"(...) Und was wollen Sie ausgerechnet hier?", fragte sie.
"Weniger", sagte ich. "Ich will weniger."
Kapitel 4
Ja, das ist Ellas Plan, Ella reduziert sich. 15 Jahre lang hat sie Dokumentationen über Umweltkatastrophen gemacht und jetzt, nach der Scheidung, dem Auszug der Kinder und dem Verkauf
des Hauses, macht sie keine halben Sachen. Sie reduziert ihr Hab und Gut drastisch und zieht in ein…mehr"(...) Und was wollen Sie ausgerechnet hier?", fragte sie.
"Weniger", sagte ich. "Ich will weniger."
Kapitel 4
Ja, das ist Ellas Plan, Ella reduziert sich. 15 Jahre lang hat sie Dokumentationen über Umweltkatastrophen gemacht und jetzt, nach der Scheidung, dem Auszug der Kinder und dem Verkauf des Hauses, macht sie keine halben Sachen. Sie reduziert ihr Hab und Gut drastisch und zieht in ein Tiny House. Nicht viel haben, nicht viel zu tun, Zeit für sich und darüber eine Doku machen, das ist der Plan.
Doch es ist gar nicht so leicht, aus der Hektik des Alltags und des Überflusses ins Weniger zu kommen. Erst Mal braucht es viel mehr Organisation und Arbeit, seine Habseligkeiten auf wenigen Quadratmetern zu sortieren und dann ist sie es einfach nicht gewohnt, weniger zu tun. Erst verliert Ella sich, vertrödelt ihre Tage und findet sich schwer zurecht. Im kleinen Haus und im Leben.
Doch in der Tiny-House-Siedlung wird sie nicht alleingelassen! Liebe Mitbewohnerinnen wie Pia fangen sie ein wenig auf. Und dann gibt es auf einmal doch viel zu tun, denn Theo, der Bauer, dem die Siedlung gehört, hat Probleme mit seinen Helfern. Unerwartet findet Ella sich auf dem Feld wieder, beim Bäume schneiden und Löcher buddeln.
Und dann ist da noch Jakob, ein eher schweigsamer Nachbar, der sie erst auf Abstand hält...
Ich mochte Ella vom Fleck weg! Sie ist einen patente Frau, die ihr Leben und auch das ihrer Leben gewuppt hat. Nun muss sie loslassen, Dinge und auch ihre Kinder, die zu groß sind, um bemuttert zu werden. Auch alte Glaubenssätze, wie zum Beispiel, immer funktionieren zu müssen. Anfangs tut sie sich sehr schwer, und das konnte ich nur zu gut verstehen. Unerwartet trifft sie die neue Aufgabe als Theos Helferin und sie merkt, wie sie die körperliche Arbeit erdet und auch die langsam Routine werdenden Spaziergänge mit Jakob und seinem Hund Ackermann lassen sie en wenig zur Ruhe kommen.
Die Energie zwischen den beiden war richtig zu spüren - und auch, dass ihr Jakob etwas verschweigt. So nah sie sich auf persönlicher Ebene kommen, zu seinem früheren Leben schweigt er sich aus. Warum?
Auch die praktischen Aspekte kamen nicht zur kurz und waren sehr unterhaltsam. Wie etwa Ellas Versuche, Edgar, dem störrischen Holzofen, etwas Wärme zu entlocken. Seit ich ein Teenager bin, musste ich mich auch um die Holzheizung daheim kümmern, aber mir ist bewusst, dass das für einen Ungeübten eine große Herausforderung darstellen kann.
Letzten Endes kommt alles anders als erwartet und doch zu einem stimmigen Ende!
Und die Geschichte hat mich angeregt, etwas über die Berge an Dingen nachzudenken, die man so anhäuft.
Dies war für mich das zweite Buch von Kristina Günak, das ich gelesen habe. Und es wird sicher nicht das letzte sein! Sie schreibt locker und ehrlich, nimmt auch schwierige Themen unter die Lupe und behandelt sie mit viel Fingerspitzengefühl.
Fazit: Ein lesenswertes Buch über den Gewinn durch Reduktion, das Leben und die Liebe.