„Wer weiß, was morgen mit uns ist“ von Ann Brashares ist ein Jugendbuch mit Zeitreisethematik vor einem dystopischen Hintergrund. Ich mag eigentlich alle drei Dinge, und hier sind alle in einem Buch versammelt? Das kann doch echt gut werden! Leider wurde ich eines Besseren belehrt…
Doch um mit
etwas Positivem zu beginnen: Das Cover gefällt mir persönlich sehr gut. Ich mag diesen schlichten,…mehr„Wer weiß, was morgen mit uns ist“ von Ann Brashares ist ein Jugendbuch mit Zeitreisethematik vor einem dystopischen Hintergrund. Ich mag eigentlich alle drei Dinge, und hier sind alle in einem Buch versammelt? Das kann doch echt gut werden! Leider wurde ich eines Besseren belehrt…
Doch um mit etwas Positivem zu beginnen: Das Cover gefällt mir persönlich sehr gut. Ich mag diesen schlichten, grafischen Stil. Die Schrift und Silhouetten heben sich zudem glänzend vom Hintergrund ab. Hübsch, hübsch, auch wenn man auf den ersten Blick eher eine „normale“ Liebesgeschichte vermuten würde.
Obwohl das Buch im Jahr 2014 spielt, ist die Protagonistin, Prenna, eine Zeitreisende aus der Zukunft, die vor einem verheerenden Virus in unsere Zeit geflohen ist. Sie und ihre Gemeinschaft weiterer Zeitreisender leben aufgrund strenger Regeln weitgehend isoliert und vermeiden übermäßigen Kontakt zu anderen Menschen. Doch leider verliebt sie sich in ihren Mitschüler Ethan… Von der grundlegenden Idee fand ich die Story sehr interessant: die Flucht vor der Zukunft und immer die Hoffnung im Blick, die drohende Katastrophe vielleicht verhindern zu können. Leider habe ich das Gefühl, als hätte die Autorin ihre eigene Geschichte nicht recht durchdacht. Die Handlung wirkt einfach nicht stimmig. Wenn überhaupt einmal Spannung aufkommt, wird diese fast im nächsten Augenblick wieder zunichte gemacht, indem einfach die simpelste Lösung aufgetischt wird. Scheinbar ausweglose Situationen? Kein Problem! Sollte es überhaupt so weit kommen, wird das innerhalb weniger Sätze geklärt.
Mit den Protagonisten, Prenna und Ethan, bin ich über das ganze Buch hinweg leider nicht warm geworden. Sie blieben mir einfach zu blass, zu nichtssagend. Vor allem Prenna ist entweder naiv, völlig doof oder weist einen leichten Mangel an Empathie auf. Die restlichen Charaktere, auch Prennas Mutter, spielen weitestgehend nur mickrige Nebenrollen.
Die Handlung ist also spannungsarm und unlogisch, die Protagonisten gleichsam unspektakulär? Perfekt, dann kann ja der Schreibstil ein ähnlicher Reinfall sein. Ganz ehrlich: ich habe schon lange kein so primitiv geschriebenes Buch mehr gelesen. Gut, ohne mit der Originalausgabe vergleichen zu können, kann man natürlich nicht mit Bestimmtheit sagen, welche Stilblüten vielleicht auch auf dem Mist der Übersetzerin gewachsen sind – dass die 17-jährige Prenna „Pipi machen“ muss, gehört eventuell dazu. Oder dass sie laut ihrer eigenen Aussage eine „illegale Außerirdische“ ist. Ich gehe davon aus, dass im Original „alien“ stand, und das ist immer noch eher ein Ausländer oder Fremdling, ganz sicher niemand aus dem Weltall.
Dann gibt es jedoch noch eine ganze Menge aus relativ kurzen Sätzen bestehende Dialoge und Beschreibungen, die eben auch bereits im Original recht flach sein können. Einfach wunderschön:
„Plötzlich werde ich von einem blassen Gesicht überrascht, das von oben hereinschaut. Das Gesicht kommt näher heran. Es ist das blassrosa Gesicht von Ethan.“
Ja, ich weiß, dass es sich um ein Jugendbuch handelt und ich schon eine Weile aus der Zielgruppe herausgewachsen bin, aber ich habe eindeutig als Kinderbücher herausgegebene Bücher gelesen, die ausgefeilter und ansprechender formuliert waren. Man mag es kaum glauben, aber Jugendliche sind nicht so beschränkt, etwas anspruchsvollere Sätze nicht zu verstehen…
Einen Vorteil hat der Stil allerdings: Wenn man nicht zu viel Zeit mit Kopfschütteln verbringt, lässt sich das Buch doch recht flott durchlesen und artet noch nicht zur Qual aus. Ein weiterer positiver Aspekt war auch die Betonung darauf, dass die Menschheit nachhaltig mit den gegebenen Ressourcen und unserer Umwelt umgehen sollte, wenngleich die Erwähnung häufig einem sehr kräftigen Holzhammer glich und daher doch recht platt wirkte.
Insgesamt muss ich sagen, dass die Autorin es einfach geschafft hat, sämtliches in der Story vorhandenes Potenzial gekonnt in den Sand zu setzen. Sehr schade.