Themenüberladen, aber dennoch guter Krimi
Nele Neuhaus behandelt mit diesem Krimi ein sehr aktuelles Thema. Das Unternehmen WindPro möchte im Taunus einen großen Windpark bauen. Da die Windverhältnisse nicht optimal sind, werden Gutachten gefälscht, um das Projekt zu retten.
Die häufigen
Perspektivwechsel halten die Spannung hoch, verbreiten aber auch Hektik, weil dadurch auf die sehr…mehrThemenüberladen, aber dennoch guter Krimi
Nele Neuhaus behandelt mit diesem Krimi ein sehr aktuelles Thema. Das Unternehmen WindPro möchte im Taunus einen großen Windpark bauen. Da die Windverhältnisse nicht optimal sind, werden Gutachten gefälscht, um das Projekt zu retten.
Die häufigen Perspektivwechsel halten die Spannung hoch, verbreiten aber auch Hektik, weil dadurch auf die sehr zahlreichen Personen nicht so tief eingegangen werden kann, wie man es als Leser an der ein oder anderen Stelle wünschen würde.
Oliver von Bodenstein verliert etwas an Glanz, was mir recht gut gefällt. Allerdings ist er gleich allzu leichtfertig, weil er sich verliebt. Dafür läuft Pia zu Hochform auf. Da sich am Ende auch noch ihr Wohnproblem aufs Angenehmste löst, ist für sie die Welt perfekt. Das einzige Problem könnte ihr Partner Christoph darstellen, der sich sehr große Sorgen macht wegen gefährlichen Einsätzen. Davon wird man bestimmt in der Fortsetzung noch mehr lesen.
Die Person der Annika ist am Ende immer noch schleierhaft. Es ist nicht wirklich klar, ob es sich bei ihr um einen Cliffhanger handelt oder ob der Leser mit dem offenen Ende leben muss. Etwas verwirrend ist die Tatsache, dass sie eine alte Bekannte von Jannis´ Freundin Ricky ist. Dennoch wohnt sie bei den beiden, ohne dass sie ihre Identität offen legt. Jannis ist als schillernde, interessante Persönlichkeit dargestellt, bei mir erscheint er aber nicht wirklich glaubwürdig. Dabei helfen die derben und unnötigen Sexszenen auch nicht wirklich.
In diesem 550 Seiten dicken Schmöker werden eine Vielzahl von Themen in unterschiedlicher Tiefe angeschnitten: Globale Erwärmung, erneuerbare Energie, Umweltaktivisten (Wutbürger), Massenpanik, sexueller Missbrauch an Schulen, Korruption, Liebe, Eifersucht, Rache….und noch viele mehr. Diese Anhäufung an Motiven und Themen hat leider eine gewisse Oberflächlichkeit zur Folge, weil manches nur gestreift werden kann. Der Plot wäre glaubwürdiger, wenn das ein oder andere weggelassen würde. Z.B. wäre Ricky genau so glaubwürdig, wenn sie beruflich und privat nicht so übermenschlich engagiert wäre. Die Massenpanik wurde polizeilich nicht aufgearbeitet und erscheint deshalb als aufgesetzt.
Inhaltlich hat sich Nele Neuhaus vermutlich durch eine Nachrichtenmeldung inspirieren lassen, als 2009 Hacker die East Anglia's Climatic Research Unit (CRU) gehackt haben und eine Vielzahl von kompromittierenden E-Mails und Datenmaterial im Internet gelandet ist.
Darüber darf man sich natürlich Gedanken machen. Dennoch wäre es natürlich fatal, daraus zu schließen, es gäbe keinen menschlichen Beitrag am CO2 Problem und zur globalen Erwärmung oder die globale Erwärmung wäre eine reine Erfindung. In diesem Fall würde sich auf jeden Fall die Autolobby freuen, wenn sie es nicht schon tut durch die laufende Erwähnung von tollen Autos. Ich hoffe jedoch, Nele Neuhaus wollte den Leser lediglich dazu anregen, kritisch und offen zu sein im Bezug auf die Interpretation von Forschungsresultaten und Nachrichtenmeldungen.
Das Cover finde ich sehr passend; der Rabe auf dem Strommast. Der Wiedererkennungswert mit einem Bild bei düsterer Witterung mit Blutspritzern ist auf jeden Fall da und hebt sich positiv vom Durchschnitt ab. Mir gefällt das sehr gut. Was mir weniger gefällt, ist das Format. Auch wenn das Buch diese Klappen hat (wozu sind die eigentlich da?) und ein Lesebändchen, das an die letzte Seite geklebt war (leider hat es sich bei mir sehr schnell gelöst), so handelt es sich dennoch nur um ein Taschenbuch, für das ich keine 15.- € bezahlen würde. Das ist aber eine generelle Entwicklung einiger Verlage und darf der Autorin nicht angelastet werden.
Trotz einiger kleinerer Schwächen hat mir „Wer Wind sät“ sehr gut gefallen, ich habe mich gut unterhalten gefühlt und habe Inhalte gefunden, über die es sich nachzudenken lohnt. Im Vergleich zu „Schneewittchen muss sterben“ empfand ich diesen Krimi weniger oberflächlich. Empfehlenswert!