- Herr Hengsbach, Sie müssen schrecklich frustriert sein. - Wieso? Weil ich immer noch gegen den neoliberalen Strom anschwimme, nicht glaube, dass Privatisierung, Deregulierung, die Heilsbotschaften sind? Arno Luiks Interviews beginnen mit provozierenden Fragen und verführen seine Gesprächspartner zu einer erstaunlichen Offenheit. Schon mit der ersten Antwort wird der Leser in diese Gespräche gezogen, folgt ihnen fasziniert und liest Dinge, die man anderswo nicht gelesen hat. Wenn der junge Boris Becker 1989 über die Belastung spricht, die früher Ruhm bedeutet, und Kati Witt davon, wie benutzt sie sich in der DDR fühlte; wenn Oskar Lafontaine erzählt, was es bedeutet hat, kurz nach dem Attentat wieder als Kanzlerkandidat zur Verfügung zu stehen, und der Gewerkschafter Franz Steinkühler davon, wie er bei dem ersten großen Streik 1963 das Streikgeld von der Bank abgeholt und in Tütchen an die Arbeiter verteilt hat, wenn Otto Graf Lambsdorff den Regierungsstil Helmut Kohls als verfassungsfeindlich geißelt und der Milliardär Götz Werner ein Grundeinkommen für alle fordert, wenn Christoph Hein berichtet, wie in den Tagen des Mauerbaus seine Lust auf Kunst ihn zu einem Gefangenen der DDR machte, dann entfaltet sich die Geschichte Deutschlands auf besondere Weise. Persönlich und politisch. Politiker, Schriftsteller, Unternehmer, Sportler, Außenseiter erzählen über sich und geben Antwort auf eine Frage, die ihnen gar nicht gestellt wurde: Was ist Deutschland? Was verbindet uns, wenn uns etwas verbindet?