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Es kommt nicht oft vor, dass der 16-jährige Lucas Swain Freundschaften schließt. Er ist lieber für sich, denkt nach, grübelt herum. So ist es für ihn ein richtiges Ereignis, als er sich mit Violet Park anfreundet, denn Violet ist - tot. Und Lucas rettet ihre Urne. Das erste Mal hörte Lucas von Violet in einem kleinen Minicar-Büro, mitten in der Nacht. Ihre Überreste stehen in einer Schachtel auf einem Regal. Allein die Tatsache, dass sie einmal gelebt hat und nun bis in alle Ewigkeit in einem verräucherten Büro stehen muss, setzt Lucas so zu (mal davon abgesehen, dass er eine Nanosekunde…mehr

Produktbeschreibung
Es kommt nicht oft vor, dass der 16-jährige Lucas Swain Freundschaften schließt. Er ist lieber für sich, denkt nach, grübelt herum. So ist es für ihn ein richtiges Ereignis, als er sich mit Violet Park anfreundet, denn Violet ist - tot. Und Lucas rettet ihre Urne. Das erste Mal hörte Lucas von Violet in einem kleinen Minicar-Büro, mitten in der Nacht. Ihre Überreste stehen in einer Schachtel auf einem Regal. Allein die Tatsache, dass sie einmal gelebt hat und nun bis in alle Ewigkeit in einem verräucherten Büro stehen muss, setzt Lucas so zu (mal davon abgesehen, dass er eine Nanosekunde glaubt, sie würde ihn aus der Urne heraus um Hilfe anrufen), dass es für ihn zu einer Mission wird, herauszukriegen, wer diese Frau war. Was er erfährt, lässt ihn sein eigenes Leben besser verstehen.
Autorenporträt
Jenny Valentine wurde 1970 in Cambridge geboren und schreibt von der Kritik hochgelobte Kinder- und Jugendbücher, die mehrfach ausgezeichnet und in 19 Ländern veröffentlicht wurden. Jenny Valentine lebt an verschiedenen Orten und hat zwei Töchter. 
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.03.2009

Dann haue ich eben ein Loch in die Wand

Asche aus dem Bioladen: Der Junge Lucas stößt auf eine Urne und jagt dem Schatten seines Vaters hinterher.

Von Christina Hoffmann

In einer Minicar-Taxizentrale beginnt Jenny Valentines Debüt. Das ist ein ebenso ungewöhnlicher Ort für einen Jugendroman wie für den Protagonisten Lucas, den Teenager aus bescheidenen Verhältnissen - und erst recht für eine Urne. Wer hat sie auf dem Rücksitz eines Taxis einfach vergessen? Am folgenden Tag erkundigt sich der fast 16 Jahre alte Junge nach "der toten Frau auf dem Regal" und verschafft ihr bei seinen Großeltern ein neues Zuhause. Von nun an thront die Asche von Violet Park auf einem Kaminsims in einem Nordlondoner Pflegeheim, und Lucas setzt alles daran herauszufinden, wer die Dame war und wie ihre Überreste in das Minicar-Büro gekommen sind.

Auf seiner Mission findet der Teenager, der viel Zeit mit Grübeln verbringt, nach und nach Versatzstücke, die sich zu einem Puzzle von viel größeren Ausmaßen zusammenfügen als erwartet. Er erfährt nicht nur von dem außergewöhnlichen Leben von Frau Park, sondern entdeckt auch eine Verbindung zu sich selbst: Er stößt auf ein Interview, das sein eigener Vater mit Violet Park geführt hat. Mittlerweile ist jener schon seit einigen Jahren spurlos verschwunden, und Lucas trägt zum Gedenken und aus Stolz dessen alte Anzüge und Hemden auf, denn: "In einem Zimmer voll schwerer Geschmacksirrtümer hob er sich mit seiner unangestrengten Lässigkeit deutlich ab."

"Wer ist Violet Park?" bescherte der Autorin den "Guardian Children's Fiction Prize". Völlig zu Recht, ragt dieses einfallsreiches Debüt doch durch seinen reduzierten, authentischen Ton aus den neuveröffentlichten Jugendbüchern heraus: Die Sprache klingt immer nach einem Jungen im Teenageralter - nicht nach der verheirateten Mutter zweier Kinder, die in einem Bioladen arbeitet, also nicht wie Valentine selbst. Zudem besticht "Wer ist Violet Park?" mit trockenem Humor, überraschenden Wendungen und liebevoll gestaltetem Londoner Lokalkolorit.

Ein derart makabrer Anfang geht natürlich nicht mit einem kuscheligen Heile-Welt-Ende zusammen - das würde zu diesem überaus witzigen Buch auch gar nicht passen. "Wer ist Violet Park?" hält am Schluss eine schmerzliche Erkenntnis für Lucas bereit. Aber der lebenskluge Junge weiß: Bei allem Schmerz ist Bitterkeit natürlich nie eine Option. "Ich ging in mein Zimmer und schlug ein Loch in die Wand, aber ich weinte nicht. Ich fühlte mich glücklich. Wütend glücklich." Dann schickt Lucas ein Paket nach Neuseeland. Der Inhalt ist ebenso wie Valentines Debüt kaum zu überbieten an Charme, Originalität und Chuzpe.

Jenny Valentine: "Wer ist Violet Park?" Aus dem Englischen von Klaus Fritz. Dtv, München 2009. 200 S., br., 8,95 [Euro]. Ab 13 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Der Erzähler wirkt ein bisschen irre und die Geschichte auf den ersten Blick fast wie ein "abgedrehter Fantasy-Roman" - damit ist für Ulla Schickling die Sache klar: Es geht in Jenny Valentines "Wer ist Violet Park?" einfach um ganz normale Teenager. Der Rezensentin gefällt das "große Einfühlungsvermögen", mit dem Valentine ihren Protagonisten, den 16-jährigen Lucas erzählen lässt, wie er Violet Park erst kennenlernt, als sie ihm in eingeäschertem Zustand in einer Urne begegnet. Daraufhin forsche Lucas nach, wer diese Violet wohl war, als sie lebte. Dabei entwickelt die Autorin die Geschichte zu einem "packenden Krimi", lobt die Rezensentin, und lässt den Helden bei der Beschäftigung mit der Toten nicht nur viel über seine Eltern und Großeltern, sondern auch einiges über sich selbst lernen. Besonders der lebenskluge Humor, den Jenny Valentine in ihrem Buch walten lasse hat Ulla Schickling gut gefallen.

© Perlentaucher Medien GmbH
Jenny Valentine hat die seltene Gabe mit traurigen Büchern glücklich zu machen. Katja Weise NDR Info 20120107