'Es hat sich jedes Mal gelohnt, zäh, unbeirrbar und prinzipienstark zu sein. Hat man einmal begriffen, in welche Richtung die Suche nach der Lösung gehen muss, darf man die Richtung auch nicht wechseln. Ich habe versucht durch Argumente zu überzeugen, durch einen Appell an pragmatisches Handeln, Sachlichkeit und Mitempfinden. Und ich lernte es an fast jedem Tag: Wer nicht kämpft, hat schon verloren.' (Rita Süssmuth)
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Kritik an Süssmuths Selbstdarstellung klingt bei Birgit Matuschek nicht an, eher Verständnis für jemanden, der seine Isolation in der eigenen Partei beschreibt und dennoch die Fortsetzung seiner Politik mit rationalistischen Mitteln preist. Für Süssmuth heißt das Überzeugungsarbeit leisten, im Offenen und im Verborgenen. Erfolge habe sie auf Anhieb nie verzeichnen können, zitiert Matuschek die ehemalige Bundestagspräsidentin, die auf hartnäckiges Verhandlungsgeschick setzte. Dabei stieß sie immer wieder auf heftigen Widerstand in der eigenen Partei: ob in der Aidspolitik, wo sie als Familien- und Gesundheitsministerin gegen Peter Gauweilers populistische Forderungen antreten musste, oder als Bundestagspräsidentin, die sich für Christos Reichstagsverhüllung gegen den Willen ihrer Fraktion stark machte. "Spannender als alle Theorie ist Rita Süssmuths sehr konkrete Beschreibung dieser Versuche, sie mundtot zu machen", schreibt Matuschek. Für die Rezensentin bringt das Kapitel über "Das Phänomen Kohl" nicht unbedingt etwas Neues; sie haben Süssmuths Ausführungen über die Bedeutung der Kunst im öffentlichen Raum (am Beispiel von Haackes "Erdtrog") inhaltlich mehr überzeugt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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