Kurz vor seinem 75. Geburtstag am 7. Dezember ist Noam Chomsky, einer der bedeutenden und viel zitierten Gelehrten des 20. Jahrhunderts, als kritischer Analytiker der US-Politik und ihrer Vertreter populärer denn je. Die vielen Vorträge, die er, oft vor tausendköpfigem Publikum gehalten hat, weisen ihn als engagierten Intellektuellen aus, der, wie Jean-Paul Sartre, Bertrand Russell oder Jürgen Habermas, keine Scheu hat, jenseits der akademischen Gefilde in die politischen Tagesdebatten einzugreifen. In umfassender Weise widmet sich Larissa MacFarquhar diesem Thema. Ihr Essay "Des Teufels Buchhalter", zuerst im New Yorker erschienen, zeichnet ein von kritischer Sympathie bestimmtes Bild des Sprachwissenschaftlers und politischen Aktivisten. MacFarquhar hat Chomsky bei seinen Seminaren und Vorträgen zugehört, ihn in seinem Büro am MIT besucht, Gespräche mit seiner Frau Carol, mit Anhängern und Gegnern geführt und seinen doppelten Werdegang -als Revolutionär in der Linguistik wie als gefeierter und angefeindeter Kritiker der Vereinigten Staaten- verfolgt. Entstanden ist dabei das differenzierte Porträt eines linken jüdischen Intellektuellen, dessen politische Überzeugungen früh sich geformt hatten, der aber andererseits bereit war, die von ihm selbst entwickelten linguistischen Theorien, wenn er sie für nicht mehr richtig hielt, ohne Rücksicht auf Verluste über den Haufen zu werfen, um etwas Neues zu beginnen.