel Aviv, in die Untergrundkneipen von Berlin, doch als ein zweiter Mord geschieht, deutet vieles darauf hin, dass der Täter nirgendwo anders zu suchen ist als in der Nähe des Tatorts: im idyllischen Oberammergau. Es bleibt nicht viel Zeit, denn die Spiele sollen trotz der Unruhen fortgesetzt werden. Falls dies geschieht, so ein anonymer "Freund", drohe ein Blutbad. Auf Schloss Linderhof kommt es schließlich zu einer Begegn nung mit dem Unbekannten.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.05.2000

Schuss auf Jesus Christus
Ein Krimi lehnt sich an die Passionsspiele an
Von Hermann Unterstöger
OBERAMMERGAU – Unter Chestertons Pater-Brown-Geschichten findet sich eine, die „Der Unsichtbare” heißt. Ihr Clou: Der Mörder schafft sein Opfer aus dem Haus, ohne gesehen zu werden. Pater Brown kommt hinter das Geheimnis, weil ihm einfällt, dass manche Leute gesehen und doch nicht gesehen werden. In dem Fall ist es der Briefträger, der sein Opfer im Postsack wegbringt. Gesehen wird er dabei wohl, aber nicht wahrgenommen. Er ist so sehr „Zubehör”, dass kein Verdacht auf ihn fällt.
Nun hat, pünktlich zu den Oberammergauer Passionsspielen, Spiegel-Autor Erich Follath einen Krimi geschrieben, in dem sich der Mörder eine ganz ähnliche Konstellation zu Nutze macht. Er beschafft sich die Mordwaffe, eine Beretta, in der Oberammergauer Nato-Schule, und zwar ausgerechnet von einem lange Zeit überaus verdächtigen Ex-Agenten des israelischen Geheimdienstes. Auf dem Nato-Gelände hat er freie Bahn und Hand, weil man ihm solche Ränke schlechterdings nicht zutraut. Er ist nämlich – doch das sollten wir fairerweise im Dunkeln lassen, das muss sich der Leser selbst erarbeiten.
Es hat in Oberammergau wegen dieses Thrillers (Titel: „Wer erschoss Jesus Christus?”) etwas Aufregung gegeben. Besonders der Jesus-Darsteller Martin Norz fand es unpassend, dass Follath ein Mordopfer einführt, das ihm, Norz, vom biographischen Hintergrund her auf fatale Weise gleicht: Der Jesus-Mime Stephan, der im Roman am Kreuz erschossen wird, ist wie er Gemeindeangestellter mit ganz ähnlichen Aufgaben.
Wer also erschoss Jesus Christus? Follath löst das Rätsel, wie sich das gehört, kurz vor Ende des 400-seitigen Wälzers, doch bis dahin jagt er uns durch alle neun Höllenkreise. Kaum einer, der nicht als Mörder in Frage käme, sei das nun der Mossad-Deserteur Shabtai Tsolom, seien das ultra-orthodoxe Juden oder seien es Glatzen aus dem hiesigen rechten Spektrum. Entsprechend aufwendig gestaltet sich die Suche, an der BND, Bundesregierung, Mossad und Finstermänner aller Kategorien beteiligt sind – man bangt ständig, ob nicht auch noch die kolumbianische Drogenmafia oder die chinesischen Triaden ihre Finger im Spiel haben.
Zwischen all diesen Mächten taumeln ein paar Aufrechte herum, speziell die Mossad-Agentin Rebekka Reulen und der ausgebrannte Journalist Richard Renberg, die freilich, wie schon ihre Initialen zeigen, am Ende zusammenkommen, nicht ohne vorher den Fall zur Zufriedenheit aller, den Mörder einmal ausgenommen, erledigt zu haben. Erfreulicherweise ist am Schluss auch Journalist Renberg überhaupt nicht mehr ausgebrannt, sondern in der Lage, erstens mit Rebekka „in andere Galaxien” einzutauchen und zweitens wieder etwas Hammermäßiges zu schreiben: einen Dreiteiler über den Mord, für den eine Illustrierte, ersichtlich der Stern, 150 000 Mark hinzublättern bereit ist.
Was dem – auf seine Weise durchaus spannenden und mit einem nicht alltäglichen Plot ausgestatteten – Buch allerdings sehr im Wege steht, ist sein Verfasser. Follath ist Journalist, und ein guter dazu, doch scheint er als solcher ständig und zwanghaft jedes Detail dokumentieren zu müssen. Kaum ist vom Mossad die Rede, heftet Follath ein Nahost-Dossier bei. Rebekka kauft einen Hut: Follath vermeldet, dass er von der deutschen Designerin Elke Martensen ist. Ein Berliner Taxifahrer ist unhöflich: Sofort führt Follath Goethe, Friedrich den Großen, Durs Grünbein und Tucholsky als Zeugen für das spezifisch Berlinerische an. Das ist Follaths Passion, und sie ist leider auch des Lesers Passion.
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