Die Sozialisation von Frauen mit Behinderung ist ein Thema, das ich interessant finde, weil ich selbst eine Frau bin. Für mich ist diese Tatsache allerdings nicht ungewöhnlich, sondern ich empfinde es als selbstverständlich und gehe davon aus, dass mich auch alle anderen Menschen als Frau wahrnehmen. Im Gegensatz zu Frauen mit Behinderung, die werden nämlich in erster Linie als so genannte "Behinderte" wahrgenommen, die nur nebenbei weiblich sind. Bei Frauen mit Behinderung treten aufgrund dieser das Geschlecht und auch alle anderen ihrer Merkmale und Fähigkeiten in den Hintergrund. Die Lebenssituation von Frauen mit Behinderung ist schwierig, da sie gleich zwei benachteiligten Gruppen der Gesellschaft angehören: Zu der Gruppe der Behinderten und zu der Gruppe der Frauen. Ich habe versucht weibliche Lebenszusammenhänge und Aneignungsprozesse unter Einbezug von Behinderung zu denken. Ich wollte erfassen, ob es möglich ist eine eigenständige, weibliche Identität unter den Bedingungen von Behinderung auszubilden. Alle meine Überlegungen gründen auf dem Gedanken, dass Geschlecht und Behinderung zwei sozial hergestellte Phänomene seien.