Das literaturwissenschaftliche Erbe der Autorin von »weiter leben«.Ruth Klüger war eine der bedeutendsten Germanistinnen ihrer Generation. Ihr umfangreiches wissenschaftliches Werk umspannt die deutschsprachige Literatur von Mittelalter und Renaissance bis zur Gegenwart, mit Ausblicken auf amerikanische, englische und französische Traditionen. In den 1970er-Jahren gab sie in der amerikanischen Germanistik entscheidende Anstöße zur Entwicklung der feministischen Literaturwissenschaft und zur Erforschung der Darstellung von Juden in der deutschen Literatur. Viele ihrer Aufsätze stehen im Zeichen dieser Doppelperspektive. Die Subtilität ihrer Deutungen kanonischer Texte (von Wolfram von Eschenbach über Lessing, Stifter, Heine, Schnitzler bis hin zu Ingeborg Bachmann) hat nichts von ihrer Anregungskraft eingebüßt. Ohne die Differenz zwischen fiktionalen und faktualen Texten zu verwischen, liest sie Literatur doch stets im Hinblick auf das soziale Verhalten von Menschen, auf Macht undethische Normen.Der Band versammelt bislang unpublizierte oder nur entlegen veröffentlichte Aufsätze. Die englischen Beiträge wurden bewusst in der Originalsprache belassen, um die Zweisprachigkeit ihres Werks zu dokumentieren.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Rezensent Paul Stoop findet nicht nur das Leben und Schaffen der Germanistin Ruth Klüger beachtlich, sondern auch den neuen, von Gesa Dane herausgegebenen Sammelband mit Aufsätzen Klügers aus den sechziger bis Mitte neunziger Jahren. Die jüdische Wienerin befasste sich auch nach dem Ende der NS-Zeit, deren Opfer sie als Kind beinahe wurde, zunächst nicht mit Gegenwartsliteratur, doch das änderte sich später, weiß Stoop. Die Texte sind dem Rezensenten zufolge "präzise und klar" und hinterfragen auch das eigene Fach, beispielsweise mit Blick auf das Fehlen von Autorinnen im deutschen Kanon. Mit dem informativen Nachwort Danes und dem amüsanten Ton Klügers eigne sich die Aufsatzsammlung jedenfalls nicht nur als "Einführung in die frühe deutsche Literatur", sondern bereitet sicher auch fachfremden LeserInnen Freude, vermutet der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ruth Klügers wissenschaftliche Prosa ist präzise und klar (...) Die Ausgabe ist eine willkommene Ergänzung zu Klügers autobiographischen Arbeiten« (Paul Stoop, Deutschlandfunk Büchermarkt, 06.10.2021) »Akribische Textarbeit und das Aufspüren verborgener literarischer Bezüge über mehrere Jahrhunderte verbindet sie auch mal mit treffsicherer Polemik.« (Paul Stoop, Deutschlandfunk, 06.10.2021) »Zum Glück sind auch Ruth Klügers akademische Arbeiten (...) weitgehend frei vom Fachjargon und erweist sich die Autorin auch im Englischen als brillante Stilistin.« (Oliver Pfohlmann, taz. 23.11.2021) »Die Herausgeberin dieser Texte, G. Dane, rundet das Ganze mit ihrem erhellenden Nachwort ab.« (Marianne Possmann, EKZ Bibliotheksservice, 22.11.2021) »Ruth Klüger war eine der luzidesten, originellsten und belesensten LiteraturwissenschaftlerInnen« (Rolf Löchel, literaturkritik.de, 18.01.2022) »Was sich (...) in den Texten durchhält, ist Klügers imponierende intellektuelle Unbestechlichkeit.« (Pascal Mathéus, aufklappen.de, 28.01.2022) »Die Lektüre (...) ist ein Genuss für alle Leser:innen: ob mit literaturwissenschaftlicher Vorbildung oder ohne (...). Bei diesem Band handelt es sich um eine grandiose, wirklich ausgesprochen lesenswerte Aufsatzsammlung.« (Eva Schörkhuber, Weiberdiwan, 2022) »Die literaturkritischen Essays von Ruth Klüger verbinden philologische Genauigkeit mit einer Eleganz, die heute fast niemand mehr beherrscht.« (Magnus Klaue, Jungle World, 19.12.2023)