Neue Ansätze in der Exegese der biblischen Klagepsalmen standen im Sommer 2015 im Mittelpunkt einer Tagung, zu der sich Spezialisten der Psalmenforschung aus Nordamerika, Deutschland, der Schweiz und Israel in Münster versammelt hatten. Umbrüche in den vergangenen Jahrzehnten haben der Formen- und Gattungskritik eine veränderte Rolle in der Psalmen-Exegese zugewiesen. Dieser Paradigmenwechsel macht sich besonders bei der Auslegung von Klagepsalmen bemerkbar. Beispiele für eine veränderte Schwerpunktsetzung sind Forschungsfragen wie solche nach anthropologischen Eigenheiten der Klagepsalmen, nach der Rolle von Gewalt, Armut oder Vergänglichkeit in ihren rhetorischen Konzepten, nach ethischen Implikationen, nach ihrem je individuellen Profil als poetische theologische Literatur, aber auch nach ihrer Funktion in der Komposition des Psalmenbuchs. Die Reihe HERDERS BIBLISCHE STUDIEN (HBS) zielt darauf ab, die Forschungen an der (jüdischen und christlichen) Bibel voranzutreiben unddabei die im Wissenschaftsbereich üblich gewordene Teilung in Exegese des Alten und des Neuen Testaments zu überwinden; der bibelwissenschaftlichen Diskussion über das Verhältnis von Judentum und Christentum neue Impulse zu verleihen; Exegese auch "kontextuell" zu betreiben, d.h. ein besonderes Augenmerk auf die Einbettung biblischer Texte in soziale und religionsgeschichtliche Zusammenhänge zu richten; das internationale fachwissenschaftliche Gespräch zu fördern.