„Der Jüngling“ („Werdejahre“) ist der vierte von fünf Romanen, die zu Dostojewskijs Hauptwerken zählen. Protagonist ist der 19-jährige Abiturient Arkadi Makarowitsch Dolgoruki, außerehelicher Sohn von Andrej Petrowitsch Wersilow und dem Dienstmädchen Sofja Andrejewna Dolgoruki. Letztere ist mit dem
Gärtner Makar Iwanowitsch Dolgoruki verheiratet.
Damit hat Arkadi zwar einen Vater aus dem…mehr„Der Jüngling“ („Werdejahre“) ist der vierte von fünf Romanen, die zu Dostojewskijs Hauptwerken zählen. Protagonist ist der 19-jährige Abiturient Arkadi Makarowitsch Dolgoruki, außerehelicher Sohn von Andrej Petrowitsch Wersilow und dem Dienstmädchen Sofja Andrejewna Dolgoruki. Letztere ist mit dem Gärtner Makar Iwanowitsch Dolgoruki verheiratet.
Damit hat Arkadi zwar einen Vater aus dem Adelsstand, er selbst gehört aber nicht dazu. Dieses „zwischen den Stühlen sitzen“ belastet ihn in seiner Schulzeit und späteren Entwicklung. Er ist naiv, unbeherrscht, verliert sich in Idealen und findet seine gesellschaftliche Rolle nicht. Seine Entwicklung über einen Zeitraum von mehreren Monaten macht den Kern des Romans aus.
Ich-Erzähler Arkadi erzählt seine Geschichte, deutet künftige Ereignisse und künftige Bewertungen der Situationen an und unterbricht den Handlungsstrang durch Einschübe über parallele oder vergangene Ereignisse und über Beziehungen zu Dritten. Der Lesefluss wird dadurch häufig unterbrochen, was das Verständnis für die Zusammenhänge letztlich erschwert.
Es geht aber nicht nur um Arkadi und auch nicht nur um seine Beziehung zu seinem leiblichen Vater. Seine Erlebnisse sind ein Spiegelbild einer gespaltenen russischen Gesellschaft. Die Figuren in seinem Umfeld sind Sinnbilder für unterschiedliche Charaktertypen. Entsprechend vielfältig sind die von Intrigen, Leiden und Verbitterung geprägten Beziehungen in diesem gesellschaftlichen Spannungsfeld.
Einzig Makar Iwanowitsch Dolgoruki, der von einer Pilgerreise krank zurückkehrt, erweist sich durch seine Bedürfnislosigkeit und gelebte Nächstenliebe als Lichtblick in einer zerfallenden Gesellschaft. Dostojewskij verarbeitet in diesem Roman Themen wie Glaube, Spielleidenschaft, psychische Erkrankungen, fatale Beziehungen, Schuld und Sühne, die auch seine anderen Werke prägen.